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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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aber auch bei stärkster Vergrößerung
kaum zu sehen. Ein winziger, unbedeutender Fleck in den sich
verengenden Spiralen der Sammelscheibe, aber doch so trächtig
von Bedrohung wie eine entartete Krebszelle.
    Die Masse des Schwarzen Lochs und die Vorgänge in seiner
Sammelscheibe waren leicht gemessen. Tatsächlich waren die
Daten, die Dorthy zu sammeln half, nur Verfeinerungen von dem, was
seit Jahrhunderten bekannt war, Details, die bisher verdunkelt waren
durch riesige Gaswolken, die den galaktischen Kern vor dem Spiralarm
verhüllten, wo Sol und die kleine Blase des bekannten Weltraums
sich befanden. Aber was Dorthy über das meiste von alledem
lernen wollte, lag nicht innerhalb der Sammelscheibe, sondern an
ihrem Rande, einige Dutzend Lichttage von dem Wurmlochplanetoiden
entfernt: die riesige, geheimnisvolle Hyperstruktur, die die Zeugen
als ihr Eigentum erklärt hatten, sicher ein Überbleibsel
aus dem Goldenen Zeitalter, das sie in ihrem Dämmerzustand unten
auf Colcha erspäht hatte.
    An dem Tag, da sich alles änderte, stellte Dorthy wie
üblich die rückwärtige Kamera der Sonde zur Verfolgung
der HyperStruktur ein, als sie sich einschaltete. Ein Inset von etwa
hundert Pixel Seitenlänge überlagerte eine Ecke vom
Panorama der Sammelscheibe und zeigte die HyperStruktur vor dem
unscharfen Haufen von Wolf-Rayet-Sternen, die innerhalb des
zerfransten Torus von Gaswolken zu leuchten begannen. Der Schatten
einer Sphäre mit einem nachgezogenen Dorn, einem Dorn von
Milliarden und aber Milliarden Kilometern Länge, der aber nur
ein undeutlicher Faden war, selbst bei Einsatz des der Sonde
eingebauten Vergrößerungs-Chips. Da war die Andeutung
eines gespenstischen Zwillings dieses riesigen Überbleibsels,
etwas hinter der Kante der Sammelscheibe, aber nicht mehr als eine
Andeutung.
    Aber es blieb keine Zeit mehr für einfache Beobachtung. Die
Hälfte der Instrumente der Sonde war bereits verstummt als Opfer
von Strahlung oder Aufprall entblößter Kerne, die sich mit
fast Lichtgeschwindigkeit bewegten. Und jetzt brach auch die
Verbindung selbst zusammen. Interferenzraster flimmerten über
Dorthys Gesichtsfeld. Ein Gebrüll weißen Lärms erhob
sich in ihren Ohren. Mit einigem Bedauern schaltete Dorthy die
Verbindung aus. Das ausgedehnte Panorama einfallender Lichtspiralen
zitterte und fiel in sich zusammen. Sie war wieder auf der Liege,
tief im Forschungsmodul der Vingança.
    Dorthy setzte sich hoch, benommen vor Desorientierung und fing an,
Kontakte von ihren Lidern zu lösen, ihren Schläfen und
ihrem Nacken. Sie empfand eine tiefe, leise Trauer wegen des
Verlustes der armen, getreuen Sonde. Aber vielleicht war es auch so
schon gut. Sie hatte genügend lange Zeit mit Beobachten
verbracht. Es war Zeit, Bilanz zu ziehen, zu analysieren, was geschah
und was geschehen war, und die Milliarden von Daten durchzusieben
nach irgendeiner Spur der Marodeure.
    Aber wie gewöhnlich war Professor Doktor Abel Gunasekra allen
anderen voraus. Als Dorthy etwas zu essen fassen wollte, erfuhr sie,
daß er eine Besprechung anberaumt hatte, um seine Funde zu
diskutieren. Nach drei Wochen war alles dabei, sich zu
verändern.
     
    »Es kann kein Zweifel bestehen«, sagte Gunasekra zu Ende
seines Vortrags, »aber derselbe Prozeß, den wir nach dem
Ereignis beobachteten, das asymmetrische Auftreten
ultrahochenergetischer Photonen, die in Kaskaden von Leptonen und
Hadronen zerfielen, geht auch innerhalb der Sammelscheibe vor sich,
nur in sehr viel größerem Maßstab. Wir sehen die
Wellenfrontbildung von Sternen infolge eines kürzlichen
Kataklysmus; und wir sehen eine Hülle aus Gas, das kürzlich
von der Sammelscheibe ausgestoßen wurde. Ich vermute, daß
diese Sterne fast völlig aus Wasserstoff bestehen, der durch den
Zerfall ultrahochenergetischer Photonen gebildet wurde. Irgend etwas
scheuert das Gewebe von Raumzeit so dünn, daß
Schöpfung durchscheint. Ich will nicht weiter spekulieren, aber
vielleicht können wir unsere eigenen Schlüsse ziehen
hinsichtlich dessen, was dafür verantwortlich sein könnte
in Anbetracht der anomalen Struktur, die in der gleichen Region
beobachtet wurde.«
    Fast alle Wissenschaftler waren da, um ihn anzuhören –
mehr als dreißig Zeugen und, in einer defensiven Gruppe in
einer Ecke, das Dutzend andersdenkender Gelehrter, die sich
entschlossen hatten, nach der Meuterei auf der Vingança zu bleiben. Talbeck Barlstilkin saß unter ihnen. Seine
Augen starrten ins Unendliche. Gunasekras Folgerungen

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