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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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richtete sich auf. »Was ist los? Was tust du hier mitten in der Nacht?« Der Leibwächter stand an seinem Bett, ein schmächtiger Umriss im Schein des Wendeltreppenlichts, schwer behangen mit zwei Rucksäcken - und zwei Gewehren. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich das nicht will!«
    Eustace hatte sich schon früher in die Villa geschlichen. Um die Sicherheitssysteme zu überprüfen, wie er beteuert hatte. Und natürlich, um François zu nehmen. François, der eine Schwäche für ungezügelte Leidenschaft hatte, hatte ihn gewähren lassen. Doch eine Grenze hatte Eustace nie überschritten: Er hatte niemals François’ Schlafzimmer betreten. Es war ein heiliger Ort für den Leibwächter. Der Ort, an dem Jan de Hart endgültig aus dieser Welt gegangen war. Er selbst, hatte Eustace François einmal mitgeteilt, sei nicht würdig, ihn zu betreten. Jans Geist weile noch in dem Schlafzimmer. François, der tagelang damit beschäftigt gewesen war, die Reste von Jans Kopf von den Wänden zu kratzen, war anderer Meinung. Jans Geist lebte, ja. Aber er war an keinen Ort gebunden. Er ging, wohin immer das Schicksal François führte. Er war ein Teil von ihm.
    »Du musst weg!« Der Leibwächter trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
    »Es ist mitten in der Nacht. Wohin willst du mit mir?«
    »Keine Zeit!« Eustace warf ihm einen der Rucksäcke auf die Beine. Er war schwer und hart und schlug François durch die Decke blaue Flecken auf die Schienbeine. »Zieh ihn auf! Los! Sie sind jeden Moment hier.«

    » Wer ist hier?«
    François zwang sich hoch. Er trug Straßenkleider, so wie er es jede Nacht getan hatte, seit vor zwei Wochen der Himmel in Flammen aufgegangen war und die wahrscheinlich erste Angriffswelle der Seelenbewahrer über der Erde pulverisiert worden war. Seitdem … etwas lag in der Luft. So wie früher, in Brüssel, wenn der Rechtsblock zu lange Ruhe gegeben hatte. Die Braunen hatten dann ihre Kräfte gesammelt, um im Dreißigerpack Schwule in ihren Wohnungen zu überfallen und »etwas Spaß mit ihnen zu haben«, wie sie es nannten. Nur dem, der schnell und vorsichtig gewesen war, war es gelungen, ihnen auf Dauer zu entkommen. Ihm und Jan war es gelungen.
    »Die Amerikaner«, antwortete der Leibwächter.
    »Du musst dich irren.« François schüttelte trotzig den Kopf, als könne die Geste seiner Aussage zu mehr Nachdruck verhelfen. »Die Seelenspringer sind unsere Verbündeten. Die US Alien Force wird es nie wagen, uns zu nahe zu kommen. Denk daran, was die Seelenspringer mit Arlington gemacht haben. Einfach pulverisiert. Die Amerikaner haben sich das …«
    »Sieh es dir selbst an!« Eustace zog mit einem Ruck den Vorhang zur Seite und gab den Blick auf Freetown und das Meer frei. Der Strom war ausgefallen. Die Stadt lag im Dunkeln, war nicht von der Schwärze des Meers zu unterscheiden. Und zur Rechten … zur Rechten stand der Horizont in Flammen. Rumpeln drang von dort her, wie ferner Donner. »Sie nehmen Lungi Airport ein«, sagte er. »Danach kommen sie hierher. Du musst weg.«
    »Das ist unmöglich!« François wollte es nicht wahrhaben. »Wieso greifen die Seelenspringer nicht ein? Sie können das nicht zulassen!«
    »Sie können, wie es aussieht. Und jetzt komm endlich!«
    Als François keine Anstalten machte, sich in Bewegung zu setzen, trat Eustace an das Bett, nahm den Rucksack und schnallte ihn vor den Bauch. Es war eine flüssige, rasche Bewegung, obwohl er nur eine Hand und seinen Armstumpf besaß,
um sie zu bewerkstelligen. »Los jetzt!« Der Leibwächter zerrte ihn mit einem brutalen Ruck mit sich. Benommen setzte François sich in Bewegung, stolperte auf den Flur, in dem die Wendeltreppe nach oben stieg. Besen, Eimer und Putzlappen waren über den Boden verstreut, Gegenstände, die für gewöhnlich unter der Treppe gelagert waren. Die Villa in dem ehemaligen Wasserturm bestand aus der großen Halle, der Treppe, einer winzigen Küche und dem Schlafzimmer. Daran, einen Platz für gewöhnliche Haushaltsgegenstände zu schaffen, hatten weder François noch Jan gedacht. Eustace zog François mit sich unter die Treppe. »Kein Licht hier«, flüsterte er. »Halt dich an meinem Rucksack fest.«
    Es war ein dunkler, feuchter Gang, wie zugeschnitten auf den schmächtigen Leibwächter, eben noch passierbar für François, den gut genährten Europäer. Er schrammte an den Felswänden entlang und schürfte sich die Haut an der linken Hand und Ellenbogen ab, während Eustace mit der blinden

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