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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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sich jemals hätte träumen lassen, zu
herrschen… Aber nichts währt ewig.
    Der Stern hatte in jeder Sekunde seiner Existenz auf der
Hauptreihe ungeheure Mengen an Wasserstoff verbrannt, indem pro
Sekunde Tonnen von Helium und ein geringfügiger Betrag an
Kohlenstoff und Sauerstoff verschmolzen wurden. Das ging in Ordnung.
Es gab reichlich Wasserstoff, genug für sechzig Milliarden
Jahre. Aber indem Wasserstoff zu schwereren Elementen verschmolz,
nahm die Dichte im Kern des Sterns zu; und bei höherer Dichte
konnte Strahlung nicht so leicht entweichen. Langsam, in einem
für jeden menschlichen Maßstab unmerklichen Tempo, stieg
die Kerntemperatur an, bis ungefähr zehn Prozent des
Wasserstoffs zu Helium verschmolzen waren und der erste kritische
Punkt erreicht war. Denn nun war durch die Kontraktion des Sterns
seine Kerntemperatur so hoch geworden, daß weniger wirksame
Brennzyklen auftreten konnten. Kohlenstoff zu Helium und Neon und
Magnesium, Sauerstoff zu Helium, Silicium und Schwefel, Silicium zu
Nickel. Wie bei einem metastasierenden Krebs breiteten sich diese
Reaktionen vom Kern her aus. Der Stern wurde größer,
aufgebläht durch Strahlungsdruck zu einem roten Riesen (wobei
jene wunderbaren hypothetischen Zivilisationen und deren
hypothetischer Planet verdampften). Es setzte eine Art fieberhafter
Oszillation ein: Zyklen von Kontraktion und Expansion, gemischt mit
instabilen Ausbrüchen, wenn der Strahlungsdruck so groß
wurde, daß Hüllen aus unverbranntem Wasserstoff und Helium
aus der dünnen äußeren Atmosphäre
ausgestoßen wurden.
    Auch dies konnte nicht ewig dauern. Denn alle thermonuklearen
Reaktionen führen unausweichlich zu Eisen, und Eisen kann nicht
brennen (wie die Architekten des Totenreichs recht gut wußten).
Die Energie, um es in irgendein anderes Element umzuwandeln, ist
größer als die von der Reaktion freigesetzte Energie. In
den äußeren Schichten des Sterns wurden die nuklearen
Herde verschlackt und immer schwächer. Indessen stieg
paradoxerweise die Kerntemperatur höher denn je, aufgeheizt
durch gravitative Kontraktion, als sich immer mehr Eisen ansammelte
und der Kern immer dichter wurde. Damit war dann der zweite kritische
Punkt erreicht, als die Kerntemperatur solch enorme Werte erreichte,
daß Eisenkerne spontan zu Helium zusammenbrachen und dabei
ungeheure Energiemengen absorbierten.
    In einem Augenblick stürzte die Kerntemperatur um eine
Milliarde Grad. Sie strahlte nicht mehr genügend Energie aus, um
ihren Gravitationsdruck zu überwinden. Schließlich hatte
die Schwerkraft über das Licht gesiegt. Der Stern brach zusammen
in einer katastrophalen Kaskade von Röntgenstrahlen, als
Elektronen und Protonen zu Neutronen zusammengepreßt wurden. In
einigen Tagen war alles vorbei, einen Wimpernschlag in der langen
Lebenszeit des Sterns. Es blieb nichts übrig als eine perfekte
Sphäre von zwanzig Kilometern Durchmesser, eine dünne
Kruste aus Eisen und entarteter Materie, die eine
Supraflüssigkeit nackter Neutronen, Protonen und Elektronen
bedeckte, und ein Kern aus massivem Neutronium, dem dichtesten Stoff
im vorstellbaren Universum. Der Körper eines Sterns auf dem
Boden einer unermeßlich steilen Gravitationssenke, der sich
unheimlich schnell drehte, weil es immer noch den Drehimpuls des viel
größeren Körpers besaß, der er einst gewesen
war.
    Aber auch der Drehimpuls währt nicht ewig.
     
    Drei Stunden und zehn Millionen Kilometer weit entfernt waren die
optischen Systeme des Schiffs endlich imstande, den alten
Neutronenstern zu entdecken. Dorthy beobachtete ihn auf der
Brücke. Sie beugte sich nach vorn in der Mitte der riesigen
umhüllenden Kommandoliege, das Kinn auf die zusammengelegten
Fäuste gestützt und die Ellbogen auf den Knien,
während sie angespannt in den Navigationstank starrte.
    Es gab nicht viel zu sehen. Der Neutronenstern war ein matter,
gleichmäßig roter Kreis wie die letzte Glut eines
erlöschenden Feuers. Aus der Verzerrung seiner Magnetfelder
durch die dünnen Gashüllen, die ihn immer noch umgaben,
hatte Dorthy berechnet, daß er für ein Objekt seiner
Klasse sehr langsam rotierte, nur einmal in 3240 Sekunden. Ebenso oft
zog ein Stern hinter ihm vorbei; und dann bildete ein vollkommen
kreisrundes Aufblitzen die trübe rote Scheibe ab, da seine
Schwerkraft in jeder Richtung Licht wie eine Linse fokussierte. Und
das war es, was Dorthy beobachtete. Kein menschliches Auge hatte das
jemals zuvor gesehen, denn niemand hatte es gewagt, ein Schiff

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