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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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schlichen lautlos und flink. Sie drang in die Schlafquartiere der Wissenschaftler ein. Sie lagen auf Betten, schliefen aber kaum weniger tief als die Seelenspringer. Die Anstrengung der langen Tage sorgte dafür. Die meisten schliefen in ihren weißen Kitteln. Ekin gelang es, eine Chipkarte zu ergattern, die einer älteren Wissenschaftlerin aus der Seitentasche ragte. Das Ganze war eine Sache von wenigen Augenblicken, stellte Ekin überrascht fest. Sie hatte nicht geahnt, dass in ihr eine Taschendiebin steckte - was bis vor Kurzem auch nicht der Fall gewesen war. Es war Blitz, die ihr Frechheit und Tempo verlieh.
    Sie erreichte den Bunker, ohne jemandem zu begegnen, und steckte die Chipkarte in den Schlitz neben der Tür. Sie öffnete sich anstandslos. Ekin trat in den Bunker. Grelles, ungemütliches Licht empfing sie, legte jedes Detail des Raumes bloß. Ekin hatte sich vorgestellt, den Chef in einer Art Kontrollstand vorzufinden, eingeschlossen von einer Batterie von Displays, dem Hauptrechner der Unterwelt, Dutzenden von Kühlaggregaten, die den Rechner und den Raum vor Überhitzung schützten. Und in der Ecke irgendwo ein Bett, ein Kühlschrank, eine Dusche und eine Toilette. Decken und Kissen
achtlos zusammengeknüllt, überall Verpackungen von Junkfood verstreut.
    Stattdessen stand sie vor einem Haufen verbogener, geknickter und verdrehter Bleche. Nirgends ein Display oder Trümmer davon zu sehen, nirgends Rechnereinheiten, nirgends etwas, was darauf hindeutete, dass der Bunker einmal bewohnt gewesen war, geschweige denn aktuell bewohnt wurde. Was bedeutete das? Stellte der Bunker nur eine Ablenkung dar, und der Chef zog von einem ganz anderen Ort seine Strippen? Oder gab es gar keinen Chef, und die Seelenspringer benutzten die Illusion lediglich, um die störrischen Wissenschaftler besser zu lenken?
    Ekin stand einige Augenblicke da, das Mädchen in ihr drückte ihr Tränen in die Augenwinkel, aus Wut und aus der Scham, einem Schwindel aufgesessen zu sein. Dann erlangte Ekin wieder die Oberhand. Sie wischte die Tränen mit dem Ärmel ab und wandte sich zum Gehen.
    Eine Stimme hielt sie auf. »Bist du neu hier?«
    Ekin machte auf dem Absatz kehrt. Die Stimme war von irgendwo aus dem Schrotthaufen gekommen. Aber woher genau?
    Zu ihrer Linken kam Bewegung in den Schrott. An einer Stelle bildete sich eine Beule, aus der zwei stählerne Arme fuhren, gefolgt von einem metallenen, menschenähnlichen Körper.
    »Hier bin ich«, sagte der … Was eigentlich? Roboter? Der Körper war aus Metall, der Kopf ebenfalls. Aber in dem Kopf, hinter den durchsichtigen Augäpfeln, sah sie ein Gehirn. Der Anblick war zu viel für das Mädchen in ihr. Ekin schrie auf. Sie sprang zur Tür, zerrte an ihr, aber die Tür hielt stand. Sie fummelte die Karte hervor, wollte sie in den Schlitz neben der Tür stecken, aber sie rutschte ihr aus den zitternden Händen.
    »Danke. Das genügt mir als Antwort. Du bist neu hier«, sagte der Roboter, in dem ein Gehirn steckte. Er sprach ein abgehacktes, hartes Englisch, das Ekin an das Mordechais erinnerte.
    Es beruhigte sie etwas. Mordechai war kein übler Kerl unter seinem Panzer aus Zynismus. »Was bist du?«, fragte sie.

    Der Roboter antwortete nicht. Er befreite sich vollends aus dem Schrotthaufen und fragte: »Wie heißt du, Mädchen?«
    »Blitz«, antwortete sie. Mädchen. Der Roboter hatte sie Mädchen genannt. Das war ihre Chance. Er ahnte nicht, was sie war. Mädchen hatten keine bösen Absichten, niemand tat Mädchen Böses an. Oder? »Und du?«, fragte sie zurück.
    »Hayim. Hayim Perlmann.«
    »Der … der …« Sie brachte den Satz nicht zustande.
    Perlmann half ihr aus. »Der große GenMod-Pionier, ja.«
    »Aber das kann nicht sein. Hayim Perlmann ist tot!«
    »Das Original, ja. Er hat sich eine Kugel in den Kopf gejagt, als er erfuhr, dass die Regierung Singapurs im Begriff war, eine Kopie seines Gehirns zu züchten. Er wollte ihnen zuvorkommen. Zum Glück ist ihm das nicht gelungen. Diesem Umstand habe ich meine Existenz zu verdanken.«
    Ekin zwang ihre Mädchenaugen weit auf. »Jetzt habe ich endlich den großen Chef gesehen.« Sie verbeugte sich. »Entschuldigen Sie die Störung. Ich werde Sie nicht mehr belästigen.« Sie bückte sich nach der Karte.
    Plötzlich war Perlmann vor ihr und schnappte die Karte mit einem Greifarm, bevor Ekins Finger sie berührten.
    »Nicht doch. Wieso willst du schon gehen? Bleib doch noch ein wenig, Mädchen. Ich habe nicht viel Gesellschaft mehr

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