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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Schwestern keinen Ausweg an, und ohne die Erfahrungen waren sie hilflos.
    »Wir werden sterben, wenn wir in dieser Höhle bleiben«, sagte der Schlüpfling.
    »Wir sterben, wenn wir die Höhle verlassen«, antwortete dieses Mal ein Bruder. Er war der größte und stärkste der Schlüpflinge, aber ein Luftfisch hatte sich in ihn verbissen. Der Bruder hatte sich entwinden können, doch eine Wunde zog sich über die halbe Länge seiner Seite. Sie schwächte ihn. Der Schlüpfling nannte den Bruder in Gedanken den Narbigen. »Die Großmäuler erwarten uns.«
    »Wir sterben, wenn wir hier bleiben«, sagte der Schlüpfling wieder. »Wir fressen einander auf, oder wir verhungern, oder wir stürzen uns irgendwann aus Verzweiflung in die Mäuler der Räuber. Ich will nicht sterben.«
    »Keiner will das«, entgegnete der Narbige.

    »Wir können ausbrechen, alle zusammen. Die Großmäuler sind zu dumm, um damit zu rechnen. Wenigstens einige von uns werden entkommen.«
    »Selbst wenn - was dann? Die Erfahrungen sagen, dass dies die einzige Höhle in weitem Umkreis ist. Die Großmäuler würden uns jagen und fressen.«
    »Nicht, wenn …« Der Schlüpfling brach ab, plötzlich unsicher.
    »Wenn …?«
    »Wenn wir wo… woandershin fliehen, dann …«
    »Woanders? Was soll das sein?« Der Narbige war bitter. Er war der Stärkste von allen. Die Erfahrungen lehrten, dass er die besten Aussichten besaß, um zu überleben. Aber nun saß er hier in der Höhle fest, die seine Rettung hätte sein sollen und sich als Falle erwiesen hatte, und fühlte sich um das betrogen, was ihm zustand. Der Narbige spürte, dass er nicht überleben würde.
    »E-eine Stadt«, antwortete der Schlüpfling.
    »Woher willst du von einer Stadt wissen? Wo ist sie?«
    »Ich … kann es nicht genau sagen. Ich weiß nur, dass es sie gibt. Draußen.«
    Schweigen. Die Brüder und Schwestern horchten in sich hinein, warteten darauf, dass sich in ihnen die Erfahrungen regten. Sie warteten vergeblich.
    »Niemand weiß von deiner Stadt«, sagte der Narbige schließlich. Er schwamm zur Seite, gab dem Schlüpfling den Ausgang frei, der zu eng war, als dass die Großmäuler sich hätten hindurchquetschen können. »Suche sie, wenn du es willst. Niemand wird dich aufhalten.«
    Der Schlüpfling verharrte. Er wusste, dass es die Stadt gab. Jenseits der Höhle, jenseits der Großmäuler … unerreichbar fern. Er wandte sich ab, verkroch sich in eine der Nischen der Höhle, so weit entfernt von seinen Brüdern und Schwestern, wie es ihm möglich war. Niemand kümmerte sich um ihn.
    Später, als alle schliefen, kam eine Schwester zu ihm. Sie war klein und schwach. Der Schlüpfling hatte ihr bisher
keine Beachtung geschenkt. Ein Blick genügte, um zu wissen, dass sie nicht überleben würde. Die Erfahrungen sagten es ihm.
    »Nimmst du mich mit?« Ihre Schuppen hatten den Glanz verloren. Auch sie zehrte von ihrer Substanz.
    »Wohin?«
    »In die Stadt, von der du gesprochen hast.«
    »Es gibt sie nicht. Sie ist eine Einbildung von mir. Du hast die anderen gesehen.«
    »Es gibt die Stadt«, widersprach sie. »Ich trage ihr Bild in mir.«
    Hoffnung flackerte in dem Schlüpfling auf und erlosch wieder. »Und wenn schon? Wir können sie nicht erreichen. Versuchen wir beide zu fliehen, fressen uns die Großmäuler.«
    »Nicht, wenn sie abgelenkt sind.«
    Er sollte sie wegscheuchen. Aber der Schlüpfling tat es nicht. Die Schwester war so schwach und besaß doch eine merkwürdige Stärke. »Wie willst du das anstellen?«, fragte er.
    »Sieh dir die Wand genau an«, sagte sie. »Was siehst du?«
    »Steine. Felsen. Geröll.«
    »So ist es. Die Höhle ist bei einem Erdrutsch entstanden. Der Zufall wollte es, dass sich dabei ein Hohlraum bildete.« Sie sprach mit einer Sicherheit, die sie nur aus den Erfahrungen schöpfen konnte.
    »Was nützt uns das?«, fragte er.
    »Der Erdrutsch ist nur angehalten. Siehst du den großen Felsen dort drüben?« Sie wartete seine Antwort nicht ab. »Schieben wir ihn zur Seite, stürzt die Höhle ein. Du bist stark, Bruder. Du könntest es schaffen.«
    »Wozu? Die Felsen werden uns begraben.«
    »Vielleicht. Aber sieh genau hin. Daneben ist ein zweiter Fels, der absteht. Er wird uns schützen. Und wenn die Höhle erst eingestürzt ist …«
    Sie taten es, obwohl ihr Handeln jenseits jeder Erfahrung war. Aber der Schlüpfling hatte die Stadt vor Augen. Das Bild war stärker als die Angst vor dem Unerfahrenen.

    Der Schlüpfling stemmte sich gegen den Felsen,

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