Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
Box.
    »Du wolltest damit sicher sagen, daß nur Leute, die
ihre Chancen wahrnehmen, zum Schluß gewinnen können, nicht
wahr? Verschläft man die Gunst der Stunde, ist man immer der
Verlierer.«
    »Ich rede nur archetypisch. Es ist nicht meine Aufgabe, etwas
zu erklären.« Dies war genau die Antwort, die Box ihr immer
gab, wenn sie nach der Bedeutung seiner Geschichten fragte. In der
Dunkelheit zog Klein-Ilia eine Grimasse. Es war ohnehin unwichtig.
Wie sollte sie irgendwelche Chancen wahrnehmen können, wenn sie
hier in dem dunklen Raum eingesperrt war?
    Die Zeit verstrich. Das Mädchen döste vor sich hin und
war wohl ein wenig eingenickt, als sich plötzlich die Tür
zischend öffnete und helles Licht auf sie fiel. Gegen die
Helligkeit zeichnete sich deutlich Tolons untersetzte Gestalt ab.
     
    Tolon ging sofort auf Klein-Ilia zu, packte ihren Arm und zog sie
hoch. Nicht sonderlich grob, denn er war nicht auf Grausamkeit
programmiert (dieses Vergnügen behielt Ilia sich selbst vor),
und doch zwang seine Kraft das Mädchen sicher und widerstandslos
auf die Beine. Es mußte ihm in die schwach erhellte, schmutzige
Messe des Schiffes folgen, ob sie wollte oder nicht.
    Kareem stand vor dem Geröllkasten in der Mitte. Die
Hände hatte er vor den Bauch gefaltet. »Du siehst, sie ist
wohlauf und unversehrt«, sagte er zu Tolon.
    »Sie ist wohlauf«, wiederholte dieser. Er war ein
großer Mann mit Schultern wie ein Bulle, und nur mit einem
einfachen schwarzen Overall bekleidet. Die Silberplättchen
seiner Zugangsterminals schimmerten an seinen Schläfen. »Du
wurdest dafür bezahlt«, fuhr er fort, »also wirst du
auch keinem Menschen davon erzählen. Diese Sache hier geht dich
nichts an.«
    »Natürlich, selbstverständlich«, antwortete
Kareem eilfertig und preßte zwei Finger auf die Lippen.
»Kein einziges Wort.«
    Der Griff um Klein-Ilias Arm wurde fester. Tolon zog sie zur
Treppe, und wenig später umfächelte die kühle
Nachtluft ihr Gesicht. Über ihr hingen hell leuchtende Punkte in
der trüben Schwärze – die fernen Sterne.
    Klein-Ilia stolperte und versuchte mühsam, mit Tolon Schritt
zu halten, der sie zu den Strahlbarrieren hinüberzerrte. Er
bewegte sich in dem typischen ungelenken Rhythmus einer Maschine
vorwärts.
    Maschine. Klein-Ilia griff nach Box in der Tasche und
flüsterte: »Sag Tolon, ich sei Ilia. Sag das seiner
Maschinerie.«
    Bei ihren Worten drehte Tolon sich um. Plötzlich ließ
er ihren Arm los, trat zwei oder drei Schritte zurück und nahm
eine Haltung ein, die Klein-Ilia nur zu gut kannte: unbewegliche
Aufmerksamkeit, der Kopf leicht geneigt, die Arme locker
baumelnd.
    »Bleib da stehen«, sagte Klein-Ilia und gab ihrer
Stimme, so gut sie konnte, einen befehlenden Klang. »Rühr
dich nicht vom Fleck!«
    Schritt für Schritt bewegte sie sich rückwärts auf
die Schatten der Strahlbarrieren zu. Tolon stand im Lichtkegel eines
Strahlers wie ein Schauspieler, der auf sein Stichwort wartet. Die
stumpfe Nase von Kareems Schiff ragte hinter seiner Gestalt auf.
    Dann summte Box in ihr Ohr: »Jetzt kann ich nicht mehr mit
ihm sprechen.«
    Und Tolon machte einen Schritt vorwärts.
    Klein-Ilia rannte davon.
     
    Tolon hätte sie mit Leichtigkeit einholen können, doch
sie schlüpfte noch rechtzeitig in einen schmalen Spalt zwischen
zwei Strahlbarrieren, wo er sie nicht packen konnte. Schweratmend
blieb sie stehen und beobachtete Tolon durch den Spalt mit der
gleichen schreckensstarren Faszination, mit der eine Maus eine Katze
ansieht. Er hämmerte mit der Handkante gegen die Barriere und
ging davon. Klein-Ilia lief weiter.
    Strahlbarrieren, Leitbleche, Licht, Schatten. Ihre Füße
schmerzten vom harten Betonbelag, und ihr Atem ging stoßweise.
Zweimal umging sie Frachtschiffe, die mit dem unteren Drittel ihres
Rumpfes in riesigen Gruben standen, silberne Halbkugeln so groß
wie die Kuppel, die die Tiefsee-Ranch umschloß.
    Klein-Ilia war gerade zu einer neuen Liegebucht
hinübergelaufen und hatte dabei eine der Zubringerstraßen
überquert, als sie Schritte hörte. Tolon konnte es nicht
sein, dafür waren die Schritte zu leise. Einen Moment
später trat eine Frau in ihr Blickfeld. Das Licht der Strahler
reflektierte auf den Gliedern des linken Arms, einer Prothese aus
Metall.
    Klein-Ilia holte tief Luft, ging zu der Frau und fragte:
»Können Sie mir sagen, wo Die Dunklen Schwingen des
Leids liegt?«
    Die Frau lächelte. »Da bist du aber in der ganz falschen
Ecke des Raumhafens. Das ist kein

Weitere Kostenlose Bücher