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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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trotz der Tatsache,
daß ihr Implantat alles bis auf eine Restaktivität ihres
TALENTS abschirmte. Einhundertfünfzig Tage in einem winzigen
Schiff mit einem wiederbelebten Leichnam und einem Goldenen
eingesperrt zu sein, der so nach Rache dürstete, daß es
schon fast psychotisch war. Dorthy war in ihre alten
Gefängnisgewohnheiten verfallen mit einer Leichtigkeit, die sie
geradezu erschreckte. Lesen, Essen, Schlafen. Meistens schlafen. Nach
zehn Jahren Kerker hatte auch Shakespeare seinen Reiz verloren. Sie
hatte auch etwas Tiefkühlschlaf gehabt. Und nun fuhren sie zu
schnell, und es gab zu viel Gas und zu viel Strahlung, um sich durch
Weltraumspaziergänge abzusetzen.
    Die einzige Ausflucht war, so viel wie möglich in ihrem
eigenen Kopf zu bleiben. Als daher Barlstilkin zu sprechen begann,
gab es Dorthy einen kleinen Ruck, und er lachte, weil er sich freute,
ein TALENT überrumpelt zu haben.
    »Es sind nur noch zwei Stunden bis zum Transit«, sagte
er. »Wir sollten uns bald in unsere Kühlsärge
zurückziehen. Aber zuvor solltest du etwas wissen.« Er
griff hinüber und drehte die Kugel, die das Blickfeld des
Schiffs steuerte, so, daß das Volumen des Sternfeldes nach
hinten gerichtet war. Der grünweiße Punkt des weißen
Zwerges lag außerhalb des Rahmens. Ein eiserner
Sternkörper von der Größe eines Planeten, zu klein,
um bis zu Neutronen zu kollabieren; eine reine Elektronenentartung,
die der gravitativen Kompression die Waage halten konnte.
»Computer, laß die visuelle Aufzeichnung
dreiundfünfzig Minuten zurücklaufen!« befahl
Barlstilkin.
    In der Mitte des Tanks schimmerte etwas und verblaßte, ehe
Dorthy sicher sein konnte, daß sie es wirklich gesehen hatte:
»Falsche Photonen«, sagte Barlstilkin. »Ein anderes
Schiff hat gerade den Transit gemacht.«
    »Die Navy?«
    »Vielleicht. Obwohl es ein Einzelschiff ist mit ziviler
Registrierung. Es hat ebenfalls die schnelle Route gewählt, aber
wir sind ihm einige Tage voraus.« Talbeck Barlstilkin empfand
eine Art grimmiger Genugtuung. Das war eine nachträgliche
Rechtfertigung für das Risiko, das er einging.
    Dorthy wandte den Kopf, um ihn anzusehen. Schatten und das
schwache Licht auf der Brücke wirkten zusammen, um die bleiche
Ruine seiner linken Gesichtshälfte zu kaschieren. Er sah aus,
als ob er von edlem Geblüt wäre und nach Rache
dürstete gemäß einem uralten, atavistischen
Ehrencodex…
    »Das könnten Ihre Freunde von Titan sein«, sagte
Dorthy. »Ich denke, das wäre besser als die Navy oder die
WVN-Polizei. Aber nicht sehr viel besser.«
    »Nun, ich nehme an, wir werden das herausfinden, wenn wir den
überschnellen Stern erreichen.«
    Barlstilkin schaute auf sie hinunter. »Dorthy, du bist so
sehr ruhig dabei, gleichgültig. Als ob du es nicht wirklich
durchlebtest, sondern nur zuschautest. Du weißt, wir
könnten in ein paar Stunden tot sein. Es besteht eine reale
Möglichkeit, daß das Schiff durch die Schwerkraft des
Neutronensterns zerrissen wird. Wir müssen sehr dicht an die
Roche-Grenze herangehen.«
    »Ich habe nicht den ganzen Weg hierher zurückgelegt, um
als ein Ring zerrissener Moleküle im Orbit um ein Stück
Glut zu enden.«
    Barlstilkin war leicht amüsiert. »Sagt dir dies das Ding
in deinem Kopf?« Das war nicht so wichtig wie seine Rache;
überhaupt nichts war so wichtig.
    »Ich weiß nicht«, gab Dorthy zu – vielleicht
zum zehntenmal. »Ich lebe damit schon so lange, daß ich
nicht sagen kann, was ich bin und was nicht. Ich bin von einem halben
Dutzend TALENTEN sondiert worden, als die Navy mich im Griff hatte.
Auch die konnten es nicht herausbringen, aber ich bin nicht
überrascht. Sie war sehr alt und schlau.«
    »Das weibliche Neutrum. Das den armen Duncan getötet
hat.«
    »Andrews hat sie umgebracht. Sie wollte es. Aber ich vermute,
daß sie ihn getötet hat – in gewisser Weise.«
Die Erinnerung an die seltsame Plaza war plötzlich stark…
das matte Licht der Brücke war dem Licht der roten Zwergsonne
von P’thrsn sehr ähnlich. Reihen von Alea, die sie
beobachteten wie zerlumpte Mönche, deren Gesichter in ihren
Hautkapuzen wie aus kahlem Leder verborgen waren. Das weibliche
Neutrum lehnte da wie eine obszöne Parodie Buddhas. Die Wolke
der restlichen Persönlichkeiten ihrer Schwestern, die sie
ermordet und absorbiert hatte, wirbelte in einer doppelten
Schleife.
    »Was auch immer sie getan hat, sie tat es mit Bedacht«,
sagte Dorthy. »Vielleicht wußte sie von dem
überschnellen Stern. Sie hatte ein

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