Alien 3: Ewiges Licht
war das Aroma der
Startfläche auf dem Trägerschiff. Die Beklemmung in ihrem
Magen war das Gefühl, mit dem sie morgens immer bei jedem
Einsatz aufgewacht war. Der mondgesichtige chinesische Steward
rüttelte sie sanft wach und verkündete, daß es genau
sechs Uhr sei. Sie zwang das traditionelle Steakfrühstück
hinunter und machte gequälte Witze mit den anderen Piloten ihres
Geschwaders. Die freundlichen Hände ihrer Flughelfer setzten sie
in die Polysilikonhalterung des Kampfeinsitzers. Sie stöpselten
sie ein und schnallten sie fest. Öl und warmer Gummi, die
Luftanlage summte hinter ihrem Kopf, oben vor sich Bildschirme, die
geisterhaft falsche Konstellationen über die Sterndarstellungen
legten.
Schließlich war sie die einzige Überlebende des
Geschwaders gewesen, als die Marine sich zurückgezogen und das
Feld vom Feind gesäubert hatte. Wenn sie diesem Gedanken
nachhing, konzentrierte sich ihre Wut wie eine Linse, die sie als
Kind benutzt hatte, um in deren Brennpunkt Ameisen mit einem kleinen,
befriedigenden Zischen zu rösten.
Zwölf Einsätze waren schon fast ein Rekord. Und dann die
Zeit danach, an die sie nicht denken mochte. Verfluchter Beta Corvi!
Keine grüne Welt, kein Vermögen. Eine miese Zeit. Nicht
einmal ein nennenswerter wissenschaftlicher Bonus. Angeschmiert wie
die meisten Veteranen der Einsitzerschiffe. Man hatte ihr Ruhm und
Reichtum vorgegaukelt; und alles, was sie bekam, war ein exklusiver
einmaliger flüchtiger Blick auf einen Haufen Felsen und einen
Gasriesen, der so weit draußen war, daß er den verdammten Pluto geradezu einladend machte. Und das Kartell, das sie
gefördert hatte, war deshalb freundlich gewesen und hatte in
Aussicht gestellt, für ihre Schulden aufzukommen. Du brauchst
nur einige Zeit für Urbis zu arbeiten in den Kampfstaffeln, wo
auf andere Weise geflogen wird. Und das hatte sie auch gemacht, erst
als eine der Einzelpiloten des Kartells und dann als
Gruppenführerin für Duke Bonadventure. Zehn abscheuliche
Jahre lang.
So trank Suzy noch etwas Brandy und ließ sich von der Musik
benebeln. Sie grölte die einsame Lyrik hinaus und schlug im
Zwölfertakt auf den Querbalken, bis ihre Knöchel zu bluten
begannen, ohne das überhaupt zu bemerken.
Und so fand sie Adam X einige Stunden nach dem Unfall in Trance
durch Erinnerungen, Musik und hochprozentigen Brandy.
In der Höhe flammten Leuchtröhren auf, als er in den
Raum stapfte, und warfen den Schatten des Simulatars auf schwitzende
Felswände. Dessen hin und her gekrümmte Flügel und die
Ketten des ausgebreiteten Harnischs hingen wie Eingeweide herunter.
Seine Schritte verursachten ein lautes Echo, aber Suzy schaute nicht
auf, bis er über ihr stand.
»Donnerwetter!« sagte sie. »Wie hast du mich
gefunden?« Die Musik klang ihr noch in den Ohren; und seufzend
nahm sie den Spieler heraus, schaltete ihn ab und legte ihn neben
sich auf fleckigen Beton.
Adam X setzte sich neben ihr auf den Fußboden. Er war ein
großer Mann von fast einhundert Kilo Masse, bewegte sich aber
so sanft wie eine Katze. Als ob man ein Kartenspiel gemischt
hätte, um eine neue Farbe zu zeigen, runzelte er die Stirn und
sagte feierlich: »Suzanne, es tut mir so leid.«
»Zum Teufel, wie kann dir etwas leid tun? Und nenne mich
nicht Suzanne! Nenne mich Suzy oder sonstwie!«
Ihr Name war wirklich Suzanne, Suzanne Marie Thibodeaux. Aber das
war nichts für eine ehrgeizige Fliegerin. Darum hatte sie den
Namen vorn und hinten verkürzt und dem Mädchennamen ihrer
Mutter vorangestellt. Sie war jetzt Suzy Falcon, die heißeste
und schnellste Jagdfliegerin auf Titan, bis sie schließlich das
Glück verließ. Es stand ihr gut. Suzanne Marie Thibodeaux
war vor einiger Zeit gestorben, in den letzten Tagen des großen
Feldzugs nach der Endlösung.
Adam X änderte seine Miene und schenkte ihr ein Lächeln.
Im übrigen war das auch nicht sein wahrer Name. Es war ein
kleiner Scherz von Duke Bonadventure. Dieser besaß Adam ebenso,
wie er (auf andere Weise) Suzy und die anderen im Team besaß.
Als Adam sich vorbeugte, um mit gespielter Besorgnis ihre Hand zu
ergreifen, schimmerte Licht auf den kleinen Metallplatten an beiden
Schläfen, die durch seine modisch gelockte Ponyfrisur halb
verdeckt waren. Suzy unterdrückte einen leichten Schauder bei
seiner Berührung. Diese langen, weißen und makellos
manikürten Hände hatten mindestens ein Dutzend Kinder in
Stücke zerteilt. Seine Hand war glatt und warm.
Er sagte: »Suzy, meine Gefühle sind so,
Weitere Kostenlose Bücher