Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
komplexe,
verflochtene Muster. Wirbel lösten sich von den Rändern der
Hurrikane von Größe der Erde, horizontale Spuren eisiger
Turbulenz zuckten um den Äquator. Aufschlag interstellarer
Trümmer hatte die Atmosphäre des Planeten in anhaltendes
Chaos gequirlt. Bei sechs Prozent der Lichtgeschwindigkeit hat selbst
ein Staubkorn die Leistung einer Fusionsbombe. Colcha war vor diesem
Bombardement durch die Gasmasse seines Zentralkörpers
abgeschirmt; sonst wäre es schon vor Jahrtausenden zerschmettert
worden.
    Gerade jetzt war der scheckige Mond ein Fingernagelabschnitt aus
Licht vor dieser immensen Turbulenz. Seit dem Ereignis hatte die Vingança ihren Orbit um Colcha zu einer Ellipse
ausgeweitet mit einer großen Halbachse von mehr als
vierzigtausend Kilometern. Für Ang Poh Mokhtars Fähre war
es ein weiter Weg hinunter.
    Dorthy schwebte an einem dreieckigen Bullauge, festgehalten durch
Druck der Fingerspitzen, und beobachtete, wie der kleine Mond
sichtlich größer wurde. Ihr TALENT erweitete sich langsam
– ein vertrautes, wenn auch halb vergessenes Gefühl. Ich
weiß nicht, was du willst, das ich da unten finden soll, dachte sie, als ob sie zu dem Geist in ihrem Kopf spräche, aber ich bin gewillt, die Fahrt solange fortzusetzen, wie es
wirklich etwas zu finden gibt. Denn es ist an der Zeit, daß ich
erfahre, warum ich diesen ganzen Weg hergekommen bin. Es
erfolgte keine Antwort, aber sie hatte natürlich auch keine
erwartet.
    Ang hing über dem Kontrollgestell neben Dorthy. Kaltes Licht
strömte unheimlich über ihr runzliges Gesicht, als sie aus
ihrem eigenen Bullauge schaute. Ihr Druckanzug war mit gedrehten
Mustern dekoriert, die in dem schwachen Rotlicht der Kabine auf
unterschiedliche Schattierungen reduziert waren und immer, wenn sie
sich bewegte, gegeneinander in wilden chthonischen Figuren zu
rotieren schienen. Nach einer Weile sagte sie beiläufig:
»Man sagt, Sie wären die Konkubine des Goldenen. Stimmt
das?«
    »Wer sagt das?«
    »Die Männer natürlich.« Ang lachte
plötzlich und überraschend leise. »Nun, sehen Sie, mir
ist es gleich, ob dem so ist oder nicht.«
    Dorthy sagte: »Ich bin es nicht.« Sie war von dem
Hänseln der Mechanikerin überrascht. Was unschuldig
geschienen hatte, war jetzt plötzlich von dunklen Obertönen
überschattet.
    »Männer und besonders brasilianische Männer
können nicht den Gedanken ertragen, daß eine Frau
unabhängig ist«, erklärte Ang. »Aber ich komme
mit ihnen zurecht und, wie ich annehme, Sie auch. Sonst wären
Sie nicht hier. Habe ich recht?«
    »Ich bin nicht dadurch hierhergekommen, daß ich mit
Barlstilkin geschlafen hätte.«
    »Niemand würde Ihnen das ins Gesicht sagen, aber das
Gerücht geht um. Ich möchte wissen, was man von mir
erzählt, aber das kümmert mich nicht. Ich ignoriere sie,
und darum bin ich hier, entfernt von all der Kurzweil. Die
Männer sagen eines und denken das andere, wenn Sie wissen, was
ich meine.«
    »Oh, gewiß. Sehen Sie, ich habe seit sehr langer Zeit
keine echte Chance gehabt, mit einer anderen Frau zu sprechen.«
Angel Sutter in der dunklen Kabine des Flugzeugs auf dem Rückweg
nach Camp Zero nach der Katastrophe beim Stützpunkt des
weiblichen Neutrums. Ihr dunkles, starkes und schönes Gesicht im
Profil vor der Wüstennacht, nur erhellt durch das Licht der
Instrumente an dem kleinen Steuerpaneel. Der silberne Schimmer ihrer
Tränen um den Tod ihres Geliebten, Duncan Andrews. Was war wohl
aus ihr geworden?
    Gefangen in ihren Erinnerungen, war Dorthy entgangen, was Ang
gesagt hatte. Sie mußte sie bitten, es zu wiederholen.
    »Wissen Sie, daß Sie nicht nur als die Konkubine des
Goldenen gelten, denken manche Burschen auch, Sie wären eine
interstellare Spionin für die Untergrundregierung von Nowaja
Semlja. Und deshalb schlafen Sie mit diesem mürrisch aussehenden
Planetologen. Wie ist doch sein Name? Valdez. Oh, wissen Sie, auf
einem Schiff kann man nichts geheimhalten. Zumindest nicht vor der
Mannschaft.« Ang lachte. Sie zeigte dunkel gefärbte
Zähne und einen Packen von etwas Fasrigem, den sie von der einen
Backentasche in die andere schob. Die Droge verwischte den Strom
ihrer Gedanken und machte es für Dorthy schwierig, sich in diese
einzufühlen.
    »Ich vermute, es ist dieser widerliche Verbindungsoffizier
Iwanow, der dies Gift verbreitet«, sagte Dorthy. »Sie
kennen ihn? Er würde mich beseitigen, wenn er könnte.
Vielleicht in ein Vacuum sperren.«
    »Machen Sie sich keine Sorge um ihn! Wir können

Weitere Kostenlose Bücher