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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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du eigentlich wieder?«
    »Blitz.«
    »Ziemlich rasanter Name für ein Häufchen Kind wie dich, findest du nicht?«
    »Meine Eltern hatten einen Sinn für Dramatik.«
    »Tatsächlich? Wie auch immer: Wenn ich du wäre, würde ich am Anfang öfters hier hochkommen. Es ist der beste Weg, unseren Laden zu verstehen. Bist du erst einmal unten, blickst du nicht mehr durch.«
    Sie hatten den Boden der Halle erreicht. Trotz ihrer Weite waren die Gänge hier enger, die Räume kleiner. Und es gab viele Menschen in Kitteln, unweigerlich mit Klemmbrett, und hier und da einen Smartie, lebend oder tot und bei der Obduktion in seine Einzelteile zerlegt. Passierten sie einen lebenden Smartie, duckte er sich, machte sich so klein wie möglich, in einer Geste, die irgendwo zwischen Ehrerbietung und der Angst angesiedelt war, der Mensch im Kittel würde ihm befehlen mitzukommen.

    Mordechai brachte sie in einen Umkleideraum. Er stank nach Schweiß und Schimmel. Aus einem Ständer mit hellgrünen Kitteln suchte er den kleinsten aus und hielt ihn Ekin hin.
    »Der müsste passen«, sagte er.
    Er sah nicht weg, als Ekin sich umzog. Sie musste sich zwingen, gegen das Mädchen in ihr ankämpfen, das sich lieber verraten und damit die Menschheit im Stich gelassen hätte, als sich vor einem Mann auszuziehen. Ekin setzte sich durch. Sie war stärker als Blitz und außerdem, sagte sie sich, zählte Mordechai nicht als Mann. Er hielt sie für ein Kind. Es bedeutete ihm nichts, sie nackt zu sehen - also durfte es ihr auch nichts bedeuten.
    Der Kittel passte in der Länge, war aber viel zu weit für den schmächtigen Mädchenkörper. Mordechai störte sich nicht weiter daran. »Für die paar Wochen, die wir noch hier sind, wird er es tun«, kommentierte er. »Zu essen und zu trinken kannst du dir in einer der Teeküchen nehmen, so viel du willst. Schlafen kannst du in den Brutlabors. Später bringe ich dir eine Matte und eine Decke, dann kannst du dir eins aussuchen.« Aus einem Schrank holte er ein Klemmbrett hervor und drückte es Ekin in die Hand. »Hier trägst du die Werte ein.«
    »Welche Werte?«
    »Ich zeige es dir.«
    Er führte sie in die Brutlabors. In langen Reihen standen die Brutkästen, in denen Smarties neurobeschleunigt heranwuchsen. »Wir brauchen ungefähr eine Woche bis zum ausgewachsenen Smartie«, erklärte Mordechai. »Das ist ein Achtel dessen, was bis vor Kurzem noch nötig war. So können wir viel schneller feststellen, ob eine Modifikation tatsächlich so funktioniert, wie wir es geplant haben. Allerdings wirkt die Beschleunigung auch auf ungeplante Mutationen und unerwünschte Nebeneffekte. Es ist deshalb wichtig, dass wir sie frühzeitig erkennen und die betreffenden Smarties aussortieren.«
    Im Brutkasten, vor dem sie standen, lag ein Baby-Smartie. Er war ungefähr so groß wie ein Mensch, rosig wie ein
Schwein und hatte die Augen geschlossen. Trotz seiner Größe wirkte er zerbrechlich.
    »Zwei Tage alt«, sagte Mordechai. »Wir erzielen die höchsten Wachstumsraten in den ersten beiden Tagen, danach flacht sie ab. Du musst besonders am Anfang wachsam sein.« Er nahm ihr das digitale Klemmbrett aus der Hand, strich mit einem Finger darüber. Das Display leuchtete auf. Mordechai drückte mit dem Daumen auf eine Schaltfläche. »Siehst du, die Daten werden automatisch auf das Brett übertragen.«
    »Das ist alles?«, fragte Ekin.
    »Nein. Das ist nur der Routineteil. Was wir brauchen, ist dein persönlicher Eindruck. Auffälligkeiten jeder Art. Du musst sie nicht genau benennen können. Ein Gefühl reicht schon für einen Eintrag.« Mordechai berührte eine andere Schaltfläche. »Sprich sie einfach auf das Brett. Wir kümmern uns um den Rest.«
    »Und das ist alles?«
    »Ja. Du hilfst hier aus. Tu einfach, was ich dir sage, und zerbrich dir nicht den Kopf über Dinge, die du sowieso nicht verstehst. Verstanden?
    »Ja. Verstanden.« Ekin nickte. Mordechai behandelte sie wie ein kleines, dummes Kind, aber das konnte ihr nur recht sein. Und außerdem stellte sie verblüfft fest, dass ihr der Wissenschaftler gefiel. Seine Art, sich von nichts und niemand beeindrucken zu lassen, erinnerte sie an Paul. Nur, dass sie Paul früher als Zyniker abgetan hatte. Jetzt, nach Hunderten von Leben auf Sigma V und mit dem geschundenen Mädchen, das in ihr steckte, sah sie die Dinge anders. Paul hatte sich als Realist erwiesen, der der Welt begegnete, wie sie es verdient hatte: mit derselben Kaltschnäuzigkeit, die diese Welt für einen

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