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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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schwarzes Haar
gefahren war, hatte sie gemerkt, daß das Mädchen noch bei
ihr war. Es war ihre eigene Kindheit, aus dem kurzen Alter der
Unschuld, ehe sie für das Kamali-Silver-Institut verpflichtet
worden war. Als sie jetzt durch leere, hallende Gänge schritt,
erkannte sie auch, wer der Beobachter im Wald war.
    Er war das Ding, das sich ihr eingeprägt hatte, das Ding, das
in den schlammigen Sedimenten ihres Hinterkopfes lauerte wie ein
uralter Karpfen, das Ding, welches sie veranlaßt hatte, die
grelle Erleuchtung ihres TALENTES zu begehren. Sie begann zu
argwöhnen, daß es schließlich dort war, wo es sein
wollte, und jetzt zu handeln verlangte. Es wollte die Tore der
Wahrnehmung aufschließen. Plötzlich verlangte es Dorthy
wieder nach Gesellschaft, nach menschlichen Geräuschen. Sie war
ihrem Bedürfnis nach Einsamkeit im Kerker entwachsen. Sie fing
gerade eben erst an, das zu erkennen.
    Einige der Terminals arbeiteten noch in den verlassenen Abteilen.
Dorthy schaltete sich in das Netz des Schiffs ein und ließ es
eine Leitung zum nächsten Speisesaal geben.
     
    Sie befand sich noch in der öden Mannschaftskantine und
beschäftigte sich mit ihrer dritten Tasse Kaffee, als die
Wissenschaftler sie fanden. Es waren zwei – Leute, die Dorthy
aus ihren Tagen bei Fra Mauro kannte, ihrer abgebrochenen Laufbahn
als Forschungsastronomin. Der plumpe, nervöse Estaban Flores und
der schlanke, elegante Luiz Valdez. Dorthy hatte ein kurzes
Techtelmechtel mit Valdez gehabt, aber außerdem auch kurze
Affairen mit mehr als einem Dutzend Männern auf Fra Mauro,
wodurch sie viele der großbrasilianischen Studenten
schockierte, die glaubten, daß Verführung und sexuelle
Promiskuität ein Vorrecht der Männer wären. Das Paar
nahm sich Zeit, bis es zur Sache kam. Dorthy hörte alten Klatsch
über ihre früheren Klassenkameraden und hielt sich
zurück bezüglich ihrer Rolle in den Alea-Kriegen. Sie
ließ durchblicken, daß sie später auf ihre Funktion
als TALENT wieder eingegangen wäre. Sie wußte noch nicht,
ob sie ihnen trauen könnte mit dem, was sie gelernt hatte.
    Schließlich sagte Luiz Valdez: »Die Crux an der Sache
ist, daß wir hier auf einer Bombe leben. Im Innern von Colcha
könnte es alles mögliche geben. Die Navy ist zu bescheuert,
eine Sonde in einen der Schächte zu schicken. Und über die
Außenseite haben wir alles in Erfahrung gebracht, was wir
wissen müssen.« Er machte eine müde Handbewegung, als
ob er die Marine aus der Diskussion ausschalten wollte.
    Gegenüber am Tisch sagte Estaban Flores, der noch
fülliger geworden war seit den Jahren, da Dorthy ihn zuletzt
gesehen hatte, mit Unbehagen: »Man erwartet eigentlich,
daß wir nicht darüber reden. Zumindest nicht hier.«
Wie Dorthy sich erinnerte, war Flores damals auf Fra Mauro schon
immer neurotisch gewesen hinsichtlich der Übertretung
ungeschriebener Verhaltensregeln. Ein Mann der Company durch und
durch, hartnäckig und geduldig und ohne jeden Funken von
Originalität.
    »Flores, jeder hat die Hand in der Tasche jedes
anderen«, sagte Valdez. »Zum Beispiel weiß jeder von
deiner schmutzigen kleinen Affaire mit jener Technikerin, so sehr du
dich auch bemühst, sie geheimzuhalten. Sie ist eine Zeugin«, sagte er zu Dorthy. »Ich fürchte,
daß sie Flores bekehren wird.«
    »Du machst dir um niemanden Sorge außer dir
selbst«, sagte Flores. Er errötete.
    »O Flores, wenn du erst anfängst, das Zentrum der
Galaxis anzubeten, wen sonst würde ich finden, der mich jeden
Tag dreimal beim Schachspiel schlägt? Und werde nicht so rot!
Sex ist gesund. Mit der richtigen Person.«
    Valdez war immer so heftig gewesen, wie Dorthy sich erinnerte, von
einer gefährlichen impulsiven Schärfe. Der siebente Sohn
eines kleineren Industriebarons, sein Profil markig wie das Portrait
auf einer geprägten Münze, das Haar glatt nach hinten
frisiert mit etwas, das es wie poliertes Holz aussehen ließ,
den Schnurrbart in feine Spitzen gewachst. Er lächelte Dorthy
zu, und sie sagte: »Was sind das für Zeugen? Die Leute mit
den komischen Feuerrad-Ansteckern?«
    »Dorthy, wo hast du eigentlich gesteckt?« Die
Überraschung von Valdez war echt.
    »Auf Nowaja Rossija, auf Reisen.«
    »Längere Zeit nicht auf der Erde.«
    »Es sind Chiliasten«, sagte Flores.
    »Sie sind verrückt. Sie denken, daß es irgendwo in
diesem Universum, vermutlich auch unten in den Schächten von
Colcha, weise alte Aliens gibt, die bald von sich hören lassen
werden und kommen, um die

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