Alien Earth - Phase 3
der Kategorie III (schwer), 17 Einschläge der Kategorie IV (überschwer).
Vorgehensweise: Zur Folgenabschätzung wurden mehrere Quellen herangezogen. [A] Aus der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts die TTAPs-Berichte (1983 & 1990) sowie der WCRP-Bericht (1986). [B] Aufzeichnungen und Daten des indisch-pakistanischen Sieben-Minuten-Kriegs (2036). [C] Erkenntnisse der Paläontologie.
[A] erwies sich als begrenzt aussagekräftig. Die Autoren der Studien stellten theoretische Betrachtungen an, die sie mithilfe von Computermodellen zu beweisen suchten. Der primitive Stand der Computertechnik verhinderte dies jedoch. Die Studien kommen zu dem Ergebnis, dass ein Atomkrieg zwischen den damaligen Großmächten USA und UDSSR zur Bildung von bis in die Stratosphäre reichenden Staubwolken geführt hätte, die die gesamte nördliche Hemisphäre auf Jahre verdunkelt hätten (Szenario »nuklearer Winter«).
[B] Der Sieben-Minuten-Krieg ist hervorragend dokumentiert. Sein Ausmaß, zwei detonierte Sprengköpfe (Kenngröße jeweils 100 Kilotonnen), ist zwar im globalen Maßstab vernachlässigbar, kann aber als Modell erachtet werden. Zur Überraschung der militärischen Beobachter erwies sich die (allerdings noch anhaltende) Sterblichkeit durch radioaktiven Fallout weit niedriger als die durch klimatische Veränderungen verursachte. Das Kaschmirtal lag für mehrere Jahre unter einer Partikelwolke, was zu einem Temperaturrückgang von bis zu 20 Grad führte. Landwirtschaft wurde unmöglich, etwa 1,4 Millionen Menschen verhungerten als Folge. 0,8 Millionen starben bei der (versuchten) Flucht aus dem betroffenen Gebiet,
3,1 Millionen leben nach wie vor in Flüchtlingslagern. (Szenario »lokaler nuklearer Winter«)
[C] erwies sich als am aussagekräftigsten. Wie Miller, Ellong & Peters 2051 nachwiesen, wurde der Artenschnitt (in populären Begriffen »das Aussterben der Dinosaurier«) vor 65 Millionen Jahren durch den beinahe gleichzeitigen Einschlag von drei festen Körpern auf der Erde verursacht (in Yucatán/Mexiko, am oberen Lauf des Jenissei /Sibirien, in der Kalahari-Wüste im ehemaligen Botswana). Die Einschläge brachten eine Staubmenge in die Atmosphäre ein, die für Jahrzehnte den Einfall von Sonnenlicht stark einschränkte. In der Folge kam es zum fünften und vorläufig letzten Artenschnitt in der Erdgeschichte: Über 50 Prozent aller Arten starben aus (Szenario: »globaler Impaktwinter«).
Folgerungen: Selbst die schwersten der jüngsten Einschläge sind von kleinerer Masse als diejenigen, die den Artenschnitt vor 65 Millionen Jahren hervorriefen. Aktuelle Messdaten weisen aber darauf hin, dass der kumulative Effekt der Vielzahl von Einschlägen keinesfalls unterschätzt werden darf.
Empfehlungen: sofortiger, bedingungsloser Stopp von Störungen der Erdatmosphäre. Geschieht das nicht, ist ein globaler Impaktwinter möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich.
- Streng geheim -
- Bericht des Smithsonian Institute an die Präsidenten der USAA vom 17. 12. 2066.
KAPITEL 20
Am Anfang war Dreck.
Dreck, den die Brandung gegen die Schale seines Eis trug. Dreck, der die Schale seines Eis zermürbte, ihm das Schlüpfen erleichterte. Dreck, der sich durch Löcher und Risse in die Schale ergoss und ihn zu ersticken drohte.
Er wand sich mit aller Kraft. Er machte sich mit seinen Flossen, die gleichzeitig Hände waren, frei von dem Dreck. Die Schale brach. Seine Flossenhände schleuderten Schalenstücke weg. Rotes Sonnenlicht fiel über ihn her und blendete ihn. Er gab seinen ersten Laut von sich: Er piepste. Das Licht machte ihm Angst. Die Sonne war warm. Die Erfahrungen sagten ihm, dass Wärme gut war, dass er sie zum Überleben brauchte. Aber die Erfahrungen sagten ihm auch, dass sie jetzt, in diesem Augenblick, dem verletzlichsten, den er je erleben würde, sein Feind war. Er musste weg von hier, weg von dem Dreck, von dem Land. Er musste ins Meer.
Vorher musste er essen. Die Erfahrungen sagten es ihm. Das Meer war gut, es bot Verstecke und Nahrung. Im Meer konnte er wachsen. Aber nur wer gestärkt war, von sich zehren konnte, würde im Meer überleben.
Er schlüpfte. Die Brandung rollte heran und wollte ihn in das Meer ziehen. Er trotzte ihr, hielt sich an einem bleichen Stock fest, der keiner war. Es war einer der sauber abgenagten Knochen seiner Mutter. Seine Brüder und Schwestern, die vor ihm geschlüpft waren, hatten sich an ihr gestärkt. Die Mutter hatte dieses Gelege für
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