Alien 3: Ewiges Licht
Leben
in der ganzen Galaxis unterdrückt. Wie sie es auf Nowaja Rossija
getan haben.«
»Die Art und Weise, wie sie uns zu unterdrücken versucht
haben«, warf ein Navy-Offizier ein.
Martins fuhr fort: »Man nimmt an, daß es sie in der
ganzen Galaxis gibt, wenn das, was diese Dame Yoshida berichtet hat,
zutrifft. Flüchtlinge aus einem Krieg, die verborgen bleiben
wollen und sich dessen versichern, daß es so bleibt,
indem sie alles umbringen, was sie entdecken könnte. Falls es
sie in der ganzen Galaxis gäbe, Rodriguez, warum sollte Gott so
um uns besorgt sein? Warum nicht um sie?«
»Weil wir den Krieg gewonnen haben.« Gelächter
erhob sich, und Rodriguez machte eine Handbewegung, als ob er eine
Mücke wegscheuchen wollte. Ein Rosenblatt hing am Ellbogen
seines abgewetzten schwarzen Ärmels: »Noch wichtiger
deshalb, weil sie keine Seelen haben, wie das Parlament von Brisbane
kürzlich erklärt hat. Aber das umgeht die Hauptfrage. Das
Universum ist alt genug, um intelligentes Leben auf Kohlenstoffbasis
seit mindestens einer Milliarde Jahren getragen zu haben. Lange
genug, daß es sich zu jedem Stern in jeder Galaxie hätte
ausbreiten können. Aber warum sehen wir gar kein Zeichen davon?
Ich werde es Ihnen sagen: Weil es nicht existiert. Nun, ich habe
genügend Kosmologie studiert« – er lächelte
über seine sich selbst verspottende Bescheidenheit –,
»um zu wissen, daß wir nicht existieren könnten, wenn
nur eine einzige der fundamentalen Eigenschaften von Materie und
Raumzeit um eine Winzigkeit anders wäre. Kein Leben auf
Kohlenstoffbasis könnte das. Zum Beispiel die Heliumresonanz,
die gewährleistet, daß Kohlenstoff und Sauerstoff in
stellaren Fusionsprozessen vorzugsweise erzeugt werden. Oder die
Größe des Boltzmann-Faktors, der bewirkt hat, daß es
nach dem Urknall viel mehr Protonen als Neutronen gab, so daß
Wasserstoff im Weltall vorherrscht.
Es gibt noch Tausende anderer Beispiele, manche trivial, manche
tief. Wenn die Physik uns in den letzten fünfhundert Jahren
etwas gelehrt hat, dann ist es die Tatsache, daß die Signatur
Gottes unabänderlich in das Weltall verwoben ist. Und Sie,
Gunasekra, sagen, daß es dafür keinen Beweis gäbe.
Ich sage, Sie haben nichts getan, um es zu widerlegen.«
Gunasekras Lächeln wurde breiter. Er machte eine kurze Pause
und sagte dann mit seiner hohen, klaren Stimme: »Aber mein
lieber Kaplan! Da gibt es überhaupt nichts zu beweisen! Ich
höre immer nur eine alte Leier abgedroschener Koinzidenzen. Ich
hoffte, Gott wäre um unseretwillen schlauer. Sehen Sie, es ist
ganz einfach. Wir sind hier, nicht weil das Universum raffiniert so
konstruiert wurde, daß es uns dienlich wäre. Denken Sie
nur nach, meine Herren! Vierhundert Milliarden Sterne allein in
dieser Galaxis, eine Billion Galaxien gleicher Art… und
fünfzehn Milliarden Jahre nicht aufgezeichneter Geschichte, so
daß Sterne alle Ingredienzien zusammenbrauen konnten zur
Versorgung unseres kurzen Lebens.« Er ergriff ein Messer und
klopfte mit seinem Griff auf den Tisch. »Sterne, die in
Supernovas explodieren, nur um mir das Mittel zu liefern, mein
Gemüse zu schneiden.«
Es gab wieder ein Gelächter, und Gunasekra grinste breit, als
er die Tafel herauf und hinunter blickte. Seine plumpen Backen waren
tief mahagonifarben gerötet, und Schweiß glitzerte auf
seiner faltenlosen Stirn. Er sagte: »Nein, nein. Das verlangt
von uns zu viel Selbststolz, um wahr zu sein. Nein. Es würde uns
nicht geben. Das ist alles ein uralter Hut. Das schwache anthropische
Prinzip ist wohl schon tausend Jahre alt. Neuerdings, Pater, wie Sie
vielleicht wissen, da Sie gewisse physikalische Kenntnisse zu
besitzen scheinen, trotz Ihrer Bescheidenheit, ist viel Fortschritt
in der Theorie der vielen Welten erzielt worden. Es ist fast sicher,
daß es neben unserem eigenen eine unendliche Anzahl von
Universen gibt, und daß es einen MetaRaum gibt, in dem jedes
Universum nur eine Blase darstellt. Ein schlechter Vergleich, aber
treffend. Ich habe mich aus Liebhaberei damit befaßt, weil die
Mathematik natürlich an das Problem der Geometrie unserer
eigenen Raumzeit angrenzt. Postulieren wir einen Gott für jedes
dieser Universen, Rodriguez? Oder ist unser Universum das einzige,
das von der Göttlichkeit berührt wurde, so wie wir die
einzigen Lebewesen mit unsterblichen Seelen sind? Brauchen wir eine
Fülle von Universen wie von Sternen und Zeit, um unsere Existenz
zu rechtfertigen? Das ist wirklich Hochmut!«
»Ich habe
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