Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
empfangen.« Einer der
Männer schwang sich auf sein Pferd und ritt, einen
kräftigen Knüppel schwingend, auf den Fremden zu. Die
anderen schrien ihm laute Anfeuerungsrufe hinterher. Der Reiter
– es war mein Bruder Rayne – schoß an dem Fremden
vorbei, der sich mühelos unter dem Stock wegduckte. Als mein
Bruder das Pferd auf der Hinterhand drehte, hob der Fremde den Arm.
Und plötzlich strauchelte das Tier und stürzte, mit den
Beinen wild um sich schlagend, zu Boden. Rayne wurde über seinen
Kopf geschleudert. Die Leute auf dem Hof schrien auf, und jemand
feuerte einen Schuß ab. Die Kugel ließ den Boden einen
Meter vor den Stiefeln des Fremden aufspritzen. Er reckte den
Körper, wandte uns sein bleiches Gesicht zu und hob erneut die
Hand.
    Die Luft wurde plötzlich hell, grell wie die Sonne – als
hätten sich die Augäpfel plötzlich nach innen
gerichtet, und im Innern des Kopfes sei nichts als dieses kalte
weiße Feuer. Das alles geschah so plötzlich, daß ich
nicht mal Furcht empfand, sondern nur überrascht feststellte,
daß ich auf dem Boden lag und auf ein Paar Stiefel dicht vor
meinem Gesicht starrte.
    Sie gehörten dem Fremden.
    Ich rappelte mich auf, und auch die anderen hinter mir taumelten
mühsam auf die Beine. Die Männer scharrten verlegen mit den
Füßen, und ihr ganzes selbstsicheres Gehabe war durch den
Zauber wie weggeweht. Nur ein Hund bellte angriffslustig. Jemand
beruhigte schließlich das Her. Wir alle starrten auf den
Ankömmling, der wiederum mich anschaute.
    Ich fühlte ein Lachen in mir aufkeimen, ein Singen in meinem
Kopf, und ich strich mein Kleid glatt und trat auf ihn zu. Ich
weiß heute noch nicht, warum ich das tat. Vielleicht
fühlte ich mich irgendwie verantwortlich für die ganze
Situation.
    Der Fremde lächelte mir zu und reichte mir mit dem Griff
voran das Messer. »Du hast das hier verloren, Seyoura. Dein
kleiner Topf ist leider zerbrochen.« Die Pupillen seiner Augen
waren von einem Hauch Silber überzogen. Die Knöchel seiner
Hände hatten eine merkwürdige Form.
    Plötzlich bekam ich Angst, ergriff das Messer und
flüchtete mich in die Arme meiner Mutter. Aber der Zauber war
gebrochen. Mein Vater zupfte verlegen an seinem Bart, näherte
sich vorsichtig dem lächelnden Fremden und streckte ihm
zögernd die Hand entgegen. Der Fremde zögerte einen
Augenblick und schüttelte sie dann. Die anderen Männer,
alles Brüder und Onkel von mir, kamen nun auch näher und
fragten grinsend, auf welche Weise er uns alle zu Boden geschickt,
wie er Raynes Pferd von den Beinen geholt hatte, ohne es zu
berühren. Rayne selbst kam, das Pferd, das bei dem Sturz
offenbar nicht zu Schaden gekommen war, am Zügel führend,
zu uns. Auch er grinste verlegen und schüttelte reumütig
den Kopf.
    Meine Mutter hatte einmal gesagt, die Spielchen der Männer
seien so angelegt, daß sich in der Regel jemand dabei verletzte
– um dann hinterher damit prahlen und sich wichtiger machen zu
können, als sie waren. Im Moment aber, da einige wenige bei dem
Vorfall nur ein paar Schrammen abbekommen hatten, redeten sie vor
Erleichterung wild durcheinander. Der Fremde stand ruhig in ihrer
Mitte, schüttelte ihnen lächelnd die Hände und
erklärte, sein Name sei Gillain Florey – sie sollten doch
einfach Gil zu ihm sagen – und er käme von einer anderen
Welt.
    Ich wollte noch mehr erfahren, aber meine Mutter zog mich mit sich
zur Küche, schalt mich aus und machte sich im selben Atemzug
darüber Sorgen, was alles hätte geschehen können.
    Den ganzen Tag und den frühen Abend über herrschte in
der Küche geschäftiges Treiben, während wir ein
Festessen zubereiteten. Denn mein Vater hatte Florey als Ehrengast in
unser Haus eingeladen. »Was für uns Frauen nur wieder mehr
Arbeit bedeutet«, brummte meine Mutter, die wie üblich an
einer Seite des großen Herdes in ihrem Sessel mit der hohen
Rückenlehne thronte und von dort aus ihre Schwiegertöchter
und Kinder beim Zurichten, Kochen und Putzen beaufsichtigte. Meine
Großmutter, deren dürre, runzlige Gestalt in einem Sessel
auf der anderen Seite des Ofens saß, murmelte, daß Fremde
immer nur Kummer brächten. Außerdem seien die Mutterschafe
trächtig, und man könne von den Männern nicht
erwarten, daß sie jetzt auch noch Zeit für einen Fremden
aufbrachten. Ich kämmte in der Ecke bei der Tür die Wolle
und gab vor, nicht hinzuhören. Zu gerne wäre ich bei dem
Festmahl in der guten Stube dabeigewesen, um zu erfahren, was der
Fremde erzählte,

Weitere Kostenlose Bücher