Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
manchmal sogar drei zusätzliche Stunden ein, in denen er an seinem Halsband arbeiten konnte. Und das, obwohl die Ratestunden sich zusehends länger dahinzogen, da keiner der beiden sie vorzeitig beenden wollte.
    Wieselflink arbeitete wie ein Besessener daran, sein Halsband mit dem Werkstattrechner zu verbinden. Es war ein Glücksspiel auf zwei Ebenen. Die Stecker, die er aus den Katzenschädeln gelöst hatte, erlaubten zwölfadrige Kabel anzuschließen. Zwölf Adern - das bedeutete buchstäblich Tausende von möglichen Kombinationen. Jede von ihnen musste Wieselflink mühsam mechanisch herstellen und anschließend den Stecker in die Schnittstelle am Halsband einrasten lassen, was jedes Mal einen schmerzhaften Kraftakt darstellte. Selbst nachdem er das Halsband Hunderte Male verdreht hatte, hatte es sich nicht fühlbar geweitet. Der Bluterguss wurde von einer einmaligen Verletzung zur Dauereinrichtung.
    Wieselflink hatte kein Glück: Die richtige Kombination der Adern wollte sich einfach nicht einstellen. Aber wenigstens hatte er auch kein Pech: Keine der Adern-Kombinationen löste einen tödlichen Schlag aus. Also machte er weiter, probierte neue Kombinationen, gab den Elektriker, spielte mit Blitz.
    Es kam vor, dass Blitz ihn nicht begleitete. Morgens, wenn er die Tür der Werkstatt zur Seite schob, wartete sie nicht auf dem Gang. Es gab Wochen, in denen er zwei- oder sogar dreimal vor einem leeren Gang stand, aber auch solche, in denen Blitz jeden Morgen, durch das Geräusch der Tür aufgeweckt, aufgeregt auf und ab hüpfte. Anfangs fragte er sie nach einem Fehltag, wo sie gewesen war, aber Blitz biss nur die Hasenzähne zusammen und zog den Kopf so tief zwischen die spitzen Schultern, dass nur noch ihr Haar hervorlugte. Blieb er hartnäckig und wiederholte die Frage, kam der Kopf wieder zum Vorschein, und sie funkelte ihn zornig an. Stellte er seine Frage ein drittes Mal, fuhr sie die Nägel aus und zischte. »Keiner kriegt Blitz!«
    Wieselflink verstand und stellte die Fragerei ein. Blitz war
nicht sein Eigentum, sie konnte gehen und bleiben, wo und wohin es ihr einfiel, und tun und lassen, was sie wollte. Wenn sie entschied, Tage ohne ihn zu verbringen, war es ihre Sache. Wahrscheinlich verbrachte sie sie mit Fischer, und das war durchaus in Wieselflinks Interesse, hoffte er doch, es werde die Eifersucht, die er dem alten Mann unterstellte, im Zaum halten.
    Und ob mit oder ohne Blitz, Wieselflink arbeitete seine Listen ab. Was wäre ihm sonst geblieben? Er wusste nicht, wo Blitz steckte, und er musste sich sputen, um ohne ihre Hilfe die Liste so schnell zu erledigen, dass ihm dieselbe Zeit blieb, am Halsband zu arbeiten. Dennoch: Blitz fehlte ihm.
    Und noch etwas fehlte an Blitz-losen Tagen: die verstohlenen Blicke der Weber. Wieselflinks Gefühl war ebenso eindeutig wie nicht nachweisbar. Kam er ohne Blitz, tauschten die Weber hinter seinem Rücken keine Blicke aus. Das Mädchen machte also einen Unterschied. Aber welchen?
    Verstieß es gegen Wolfs Lehren, dass er sich ihrer angenommen hatte? Ihm wollte nicht einfallen, wie. Blitz war ein Kind. Sie lebte für das Spiel, und alles war ein Spiel für sie. Ihre Umwelt, der Zug, das Große Pack nahm sie als gegeben hin, waren ihr keine Erwähnung wert. Wenn sie nach einem Kabel tauchte oder über das Freundschaftssymbol eines Alienbands rätselte, wenn sie einen Reim aufsagte und vor ihm durch den Gang tippelte, was immer sie tat - sie ging stets im Augenblick auf. Nicht anders sicherlich als in der Zeit, bevor Wieselflink sie gekannt hatte. Wenn sie also Missgunst auf sich zog, musste sie es schon seit Langem getan haben.
    Hatten die Blicke mit den Tagen zu tun, die sie nicht mit ihm verbrachte? Es schien Wieselflink der einzig mögliche Schluss. Und zugleich ein hypothetischer. Er wusste nicht, wo sie sich an diesen Tagen aufhielt, was sie mit ihnen anfing. Auf seinen Runden durch den Zug begegnete er ihr niemals, er hörte niemals das helle, durchdringende »Buh!«, mit dem sie ihn anfangs erschrocken hatte. Die Posten würden ihm weiterhelfen können, oder natürlich Fischer, aber sie zu fragen
schied aus. Er war der Bordelektriker, Blitz gehörte nicht zu seinen Aufgaben. Ihr nachzuforschen hätte in der Tat bedeutet, eine Grenze zu überschreiten.
    Wieselflink verlegte sich auf Beobachtung. Verhielt sich Blitz an den Tagen danach anders als gewöhnlich? Er legte ein Protokoll auf dem Rechner an, speicherte sorgfältig jede noch so unwichtig erscheinende

Weitere Kostenlose Bücher