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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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und mit einem Ruck kam er frei. Der Hang geriet ins Rutschen. Steine und Felsen regneten herab, erschlugen Brüder und Schwestern im Schlaf, erschlugen Großmäuler, die mit offenen Mündern vor dem Höhlenausgang schliefen, verfehlten den Schlüpfling und seine Gefährtin. Schlamm wirbelte hoch, nahm den überlebenden Großmäulern die Sicht.
    Der Schlüpfling stieß sich aus der Nische ab, die sie vor dem Erdrutsch geschützt hatte, und schwamm mit aller Kraft in die offene See. Die Schwester folgte ihm. Die überraschten Großmäuler wussten nicht, wie ihnen geschah, und blieben zurück.
    Irgendwo dort draußen erwartete den Schlüpfling und die Schwester die Stadt.
     
    Die offene See war eine Wüste, bar jeden Lebens - und die Stadt war eine Oase in dieser Wüste.
    Glück erfüllte den Schlüpfling, als er und seine kluge Schwester sie zum ersten Mal erblickten, halb verhungert. Die Stadt war um die Spitze eines unterseeischen Berges gebaut, eines erloschenen Vulkans, und ihr Anblick öffnete in ihrem Innern neue Tore, ließ sie neue Erfahrungen erschließen.
    Die Stadt war in Ringen gewachsen. Der erste Ring bestand aus Häusern aus Stein. Die einfachsten von ihnen waren primitiv, kaum mehr als künstliche Höhlen und bar jeder Eleganz, andere waren riesige Hallen, wieder andere schlanke, stolze Türme, die bis knapp unter die Oberfläche des Wassers reichten. Der zweite Ring war der von Knochen. Die Bauten dieses Rings wirkten zart, als könne ein Flossenschlag in nächster Nähe sie bereits zusammenstürzen lassen. Doch der Eindruck täuschte. Die Knochen waren härter als jeder Stein und kunstvoll miteinander verwoben. Der dritte Ring schließlich war aus Pflanzen gewachsen. Gerüste aus abgestorbenen Pflanzenteilen gaben die Formen vor, und auf diesen Gerüsten wimmelte es von Blättern, Blüten und Nadeln.

    Es war der schönste Anblick, den sich der Schlüpfling vorstellen konnte.
    Sie ließen sich in der Stadt nieder. Kleine Fische siedelten in den Häusern, spendeten ihnen überreichlich Zehrung. Der Schlüpfling und die Schwester aßen sich satt, sie gewannen an Stärke und wuchsen. Bald machten sie sich daran, die Stadt auszubessern. Sie musste seit längerer Zeit verlassen sein. Wände aus Stein waren eingestürzt oder drohten einzustürzen, Verbindungen zwischen Knochen hatten sich gelöst, Pflanzen waren eingegangen. Der Schlüpfling und die Schwester kümmerten sich um die Stadt, bauten steinerne Mauern neu auf, verbanden Knochen und weideten tote Pflanzen aus, um Platz für lebende zu schaffen. Die Arbeit fiel ihnen nicht schwer. Die Erfahrungen leiteten sie. Sie mussten sich ihnen nur hingeben, den Rest erledigten ihre Hände.
    Als sie die Häuser der Stadt repariert hatten, fügten sie ihr eigenes hinzu, außerhalb des dritten Rings. Wieso, konnten sie nicht sagen, sie gaben einfach einem Drang in ihrem Innern nach. Ihr Haus wuchs rasch. Es war verschachtelt, bot viele Verstecke und war aus Steinen, Knochen und Pflanzen erbaut.
    Der Schlüpfling streunte jetzt oft durch die Stadt und träumte. Er stellte sich vor, sie wäre bevölkert von Brüdern und Schwestern, Tausenden von ihnen. Anfangs steigerte dieser Traum noch sein Glück, bald aber erfüllte er ihn mit Unruhe. Er stellte fest, dass er die Schwester nicht mehr als Schwester sah und sie ihn nicht mehr als Bruder. Sie beide waren jetzt ausgewachsen, hatten viele wertvolle Erfahrungen gemacht. Ihr Haus mit seinen vielen Verstecken war ein vorzüglicher Platz für ihre Brut. Sie mussten sich keine Sorgen machen. Ihre Brut würde gedeihen, die Stadt mit Leben erfüllen, ihrerseits in ihrer Brut aufgehen, die Stadt würde wachsen, immer weiter … Es war ein schöner Gedanke, ein berauschender.
    Und einer, der dem Schlüpfling unerträglich war.

    Eines Tages wandte er sich an seine Schwester.
    »Ich will weg von hier«, sagte er.
    »Wohin?« Ihr Flossenschlag blieb ungerührt. Als überrasche sie sein Wunsch nicht, als bedeute es ihr nichts, die Stadt zurückzulassen, die ihr gemeinsames Werk war.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Ich will nur weg. Diese Stadt kann nicht alles sein.«
    »An Land?«
    Daran hatte er nicht gedacht. Doch als seine Schwester sprach, öffnete sie neue Tore zu den Erfahrungen in ihm. Land … natürlich. Das Meer war gut für die erste Zeit, aber es war nicht gut für ein ganzes Leben. Das war der Grund, weshalb die Stadt am Meeresgrund verlassen war. Diejenigen, die vor ihnen gekommen waren, hatten ihr

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