Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
Wurmlochstationen hinein oder heraus. Dorthy sah,
wie sie auf sich verschiebenden Fehlstellen zwischen Galaxien
fuhren. Es war die goldene Zeit der Intelligenz im Weltall. Der Kern
war ein Kreuzweg, wo sich die Bewohner von tausend Galaxien in der
Lokalen Gruppe trafen und vermischten.
    Dann war es vorbei. Die Galaxis rotierte zweimal, und die riesigen
Konstruktionen, die um das Schwarze Loch kreisten, waren leer und
still. Viele waren in der Gravitationssenke des Schwarzen Lochs
eingefangen und liefen in Spiralen durch die zunehmend hellere
Fluoreszenz des Sammeldiskus, wie Motten aufflammend, die zu nahe an
das Feuer fliegen, wenn Gezeitenkräfte ihre Moleküle
zerrissen. Die Galaxis drehte sich wieder. Plötzlich glitzerten
die wenigen restlichen Artefakte mit winzigen Schiffen, die um sie
herumschwärmten, wie sich Elritzen um den Kadaver eines
ertrunkenen Riesen sammeln. Die Marodeure waren angekommen.
    Dorthy wurde diese Geschichte gelehrt durch eine Zapfstelle in
ihrem Bewußtsein, von deren Existenz sie gewußt hatte.
Ihr Passagier war nicht bloß ein Implantat, ein Bündel
falscher Erinnerungen, die darauf warteten, durch das richtige
Stichwort ausgelöst zu werden. Nein, er war aktiv,
selbstbewußt und zielsicher. Er hatte nicht geschlafen, sondern
beobachtet, auf seine Zeit und Chance gewartet. Jetzt packte er sie,
wie der Erinnerungsdraht sie auf P’thrsn ergriffen hatte,
nachdem sie von der Sippe des weiblichen Neutrums gefangen worden
war. Dieser Draht hatte ihr einen Teil der Geschichte des
Bürgerkrieges eingeimpft und, dessen war sie sich sicher, den
Passagier einquartiert. Und was noch? Was hatte er ihr sonst noch
angetan?
    Ein Adrenalinstoß durchfuhr sie, eine Fluchtreaktion.
Für einen Moment war sie sich wieder ihres Körpers
bewußt, der in den steifen Druckanzug gezwängt war. Und
Ang war ganz nahe. Dorthy wandte sich von dieser Realität ab,
überschaute die Ablenkung von Angs Gedanken und blickte weiter
und tiefer in ihr Ich, als sie zuvor je gewagt hatte.
    Bilder tauchten vor ihr auf, geboren aus heißen primitiven
Ängsten. Ein verzerrtes priapisches Bild von Onkel Mishio mit
dem tückischen Blick seines einen Auges. Die Gefangenschaft auf
P’thrsn, dessen spiralige Lichtspuren in dem Hochofenlicht der
roten Zwergsonne flimmerten und dessen zahlreiche Spitztürme den
hyperintelligenten neuen männlichen Alea zum Zwerg machten, der
aus gefühllosen Kindern frisch verwandelt war als Antwort auf
menschliche Präsenz, auf die er sich den inneren Abhang des
erloschenen Vulkans hinabarbeitete. Wieder stand sie nahe dem oberen
Ende des Spiralwegs des Gewahrsams, mit dem Rücken zu einer
gekrümmten Wand, die geschichtliche Inschriften trug, als ein
neues männliches Wesen mit mörderischer Absicht
anrückte. Die Kapuze um sein Gesicht war in Blut getränkt
und seine Hände mit ihren Klauen waren gegen sie erhoben. Wieder
war sie in der Lagerstatt des alten weiblichen Neutrums, dessen neue
männliche Diener in wilder Panik waren. Duncan Andrews,
über dem das weibliche Neutrum aufragte, erhob ruhig sein
Gewehr, bereit zu sterben. Das weibliche Neutrum fiel sofort hin, und
Duncan Andrews rief Dorthy zu wegzulaufen, kurz bevor er zerrissen
wurde.
    Dorthy wich zurück und kämpfte sich durch die Rhythmen
ihres Stoffwechsels (als ob man in Falten aus staubigem, blutrotem
Samt stieße, eine erstickende Klaustrophobie), selbst dann
noch, als sie erkannte, daß diese Bilder eine Schranke waren,
die das Ding errichtet hatte, das schon vor ihr floh und wie Blut im
Sand in die vor die Stufe der Säugetiere zurückreichende
Schicht ihres dreigegliederten Gehirns versickerte. Sie wagte nicht
zu folgen. Dieser Weg führte nur zur Katatonie, denn sie hatte
keine Karten. Geschlagen, wie ein mürrischer Schläfer, der
aus einem bösen Traum erwacht, kämpfte sie sich ins wache
Bewußtsein zurück.

 
   11
     
     
    Dr. Gregor Baptista, der Führer der Zeugen, war ein gebeugter
alter Mann mit einem runden Gesicht so milde wie Milch, das von einem
strähnigen Heiligenschein weißer Locken und einem sauber
gestutzten Bart eingerahmt war. Er betrat die kleine Kabine tief in
den verlassenen Wohndecks der Vingança auf den Arm
einer jungen Frau gestützt. Sie richtete besorgt die Kissen auf
dem Lehnstuhl, ehe sie ihn hineinsetzte, und servierte ihm eine der
kleinen Tassen mit bitterem Kaffee, die Alverez hatte herunterbringen
lassen. Dann setzte sie sich zu seinen Füßen hin wie ein
Hund vor seinen

Weitere Kostenlose Bücher