Alien 3: Ewiges Licht
Muster des Individuellen,
welches in ihrem stillen Zentrum gespiegelt werden konnte.
Aber die flackernde Spur wurde nicht deutlicher, als sich Dorthys
Trance vertiefte. Es blieb ein halb erkennbares täuschendes
Irrlicht. Statt dessen wurde die Tür des Raumes
zurückgezogen, und die Alea-Ahnin trat ein. Jedes Haar ihres
dichten schwarzen Pelzes endete in einer klaren, refraktiven Spitze,
die alle das mattrote Licht der Kabine in rubinrote, karneol- und
granatfarbene Nadelstichmustern brachen, die herumwirbelten und bei
ihrer letzten Bewegung aufblitzten. Obwohl ihr großer, in einer
Kapuze steckender Kopf gebeugt war, streifte er doch die Decke. Im
Schatten der Falten nackter blauer Haut war ihr schmales Gesicht von
Freude belebt. Ihre schwarzen, runzligen Lippen gaben feuchte Reihen
von scharfkantigem Horn frei in Annäherung an ein menschliches
Lächeln.
- Mein liebes Kind. Etwas Wundervolles ist zu uns gekommen. Geh
jetzt mit mir! Es gibt Leute, die du kennenlernen sollst.
Wie in einem Traum, ohne sich über die unmögliche
Fremdartigkeit dieser Erscheinung zu wundern, erhob sich Dorthy vom
Boden und folgte dem weiblichen Neutrum durch die Tür in
stürmisch rotes blendendes Licht.
Über die flachen Fliesen der Plattform kamen zwei menschliche
Gestalten auf sie zu, die sich als Silhouetten vor der sengenden,
schwarzgefleckten Scheibe der Sonne von P’thrsn
abzeichneten.
8
Später brachten sie Suzy in eine Kabine und schlossen sie mit
einem Wächter ein. Der Raum war völlig leer bis auf den
Stuhl, auf dem der Wächter saß, und die Matratze, auf der
sie lag. Sie zitterte in ihrer Unterkleidung. In ihrem Unterkiefer
waren ein paar Zähne locker. In einem Ohr empfand sie sengenden
Schmerz. Auf den Armen, wo ein katalytisches Feuerzeug ihre Haut
berührt hatte, trug sie einige Brandflecke.
Aber schlimmer als der aktuelle Schmerz war die Erinnerung an den
kleinen schwarzen Stab, eine Art von Induktionsgerät, das die
Nerven unter ihrer Haut überall da entflammt hatte, wo es sie
berührt hatte. Es hatte sie in einer Welle
weißglühender Qual voll aufgerissen. Der Mann hatte es
vorsichtig an verschiedenen Stellen ihres Körpers benutzt und
dabei gesagt, was er tun würde. Danach stellte er ihr eine
Frage, tat es, wenn sie antwortete, und fragte dann wieder. Sie hatte
die Wahrheit gesagt, nicht weil sie es wollte, sondern weil der
Schmerz ihr keinen Raum ließ, an etwas anderes zu denken.
Selbst als er fertig war, hatte sie noch weiter geredet in einem
verzweifelten unzusammenhängenden Strom – über die
Schattentänzer und die fraktale Wüste und die goldene Stadt
der Engel, die längs des unendlichen Horizonts brannte, und den
Verrat von Maschine. Schließlich hatte er sie hart ins Gesicht
geschlagen und gesagt, sie solle aufhören. Sie wären jetzt
fertig.
Das war es, worüber Suzy sich schämte, die Art und
Weise, wie man sie geöffnet hatte. Es war so schlimm gewesen,
wie sie sich eine Vergewaltigung vorstellte. Es war so, als ob er ihr
seine schmutzigen Finger in den Kopf gesteckt und den privaten Platz
verschmiert hätte, wo sie lebte.
Suzy lag auf der Matratze und dachte darüber nach. Sie
bemühte sich, objektiv daran zu denken. Darüber, was es
bedeutete, nicht darüber, wie es sich angefühlt hatte. Sie
wollte, daß ihre Wut sich abkühlte und zu einem eisigen
Stern tief in ihrem Innern zusammenzöge. Besonders wollte sie
zur rechten Zeit das Richtige tun. Denn diesmal könnte einer
ihrer blöden Fehler für sie tödlich sein.
Der Wächter war eine junge, schlichte schwarze Frau mit
plumpen pockennarbigen Wangen und einem Busch drahtigen Haares. Sie
war erheblich größer als Suzy. Sie saß in ihrem
Stuhl und schmökerte sehr langsam in einer Lesetafel. Dann
blickte sie über deren Kante auf Suzy. Im Ohr hatte sie einen
Audiostecker, und direkt unter ihrem Doppelkinn war ein
Kehlkopfmikrophon angeklebt. In ihrem breiten Schoß lag eine
Pistole.
Suzy dachte, wenn sie die Gelegenheit ergriffe, könnte sie
die Wächterin packen. Die Frau war größer, aber Suzy
hatte ihre implantierten Muskeln. Aber wenn sie das täte,
müßte sie die Wächterin bestimmt erschießen und
auch das Schloß herausschießen. Das gäbe einen
Mordslärm. Und höchstwahrscheinlich würde die Frau um
Hilfe rufen, sobald sie in Schwierigkeiten käme. Das Mikrophon
wegreißen und gleichzeitig die Pistole ergreifen? –
Sicher.
Plötzlich war ein leiser metallischer Laut zu hören, ein
hohles Knacken, als
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