Alien Earth - Phase 1
Versprechen. Du bist nicht allein.«
Blitz sprang auf ihn zu, klammerte sich an ihn.
»Blitz, beruhige dich. Du bist nicht allein. Fischer ist bei …« Blitz schrie verzweifelt auf, ihre Fingernägel bohrten sich in seine Haut, und plötzlich krachte der Knauf von Fischers Pistole auf ihn und Blitz herunter, schlug auf die Finger des Mädchens ein. Blitz ließ nicht los und Fischer brüllte, lauter noch als Blitz: »Verdammt, lass ihn los, du Miststück!« Und dann waren plötzlich überall Gardisten. Sie packten Wieselflink, sie packten Blitz, rissen die beiden auseinander. Und Blitz schrie und schrie und schrie. »Keiner kriegt Blitz! Keiner kriegt Blitz! Keiner kriegt Blitz!« Und die Gardisten schleiften Wieselflink mit sich, und er sah noch, bevor das Labor hinter ihm zurückblieb, wie Fischer mit dem Knauf auf Blitz eindrosch, und dann schrie er selbst: »Blitz! Blitz!« Er schrie, als die Gardisten ihn durch den Zug schleiften. Er schrie, als sie vergeblich versuchten, ihm den Pelzmantel überzuziehen, und er schrie immer noch, als sie ihn schließlich in zerrissenen Kleidern und blutend in Wolfs Bau warfen.
Sie hätten sich keinen besseren Ort aussuchen können.
»Du hast es gewusst!«, brüllte er Wolf an. »Fischer vergeht sich an Blitz! Und du Monstrum hast es gewusst!«
»Du etwa nicht?«, entgegnete Wolf ruhig. Er stand an seinem Stehpult und kritzelte mit einem Kugelschreiber Bemerkungen auf ein Papier. »Das überrascht mich. Du hast als Nomade überlebt, weil du deinen Mitmenschen immer die
finstersten Absichten unterstellt hast. Und jetzt das? Was hast du geglaubt? Dass Fischer der verhinderte Opa ist, der Blitz durchpäppelt, weil er in ihr den Enkel sieht, den er nie hatte? Oder dass in der Zeit, bevor sich Fischer ihrer angenommen hat, ihre Mitmenschen sie aus purem Mitgefühl durchgefüttert haben?«
»Du hast es gewusst! Du hast von Anfang an gewusst, wer ich bin und wie ich dir nützen kann! Du weißt alles, was in den Zügen vorgeht! Du hast gewusst, was Fischer mit ihr macht! Wie hast du zusehen können, ohne etwas zu unternehmen?«
»Ich weiß nicht, was du hast. Blitz lebt. Das ist mehr, als ein Kind in den Zügen erwarten kann. Das weißt du genauso gut wie ich. Und seit sich Fischer um sie kümmert, ist sie in Sicherheit. Er ist nicht zu rau zu ihr - solange der Druck seiner Verantwortung nicht übermächtig wird, wenigstens - und gibt ihr regelmäßig zu essen. Und kein anderer Mann kriegt sie in die Finger. Ist das nichts?«
»Er … er hat sich an ihr vergangen! An einem unschuldigen Kind! Ist so wenig Mensch in dir, dass du das nicht verstehst?«
»Ich glaube nicht, dass diese Frage mit Mensch sein oder nicht Mensch sein zu tun hat.«
»Ach ja? Womit dann?«
»Mit Möglichkeiten. Oder besser noch: mit fehlenden Möglichkeiten. Sag mir, was hätte ich unternehmen sollen? Fischer bei den Bahnpolizisten anzeigen? Sie hätten sich bestenfalls nicht dafür interessiert, im schlimmsten Fall hätten sie Blitz mitgenommen, ihren eigenen Spaß mit ihr gehabt und sie anschließend entsorgt. Hätte ich als Anführer des Großen Packs Fischer wegsperren lassen sollen? Wenn ja, wohin - in den Zügen ist kein Platz - und wie lange? Oder hätte ich ihn töten lassen sollen? Das hätte einen Mord bedeutet.«
»Du bist Wolf! Du hättest es Fischer verbieten können! Er verehrt dich, er tut alles, was du von ihm verlangst.«
»Das ist nicht ganz richtig. Er versucht , alles zu tun, was ich
ihm sage. Wenn ich ihm befehlen würde, sein Leben für die Sache des Großen Packs zu opfern, er würde es auf der Stelle tun. Aber was er mit Blitz macht, ist etwas anderes. Er handelt aus einem inneren Zwang heraus. Er kann nicht aufhören. Hätte ich es verlangt, er hätte es mir versprochen - und sein Versprechen innerhalb kürzester Zeit gebrochen. Dann hätte ich ihn dafür bestrafen müssen. Mit dem Ergebnis, dass ich meinen besten Mann verloren hätte. Fischer ist ein glänzender Organisator, ein Mann mit der seltenen Gabe, ein Auge für das Detail zu besitzen, ohne dabei die großen Zusammenhänge aus der Sicht zu verlieren. Er hat viele Züge für das Große Pack gewonnen, hat ihre Ordnung entworfen und verfeinert. Unsere Effizienz geht zu großen Teilen auf ihn zurück. Ihm wird es zu einem nicht unerheblichen Teil zu verdanken sein, dass in einigen Stunden alle Züge des Großen Packs in Frankfurt eingetroffen sind. Ohne Fischer wäre das Große Pack um viele Tausend Seelen ärmer. Wir alle
Weitere Kostenlose Bücher