Alien 3: Ewiges Licht
Wind
plötzlich doppelt stark blies, sah sie nach unten und erblickte
hinter Talbeck Barlstilkin einen Spalt in dem Steinboden. Nur ein
flüchtiger Blick; aber am Boden des Spaltes glaubte sie Sterne
zu sehen. Das Schiff brach auseinander.
9
Suzy schien es, als sei sie ihr ganzes Leben lang durch die
Umstände in die eine oder andere Ecke gezwängt worden,
niemals durch freie Wahl. Sogar ihre kurze Laufbahn als Erkunder mit
einem Einzelschiff war statistisch unvermeidlich gewesen. Die meisten
raumerfahrenen Kampfpiloten hatten sich nach dem Krieg für
diesen dummen Job verpflichtet, weil er ein einfacher Weg schien, um
reich zu werden. Wie Suzy hatte sich kaum einer von ihnen
bemüht, einen Rechtsanwalt hinzuzuziehen, ihre Kontrakte zu
prüfen. Wie Suzy waren die meisten in den Klauen der Kartelle
gelandet, die sie gesponsort hatten. Teleskopische Durchmusterungen
mit großer Reichweite hielten nur Hoffnungen aufrecht, mehr
nicht. Es gab im näheren Umfeld kaum eine Handvoll Planeten von
Erdnorm. Trotzdem war Suzy verlockt worden.
So war es. Für Bonadventure oder für die Goldenen, deren
Strohmann er war, war sie ein Trottel oder Gimpel gewesen. Für
Robot war sie ein Mittel, um dem Gefängnis von Urbis zu
entkommen.
»Mars ist fein«, sagte er, während er die Steuerung
reparierte. »Oder Erde. Alles außer Urbis. In Urbis bin
ich persona non grata, bis die Sonne einfriert.«
»Bedenken Sie, daß wir dies Schiff stehlen. Also
können wir nicht zur Erde. Sind Sie verrückt?«
»Ach ja. Darum habe ich die Maschine in meinen Kopf
gesetzt.«
»Vielleicht Mars?«
Aber sie wußte, daß sie etwas für sich selbst
haben wollte. Sie wollte zu jenem schnellen Stern hinaus und
zurückbringen, was immer sie finden konnte, und das durch die
Kanäle der Föderation pusten. Sie wollte sehen, wie die
Goldenen, die wünschten, daß alles beim alten bliebe oder
sich nur so langsam veränderte, wie es ihnen paßte –,
sie wollte sehen, wie ihnen das gefallen würde. Und vielleicht
auch einen Haufen Geld machen. Sie entsann sich, was das fette
Simulacrum über den unkalkulierbaren Wert alter
Alien-Technologien gesagt hatte. Man konnte es auch Rache nennen.
Rache für Shelley und für sie selbst.
Die gravitischen Generatoren des Raumhafens waren ausgeschaltet
worden, nachdem Robot das aufgetakelte Schiff halbwegs über
Titans Himmel gejagt hatte. Darum war der einzige Weg, von diesem
Steinklumpen wegzukommen, der Einsatz chemischer Booster innerhalb
der Grenzen von Urbis City. Da Suzy aber gerade dabei war, das
Kapitalverbrechen der Piraterei zu begehen, würde sie nicht in
Schweiß ausbrechen wegen Verletzung städtischer
Vorschriften.
Sie lag flach auf dem Rücken in ihrem versiegelten Druckanzug
in der geschlossenen kardanischen Liege. Sie hatte das
Lebenserhaltungssystem des Schiffs mit stoßdämpfendem Gel
geflutet, um sowohl Robot zu schützen, der in der engen
Schlafnische angegurtet war, wie auch sich selbst. Das Schiff begann
mit zunehmendem Schub sich zu schütteln. Das Gebrüll der
Booster erfüllte die Kabine, mehr physische Kraft als
Geräusch… Und das war nur ein Tausendstel des Lärms,
den es hinter dem Achterteil wirklich entwickelte. Zumindest
übertönte es das Gequäke des Towers der
Raumhafenbehörde.
Die Vibration erzeugte seltsame Druckverläufe in dem
hellblauen Gel, das gegen ihr Visier drückte; aber Suzy nahm das
nur undeutlich wahr. Ihre Sinne waren entblößt und mit den
Systemen das Schiffs verschmolzen. Sie fühlte zunehmenden Schub,
als ob sie ihre eigene Masse auf den Fingerspitzen anheben wollte.
Sie sah in kristallklarem Gesichtsfeld von dreihundertsechzig Grad
große Dampfschwaden über die dichtgedrängten grauen
Segel von Ablenkplatten und Strömungssperren fegen. Das Panorama
war überlagert von den feinen Typen der Myriaden Anzeigen der
Systeme des Schiffs, von denen jede sich zur Lesbarkeit aufweitete,
wenn sie ihre Aufmerksamkeit darauf richtete. Sie hatte den Computer
des Schiffs ausgeschaltet für den Fall, daß der Tower
versuchte, ihn irgendwie außer Kraft zu setzen. Sie flog per
Draht, wie sie es stets bei den Höhepunkten des Kampfes getan
hatte, in den lebenswichtigen paar Minuten, wenn die Flugbahn ihres
Einsitzers die einer feindlichen Wohnsiedlung geschnitten hatte.
Genau im Zentrum ihres Gesichtsfeldes schwebte die Angabe des
Schubs. Der näherte sich langsam dem Punkt des Gleichgewichts,
wo die Schiffsmasse auf dem komprimierten, überhitzten Dampf
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