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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Sicherheit einer Maus, die sich in ihrem Territorium befindet, losrannte. Die Dunkelheit war so vollkommen, dass sich François darin verlor. Er klammerte sich an Eustaces Rucksack und rannte, so schnell er konnte. Zwar hatte er Angst davor, wohin ihn der Leibwächter führen mochte, aber seine Angst, allein zurückzubleiben, war noch größer. Als er keuchend das Ende des Tunnels erreichte, wusste er nicht zu sagen, wie lange ihr Sprint gedauert hatte. Einige Augenblicke nur - oder lange Minuten?
    Der Tunnel mündete in dem Wald, der die Villa von der Stadt abschirmte. Es roch nach Moder. Die Bäume reckten sich siebzig, achtzig Meter in die Höhe, waren über und über mit Schlingpflanzen und Moosen bewachsen. Sie wirkten, als hätten sie schon seit Anbeginn der Zeit an dieser Stelle gestanden, dabei waren sie noch keine fünf Jahre alt. Es waren GenMods, einer von mehreren Dutzend Versuchsgärten, die Jan rund um Freetown hatte errichten lassen. Erst wenn der Wald zurückgekehrt war, so hatte Jan geglaubt, würden sich die Wunden wieder schließen lassen, die der Mensch dem
Land und seinesgleichen zugefügt hatte. Und wie üblich hatte Jan seinen Glauben in Taten umgesetzt.
    »Wohin bringst du mich?«, fragte François. Er hielt den linken Arm ausgestreckt auf der Suche nach der Position, in der die Schürfwunden am wenigsten schmerzten.
    »Ich beschütze dich.« Eustace lauschte in die Dunkelheit, überprüfte, ob seine Gewehre gesichert waren.
    »Indem du mich entführst? Was ist denn mit meiner Leibwache?«
    »Ich bin deine Leibwache.«
    »Du bist einer meiner Leibwächter. Einer von ungefähr fünfzig. Was ist mit dem Rest?«
    »Sie sind weg.« Eustace streifte den Rucksack ab, den er auf der Brust trug. Anschließend zog er den zweiten vom Rücken.
    »Wohin sind sie?«
    Eustace zuckte die Achseln. »Die Amerikaner sind da. Im Kampf ist alles möglich.«
    »Sie kämpfen gegen die Amerikaner?«
    »Vielleicht. Manche. Aber nur dumme Kämpfer würden das tun. Die Amerikaner haben Flugzeuge und Hubschrauber und Drohnen und Schiffe. Wir haben nur uns selbst und die da.« Er hob eines der TAR-21 hoch.
    »Sie sind davongerannt?«
    »Wenn sie klug sind. Zumindest für ein paar Tage. Dann ist die Zeit gekommen zu kämpfen. Erobern ist einfach, Eroberer zu sein schwierig. Hier, hilf mir!« Eustace wies ihn an, die Rucksäcke jeweils an einem Riemen miteinander zu verknoten. Dann schob er die Arme durch die beiden verbliebenen Riemen und legte sich auf den Waldboden. Er sah aus wie eine Schildkröte oder ein Käfer. »Aber die wirklich Klugen werden den Amerikanern entgegenrennen und sich ihnen verkaufen.«
    »Was haben sie ihnen schon zu bieten?«
    Eustace sah zu ihm hoch, als wäre François ein Kind, ohne Ahnung davon, wie die Welt wirklich ist. »Dich. Die Leibwächter kennen dich. Sie wissen, wo du warst. Sie werden
dich verkaufen. Oder …«, der Lichtblitz einer Explosion erhellte den Wald für einen Augenblick, »… oder was glaubst du, was die Amerikaner hier suchen? Sie wollen dich.«
    »Mich? Du überschätzt mich, Eustace. Ich bin nur …«
    »Du bist ein Vertrauter Pasongs. Du und Jan, ihr habt die Company gemacht. Ihr habt das hier gemacht. Die Amerikaner wollen dich. Und jetzt komm endlich!« Eustace kroch los, unter das Unterholz. »Bleib dicht an mir dran!«
    François folgte ihm. Der Leibwächter schuf eine Schneise für ihn. Es war die einzige Möglichkeit, sich im Wald fortzubewegen. Das Unterholz war zu dicht und bot zu viel Widerstand, um auf andere Weise ein Durchkommen zu erlauben. Es widersetzte sich Macheten, Sägen und Feuer. Die einzige Möglichkeit, sich einen Weg zu bahnen, war, ihn sich freizusprengen. Und auch das half nur für den Moment. Jedes Pflanzenfragment stellte einen neuen Ableger dar, und innerhalb von Stunden würde eine Schneise wieder überwachsen sein, dafür sorgten die sorgfältig modifizierten Gene. Jan hatte es so gewollt. Dieser Wald, der sich nicht zufällig wie ein Zaun um ihre Villa zog, stellte das eine Extrem von Jans Experimenten dar: eine biologische Gemeinschaft, so zäh, dass sie allem widerstand, was Menschen gegen sie auffahren konnten. Jan hatte den Wald Eden 2.0 genannt - der perfekte Garten. Kein Zutritt für Menschen. Das andere Extrem hatte Eden 1.0 dargestellt, das sich vor ihnen irgendwo an einem der dunklen Hügel der Stadt verbarg. Eden 1.0 war ein sanfter Wald, dem Menschen untertan, essbar und frei von Dornen. Jan hatte sich nicht entscheiden

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