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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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dieser Stimmung. Während Baptista
redete, begann Talbeck einen zunehmenden, mit Schwindel verbundenen
Alarm zu fühlen. Er wußte recht gut, wenn jemand eine
Sache predigte, an die er nicht wirklich glaubte. Er hatte es mit
Karrierepolitikern zu tun gehabt lange, ehe Alverez geboren war, in
seinen Jugendjahren des Kombinats der Jugendfontäne: Aber
Baptista, der es in der starren Hierarchie der Zeugen weit gebracht
hatte – einer Hierarchie, die viel starrer war, als Dante den
Kreisen des Paradieses zugebilligt hatte –, predigte aus vollem
Herzen. Es schien, als seien die Zeugen nicht nur ein weiteres Glied
in der langen Kette chiliastischer Bewegungen, die mehr darauf aus
waren, Kanonenfutter zu rekrutieren, als Glauben zu verbreiten. Nein,
sie waren unendlich gefährlicher als jene; denn sie waren echte
Fanatiker bis in die obersten Ränge.
    Baptista sprach lange. Sein Sermon, der nur allein durch den Faden
seiner Stimme getragen und melodiös gemacht wurde durch die von
Natur reichen Reime und Rhythmen der portugiesischen Sprache, entwarf
ein ausgedehntes farbiges Wandgemälde. Er redete über die
unausweichliche Existenz von Milliarden Zivilisationen im ganzen
Weltall angesichts der Tatsache, daß sich eine und eine
halbintelligente fremde Species innerhalb einiger Lichtjahre von der
Erde entwickelt hätten, und daß es riesige Maschinerien
gäbe, die das Schwarze Loch im Herzen des galaktischen Kerns
umkreisten und von der alten pangalaktischen Zivilisation aufgegeben
worden wären. Er redete über die Evolution bewußter
Wesen jenseits der Grenzen von Fleisch, Blut und Maschinen hin zu
Organisationen von Energie, die letztlich das ganze Universum
erfassen würden. Vielleicht würde es ein
Kollektivbewußtsein sein, sagte er, ein einziges
Überwesen, das aus Elementen aller intelligenten Arten
bestünde. Er redete über Rassengedächtnis und die
Entwicklung der empathischen TALENTE als Vorläufer dieser
Kollektivierung – ein Geschwätz von Unsinn nach Jung, das
Talbeck letztlich beruhigte, der nur zu gut die Art und Weise kannte,
in die Pseudowissenschaftler hinabzusteigen pflegten, wenn sie
versuchten, das Irrationale zu rationalisieren, ohne Gott ins Spiel
zu bringen.
    Zuletzt lächelte Baptista und klatschte in die Hände,
als ob er einen Zauber bräche. Alverez streckte seine langen
Beine aus. Die Absätze seiner Stiefel aus Zithsaleder zogen
Furchen durch jahrzehntealten Staub. Die junge Frau, die Baptista zu
Füßen gesessen hatte, und die Talbeck fast vergessen
hatte, goß ihrem Meister eine frische Tasse Kaffee ein.
    Baptista dankte ihr und nippte daran. Dann sagte er, er glaube, es
müßte intelligente Species geben, die in Zustände des
Seins gelangt wären, die Menschen sich kaum vorstellen
könnten, die aber nicht so entwickelt wären, um
gänzlich unbegreiflich zu sein. An diese Species von
Halbgöttern könnte man vielleicht herantreten und Bitten
vortragen. Die Menschheit müßte ihren Wert dadurch
beweisen, daß sie den Versuch unternähme, oder sie
müßte klaglos untergehen – so sicher, wie viele
andere Species dahingeschieden wären.
    Inzwischen sah Alverez mit finsteren Blicken auf die von ihm
hinterlassenen Spuren auf dem staubigen Fußboden, und Talbeck
fragte Baptista, wie die Zeugen der rebellischen Besatzung helfen
könnten, die Kontrolle über das Schiff zu erlangen.
    Baptista lächelte. »Nun, Seyour Barlstilkin, wir sind
bereit, sofort zu handeln, mit oder ohne Ihre Hilfe und die von
Leutnant Alverez und seinen Kameraden.«
    Alverez blickte überrascht auf: »Wir können ebenso
rasch handeln wie Sie. Aber ich weiß nicht, ob wir uns so rasch
rühren müssen.«
    »Dr. Yoshida hat den Weg festgelegt«, sagte Baptista.
»Was brauchen wir noch mehr?«
    Da kam eine Stimme von oben: »Alles, was Sie tun müssen,
ist da zu bleiben, wo Sie sind. Sie stehen alle unter Arrest.«
Es war die Stimme von Alexander Iwanow.
    Alverez sprang auf und fummelte an der Klappe seines eleganten
Pistolenhalfters; aber ehe er die Waffe ziehen konnte, flog die
Falttür beiseite, und zwei Männer schleuderten ihn auf die
Liege. Der Ellbogen von jemandem erwischte Talbeck an der Kinnspitze
und schickte ihm einen stechenden Schmerz direkt ins Gehirn. Vor
Tränen blind, bemerkte er kaum, wie Alverez, eine Waffe gegen
den Kopf gedrückt, hochgezogen und aus der Kabine gezerrt
wurde.
    »Wirklich ein bejammernswerter Anblick«, sagte Iwanow.
Talbeck konnte ihn durch einen Tränenschleier kaum sehen, nur
wie

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