Alien 3: Ewiges Licht
Lichtmuster sanken in die
goldene Haut der Geschosse, noch während sie hinschaute.
»Gefechtsköpfe mit Kernfusion durch Zangeneffekt werden
gegen die Marodeure wenig ausrichten«, sagte Maschine. Er stand
in dem heißen Licht ganz still, etwas entfernt von dem scharfen
Schatten, den das Schiff auf den Sand warf. Mit halb geschlossenen
Augen, die nur weiße Spalten zeigten, schien er einem Anfall
nahe zu sein; aber seine Stimme war hell und heiter. »Man hat
uns etwas Besseres gegeben als rohe Energiewaffen. Die Geschosse sind
mit einer Art von mathematischen Virus getränkt. Die Marodeure
benutzen Prozesse, die nur sie zu verstehen glauben. Diese
Gegenmaßnahme ist ein Geschenk seitens derer, die diese
Prozesse als erste entwickelt haben. Sie haben sich von unserem
Universum zu weit entfernt, um wieder einzutreten. Die Plancksche
Konstante würde ihr Entropieniveau nicht aushalten. Sie
würden zerstreut werden wie ein Schiff, das es mit Kontraraum
aufnimmt und zerstreut wird, wenn es zu tief in einer
Gravitationssenke steckt. Aber Sie und ich, Suzy, werden die
Überbringer sein. Das ist ein großartiges
Unterfangen.«
»O ja, da bin ich sicher. Und wie werden wir wissen, worauf
wir schießen müssen?«
»Das wird unser geringstes Problem sein. Wir werden es
erfahren, wenn die Zeit kommt.«
»Wir werden es erfahren – großartig!« Suzy
versuchte, nicht daran zu denken, was sie tun würde, wenn sie
endlich wieder in der Realität zurück wäre. Auf keinen
Fall Drachen jagen auf Geheiß eines Haufens Feuerbälle,
das war sicher. Sie unterdrückte den Gedanken, so gut sie
konnte. Sie war wieder ganz verdreht bei der Vorstellung, daß
die Engel oder Maschine oder vielleicht Robot, der angeblich diese
ganze Szene träumte – wo war er? Im Innern des Kopfes von
Maschine? –, ihr direkt ins Hirn sehen könnten.
Sie sagte: »Das ist Zeitverschwendung. Wir sollten lieber
weitermachen. Ich habe genug Sand gesehen für mein ganzes Leben
und deines auch.«
Der Anblick des dichtgedrängten Versorgungssystems des
Einzelschiffs traf Suzy mit einer großen Welle von Nostalgie
und brachte schlagartig Erinnerungen zurück wie Eisbrocken von
einem kalbenden Gletscher. Die kardanisch aufgehängte Liege,
deren silbriger Bezug noch die Eindrücke ihres Körpers
trug. Das Steuerpult, bei dem Streifen mit ihrer krakeligen
Handschrift unter der Hälfte der Schalter steckten. Fettspuren
auf der Eingabetaste von ihren Fingerspitzen. Und vor allem der
Geruch: süßlich und faul, ihr eigener und der Geruch von
Robot, vermischt durch Wochen des Verweilens in dem kleinen Raum. Sie
atmete tief ein; aber schon verschwand der Geruch, als ihre Nase sich
wieder daran gewöhnte.
Der Servomotor der Schleuse winselte hinter ihr. Auf dem Netz des
Decks schrumpfte ein Bogen aus grünweißem Licht zu einer
Linie und verschwand.
»Sie werden die Waffennische schließen«, sagte
Maschine. »Dann sind wir sofort startbereit.«
Suzy blickte ihn an. Er hatte sich in den rückwärtigen
Teil der Kabine gezwängt. Seine lange blonde Mähne streifte
das Netz der Decke. Die natürliche und die prothetische Hand
baumelten neben den Schenkeln. Er stand ganz anders da als in der
lässig gebeugten Haltung von Robot. Die Haut sah weiß und
etwas schmutzig aus im Licht der Leuchtröhren.
Muskelflächen quer über dem Magen, Haar wie gesponnene
Messingdrähte über seinem schrumpligen Glied. Nackt –
wie sie auch.
Suzy holte Unterkleidung für Anzüge aus dem Verteiler,
warf eine Garnitur Maschine zu, drehte sich um und kletterte eilig in
die andere. Sie fühlte sofort große Erleichterung, als die
Berührung mit weichem gesteppten Stoff an die Stelle luftiger
Empfindung der Nacktheit trat. Mit dem Daumen drückte sie das
Schließband vom Nabel bis zum Hals zu. Sie wandte sich um und
sah, daß Maschine immer noch nackt war, das Unterzeug unter
seinen bloßen Füßen zerdrückt (mit staubigem
weißem Sand überpudert, die Zehen zusammengepreßt,
die gelben Nägel krumm und zusammengeschrumpft).
Suzy sagte: »Zum Anziehen nimmt man erst das eine und dann
das andere Bein.«
Maschine sagte ohne eine Spur von Ironie: »Ich entsinne
mich« und bückte sich, um mit seiner prothetischen Hand das
Unterzeug aufzuheben.
Suzy stieg in die Liege, stellte sie auf Sitzposition und rief
eine Zustandskontrolle auf. Sie war so konzentriert mit dem
Durchgehen der Symbolreihen, daß sie kaum bemerkte, wie
Maschine sich in die enge Schlafnische der Wand hinter
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