Alien Earth - Phase 3
Sprüngen kehrte der Luftfisch zurück in das Wasser, um die Beute seinen Jungen zu bringen.
Der Schlüpfling sah weg. Zögern war tödlich. Angst war es auch. Und Mitgefühl. Er musste weiter. Immer weiter, wollte er leben.
Neue Schatten kamen, fielen den Brüdern und Schwestern entgegen, trugen sie davon. Er hörte, wie ihre Schädel knackten. Die Brandung wurde stärker, warf Schlüpflinge zurück an den Strand. Er drückte sich flach gegen den Strand, als das Wasser kam. Die Erfahrungen sagten ihm, dass er auf diese Weise die besten Aussichten besaß. Als die Brandung ihren Höhepunkt erreichte, schnellte er sich mit aller Kraft dem Meer entgegen. Das abfließende Wasser nahm ihn mit, trug ihn in das Meer.
Feuer brannte in seinen Lungen, als das salzige Wasser in seinen Körper drang. Wären nicht die Erfahrungen gewesen, der Schlüpfling hätte geglaubt zu sterben. So wusste er, dass das Brennen nur einen flüchtigen Übergang darstellte. Gleich würde er Wasser atmen.
Das Feuer in dem Schlüpfling erlosch. Er musste für die neuen Jäger bereit sein, die ihn und seine Geschwister im Meer erwarteten. Sie hatten riesige Mäuler, und wenn sie einen Bruder oder eine Schwester fraßen, geschah es ohne einen Laut. Sie verschluckten sie einfach. Großmäuler, das war ihr Name. Die Erfahrungen offenbarten ihn dem Schlüpfling ohne Übergang, als hätte der Anblick der Großmäuler in seinen Gedanken ein Tor geöffnet, ihm Zugang zu einem neuen Feld der Erfahrungen ermöglicht.
Der Schlüpfling legte die Flossen eng an, verdrehte sich, bis es schmerzte. Die Erfahrungen sagten ihm, dass er den
Großmäulern durch Täuschung entgehen musste. Die Großmäuler waren schneller und stärker als er, aber sie waren nur ein großes Maul mit nichts dahinter. Wollte er nicht gefressen werden, musste er ihnen nur als nicht fressenswert erscheinen. Wie ein Ast, den ein Sturm abgebrochen hatte, trieb der Schlüpfling in der Brandung. Von Zeit zu Zeit machte er einen raschen Flossenschlag, damit er nicht wieder an den Strand getragen wurde. Er ruhte sich aus. Sein Magen machte sich daran, die Bissen seines Vaters zu verdauen. Er würde neue Kraft brauchen, hatte er erst den Bereich der Brandung hinter sich gelassen.
Die Großmäuler behelligten ihn nicht. Sie waren nur Tiere. Sie kannten keine Erfahrungen. Was sie wussten, beruhte auf dem Wenigen, das sie während eines einzigen, kurzen Lebens hatten in Erfahrung bringen können. Starben sie, starben ihre Erfahrungen mit ihnen. Wären nicht ihre Instinkte gewesen, die Großmäuler wären längst ausgestorben. Instinkte brauchen viele Generationen, um heranzureifen. Erfahrungen dagegen wurden von Generation zu Generation weitergegeben.
Der Schlüpfling spürte Kälte. Nur noch kurze Zeit, und er würde in Sicherheit sein, vorerst. Die Kälte stammte von einer abfallenden Meeresströmung. Er musste nur warten, sich weiter tot stellen, und die Strömung würde ihn nach unten tragen, den Felsen entgegen. Dort würde er ein Versteck finden. Er musste nur stark sein und sich nicht rühren.
Nicht alle Geschwister waren so stark wie er. Er verfolgte, wie Brüder und Schwestern sich der Tiefe mit wild schlagenden Flossen entgegenstürzten, nur um in den Mäulern der wartenden Feinde zu verschwinden.
Das Dunkel des Meers verschluckte ihn.
Er lebte.
Sie waren zu viele. Fünfzehn Brüder und achtzehn Schwestern, die sich in einer Höhle am Meeresboden verkrochen
hatten. Die Höhle war einmal ein gutes Versteck gewesen, deshalb hatten die Erfahrungen sie hierhergeführt - und deshalb hatten selbst die dummen Großmäuler erkannt, dass es hier Beute gab.
Ein Schwarm der Räuber lauerte vor dem Ausgang der Höhle, die Mäuler weit aufgesperrt Sie mussten nur warten, bis die Schlüpflinge ihnen früher oder später in die Mägen schwammen.
In der Höhle stritten und kämpften die Schlüpflinge miteinander. Die Höhle war zu eng, die Wut auf die eigenen Brüder und Schwestern war zu groß, als dass es anders möglich gewesen wäre.
»Wir können nicht bleiben«, sagte der Schlüpfling am dritten Tag. Das Aufbegehren seines Magens hatte aufgehört, als der Körper sich darauf verlegte, die eigenen Muskeln zu verbrennen, um sich am Leben zu erhalten. Nicht lange, und er würde keinen Kampf mehr bestehen können, und seine Brüdern und Schwestern würden sich auf ihn, den Verlierer, stürzen, um Zehrung zu erhalten.
Niemand reagierte auf ihn. Die Erfahrungen zeigten den Brüdern und
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