Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
gesagt. Sie sind Dummköpfe!«
    »Das sind sie.« Eustace nickte. »Aber ich gehöre zu ihnen. Sie sind Dummköpfe, aber sie sind auch Kämpfer. Kämpfer mit Waffen in den Händen. Sie kämpfen wie ich. Du kämpfst anders. Vielleicht besser als wir es tun. Ich habe viel von dir gelernt. Aber ein Mensch kann nur, was er kann. Er gehört dahin, wo er hingehört. Und du gehörst nicht hierher!«
    Mit einem Schlag auf die Rückenplatte schaltete Eustace den Antrieb ein. François schrie auf, versuchte sich an dem Leibwächter festzuhalten, aber seine plumpen, behandschuhten Finger glitten ab, rutschten den Arm entlang, griffen in die Leere, die einmal Eustaces Hand gewesen war.

    »Eustace!«, brüllte François. »Eustace, nein! NEIN!«
    Der Leibwächter antwortete nicht.
    François wand sich. Er versuchte, die Rückenplatte mit den Fingern zu erreichen, aber es gelang ihm ebenso wenig wie beim Abstieg in die Tiefe, als er sein Leben hatte beenden wollen. Er hieb mit den Fingern auf die Sensorflächen des Anzugrechners, brüllte ihn an, beschimpfte ihn. Es half nichts. Der Anzug trug François weg von Feuerland, immer tiefer in die verlassene Leere der Tiefsee. Schließlich ließen seine Kräfte nach. Er ergab sich in sein Schicksal, und als sein Atem und Puls sich wieder beruhigt hatten, lauschte François in die Schwärze. Er hörte nur das leise Brummen des Antriebs, seinen eigenen Herzschlag und einmal - oder bildete er es sich nur ein? - ein Donnern aus weiter Ferne.
    Dann war da nur die Schwärze, seine widersinnige Verzweiflung, die danach trachtete, genau an den Ort zurückzukehren, von dem er sich noch vor Kurzem mit jeder Faser seines Seins weggewünscht hatte, und schließlich erschöpfte Resignation.
    Und irgendwann sah er das Licht. Ein Stecknadelkopf nur, aber in der Schwärze der Tiefsee war er so auffällig wie ein Leuchtturm. Der Punkt wurde größer, kam auf ihn zu.
    Wer war das? Eustace? Ein Mahmut? Der Mahmut?
    François wollte ihm ausweichen, ihm entschlüpfen, aber der Anzug reagierte nicht.
    Der Punkt wurde größer, blendend hell wie ein Scheinwerfer - und verwandelte sich in ein Mädchen, umgeben von einer leuchtenden Hülle, die François an die Kuppel Feuerlands erinnerte.
    »Bitte, tu mir nichts!«, bat das Mädchen. Ihre Stimme kam aus seinem Helmlautsprecher. Sie mochte siebzehn oder achtzehn sein, hatte lange Zöpfe und unzählige Sommersprossen.
    »Wieso sollte ich dir etwas tun?«, fragte François. Er blinzelte. Ein Mädchen hier? In einer leuchtenden Hülle, die nur von Aliens stammen konnte? War es Einbildung? Es musste Einbildung sein. »Was treibst du hier?«, fragte er trotzdem.

    »Ich bin geflohen!«
    »Vor wem?«
    »Vor den Aliens. Sie haben mich gefangen gehalten. In einer Stadt unter Wasser.« Sie schluchzte. Es war, als hätte sie eine Schleuse in ihm geöffnet. Tränen stiegen ihm in die Augen. Plötzlich wurde ihm klar, was er entbehrt hatte, seit Mahmuts Jungs ihn in Freetown gefangen genommen hatten. Einen Menschen, einfach nur einen Menschen. Einen echten Menschen, nicht einen selbst erklärten Übermenschen oder dessen Klone.
    »Sie hieß Feuerland. Ich musste dort für sie arbeiten, und sie haben so getan, als wollten sie mir nichts tun. Aber ich habe ihnen nicht getraut. Also habe ich sie beobachtet. Ich habe gesehen, wie sie mit Kokons aus Licht unter Wasser lebten. Also habe ich mir bei der ersten Gelegenheit einen Kokon geschnappt und bin weggeschwommen, so schnell ich konnte.« Sie rieb sich die Tränen aus den Augen und versuchte tapfer auszusehen. »Ich habe mich verirrt. Ich weiß nicht, wo ich bin. Aber ich bin ja so froh, jemanden zu treffen!«
    »Ich auch«, sagte François. Ihm kam der Gedanke, was es für ein Zufall war, dass sich zwei Menschen wie sie einander in der Tiefsee begegneten. Aber er schob den Gedanken beiseite. Er hatte Glück, endlich wieder einmal Glück. Er wollte es nicht mit Grübeleien verderben. »Ich weiß, wo Land ist«, sagte er zu dem Mädchen.
    »Wo?«
    »Immer geradeaus!« Er griff nach ihrer Hand. Sie ließ es zu. »Ich bin François«, sagte er. »Wie heißt du?«
    »Atsatun.«
    Gemeinsam glitten sie durch die Schwärze der Tiefsee.

    - Streng geheim -
     
    Fragestellung: Welche Konsequenzen wird ein fortgesetzter Einschlag von Trümmerstücken für die Erde und die Menschheit haben?
     
    Bestandsaufnahme (Stand: 15.12.2066): 14872 Einschläge der Kategorie I (leicht), 8223 Einschläge der Kategorie II (medium), 319 Einschläge

Weitere Kostenlose Bücher