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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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die
Fähigkeit, sofort einen Mann zu beurteilen und für ihn
einen Platz in seinen Maßnahmen zu finden.
    Seppo Armiger lächelte zurück und sagte: »Wir
können es machen. Aber ich möchte sagen, daß Ihre
Position etwas wacklig ist, Lieutenant. Schließlich sind Sie
ebensosehr ein Meuterer wie jeder beliebige Zeuge.«
    Ein Offizier lachte und meinte: »Wir alle sind
Meuterer.«
    »Aber Sie verstehen, daß wir die braven Burschen
sind«, sagte Lieutenant Alverez. »Und jetzt Schluß
mit reden! Es ist Zeit zu gehen.«

 
   7
     
     
    Dorthy wußte, daß es nur einen Ort gab, wo sie sich
sicher verstecken konnte, das Labyrinth von Kabinen und Abteilen und
Gemeinschaftsräumen in den Wohnmodulen. Natürlich
würden die Zeugen auch dort nach ihr suchen, aber ihr TALENT
erlaubte ihr, ihnen leicht auszuweichen. Sie fand einen Spiegel und
trat ihn ein. Einen der noch im Rahmen steckenden Splitter benutzte
sie, um das Klebeband an ihren Handgelenken zu zerschneiden.
    Wie alle anderen Kabinen in dem Modul war diese eiskalt und wurde
nur durch eine schwache rote Leuchtröhre der Notbeleuchtung
erhellt. Weil aber jemand den entsprechenden Stromverbrauch orten
könnte, wagte Dorthy nicht, die Klimaanlage einzuschalten. Sie
saß auf dem Kunststoffstuhl und legte die Füße auf
das nackte Gestell der Pritsche hoch. Die Hände schob sie
zwischen die Schenkel, um sie warmzuhalten, und überlegte, was
sie jetzt tun könnte.
    Ihr erwachtes TALENT schien sich stabilisiert zu haben. Es war
nicht außer Kontrolle, aber obwohl jetzt das Adrenalin ihrer
Flucht abklang, fragte sie sich, was mit ihr geschehen würde,
falls das Implantat schwer geschädigt oder gar getötet
wäre. Wenn sie nicht imstande war, ihr TALENT zu kontrollieren,
wäre das so, als ob sie nicht mehr schlafen oder träumen
könnte. Es würde zu Halluzinationen führen, zu
Verletzungen in der Großhirnrinde, zum Tod.
    Dorthy dachte darüber ruhiger nach, als sie es früher
getan hätte. Obwohl sie den größten Teil ihres Lebens
mit diesem Risiko verbracht hatte, mußte sie sich jetzt auch um
den einen Monat alten Fötus in ihrem Leib kümmern. Sie
erkannte aber auch wieder, wie sehr sie die Benutzung ihres TALENTES
vermißte. Jene zehn Jahre im Navy-Gewahrsam waren gleichsam
zehn Jahre des Lebens mit verschwommener Sicht und weißem
Rauschen in den Ohren gewesen. Jetzt konnte sie wieder sehen und
hören.
    Sie konnte jedes des halben Hunderts menschlicher Geister an Bord
des Schiffs wahrnehmen. Die meisten davon waren in zwei getrennten
Gebieten zusammengedrängt, welche die Kommandokuppeln und das
Forschungsmodul sein mußten. Nur einige wenige waren in den
Docks im Rückgrat des Schiffs verteilt. Niemand war ihr nahe
genug, daß sie mehr als einen groben Eindruck gewinnen konnte.
Am deutlichsten gewahrte sie die allgemeine Gestalt da, wo
drei, sechs oder ein Dutzend Personen beieinander waren. Hier ein
Knoten erregter Neugier, hin und wieder eine ruhige,
unbekümmerte Freude, die gleiche transzendentale Emotion, die
sie vorher in Ang Poh Mokhtar bemerkt hatte.
    Aber allmählich wurde ihr etwas anderes bewußt.
Fließende Eindrücke wie das Flimmern der ersten Sterne,
wie man es an einem warmen Sommerabend auf der Oberfläche eines
Planeten sieht… Oder nein, sie waren zu hell, wie die
flüchtigen mikroskopischen Einschnürungen, die
zufällige Fluktuationen der Schwerkraft in der Sammelscheibe
erzeugen.
    Sie waren anders als alles, was sie je gesehen hatte. Wie riesige
lineare logische Ketten, vom Ende her gesehen, oder kurze Blicke auf
die genau definierten Nanosekundenpulse, die das maschinelle
Äquivalent (aber kein TALENT konnte das Arbeiten von
Maschinenintelligenz wahrnehmen) der langen, unbeholfenen,
verwickelten Gewebe menschlichen Denkens waren.
    Insbesondere ein dimensionsloses Stäubchen schimmerte und
funkelte und drehte sich so strahlend zwischen den flackernden Kerzen
rein menschlicher Geister, daß es ihre volle Aufmerksamkeit auf
sich zog. Hier, rief es ihr zu. Hier, hier, hier bin
ich!
    Nach einer Weile erhob sich Suzy aus dem Stuhl und setzte sich in zazen- Haltung auf den kalten, staubigen Fußboden, einen
dünnen Plastikbezug über dem unnachgiebigen Metall der
Schiffshaut. Von allen Methoden, die sie versucht hatte, war
Zen-Meditation sessan amakuki für sie die beste Art, ihr
TALENT zu fokussieren, indem sie es von dem weiten, Undefinierten
Feld von Empathie, das alles um sie herum berührte, auf das
Besondere einengte, das einzigartige

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