Alien Earth - Phase 3
können, welches von beiden das wahre Eden darstellte. Hätte nicht ein verrückter Alien-Hasser ihn ermordet, würde er noch immer Wälder pflanzen. Hunderte, wenn notwendig. Bis er auf das wahre Paradies stieß.
Sie kamen schneller voran, als François erwartet hätte. Eustace kannte den Wald, musste schon viele Male durch ihn gekrochen sein. François hatte Mühe, ihm zu folgen.
»Dranbleiben!«, ermahnte ihn der Leibwächter. »Sonst …«
François war klar, was sonst geschehen würde, und tat, was er konnte, um zu Eustace aufzuschließen. Und es gelang ihm, trotz der Steine und Wurzeln, die sich ihm in den Leib bohrten. Die dornigen Zweige verfingen sich in den Rucksäcken des Leibwächters. Sie spannten sich, als Eustace weiterkroch - und schnellten davon, wenn die Anspannung zu groß wurde. Über François hinweg, wenn auch knapp.
Sie erreichten den Waldrand. Die letzten Zweige bogen sich zur Seite, und Eustace machte sich daran, die beiden Rucksäcke wieder zu entknoten. Er tat es ohne Hilfe, eine geschickte Hand genügte dafür.
»Was jetzt?«, fragte François.
Unmittelbar vor ihnen lagen die ersten Häuser Freetowns. Der ferne Donner der Explosionen war herangerückt, ließ mit jedem Schlag den Boden unter ihnen vibrieren. Aus der Stadt kam Gewehrfeuer. Sie brannte an mehreren, scheinbar willkürlich gewählten Stellen. In der Luft lag ein beständiges Dröhnen. Es stammte von den Triebwerken der amerikanisch-arabischen Drohnen, die über Freetown patrouillierten.
Eustace deutete mit dem Gewehrlauf auf die Stadt.
»Was sollen wir dort?« Eine neue Detonation ließ den Boden unter François erbeben, vermengte sich mit dem Zittern, das ihn am ganzen Körper erfasst hatte. Ihm war schlecht. Er wollte weg von hier, einfach nur weg. »Du hast gesagt, wir müssen fliehen! Die Amerikaner kommen.«
Der Leibwächter antwortete nicht. Er fischte eine Datenbrille aus einem der Rucksäcke und setzte sie auf. François erhaschte in den Gläsern der Brille einen Blick auf sein eigenes Spiegelbild und wandte den Kopf ab. Er sah so elend aus, wie er sich fühlte. Die Bestätigung machte es nur noch schlimmer. Eustace verharrte einige Zeit bewegungslos, während er die Informationen aufnahm, die ihm die Datenbrille vermittelte. Endlich zog er die Brille ab und sah François mit einem Blick an, der durch ihn hindurchzugehen schien.
»Eben deshalb«, sagte er. »Wir müssen weg. Auf Aberdeen Island wartet ein Hubschrauber auf uns.«
Aberdeen Island. Das hieß, durch die Stadt. Geraden Weges in eine Falle. Hatte Eustace den Verstand verloren?
»Das ist doch verrü…«, begann François, besann sich dann aber eines Besseren. Der Leibwächter hatte seinen Stolz. »Eustace, wie kommst du darauf, dass jemand auf uns wartet? Wer nur einen Funken Verstand hat, der hat sich längst abgesetzt. Du hast es selbst gesagt!«
»Der Hubschrauber wartet. Ich habe den Piloten gesagt, dass wir kommen.«
»Und du glaubst, das genügt? Du überschätzt mich!«
»Nein. Du unterschätzt dich. Sie warten.«
»Eu…« Ein Schlag, der den Boden erbeben ließ, schnitt François das Wort ab. Unter ihnen, in der Stadt, loderte eine Stichflamme auf. Sie war riesig, umfasste mehrere Häuserblocks.
»Was war das?«, schrie François. Doch sein Schrei war lediglich ein besseres Flüstern. Seine Angst, auf sie aufmerksam zu machen, erstickte seine Worte.
»Dummköpfe.« Eustace zuckte die Achseln. »Verkohlte Dummköpfe, die sich eingebildet haben, die Amerikaner aufhalten zu können.« Er schnallte sich einen der Rucksäcke um. »Komm jetzt. Bevor es zu spät ist.«
François hielt ihn am Ärmel fest. »Eustace, nicht! Wir sind doch keinen Deut schlauer als die da!« Er zeigte auf den neuen Brand in der Stadt. »Überleg doch! Wir können den Amerikanern kein besseres Ziel bieten als einen Hubschrauber.«
»Unserer nicht. Er ist anders. Er ist ein Hybride.«
»Was?« François hatte das Wort noch nie aus dem Mund des Leibwächters gehört.
»Alien- und Menschentechnik gemischt.«
»Du weißt nicht, wovon du redest!« François’ Angst verwandelte sich in Wut. »Hybride sind aufwendige Forschungsprojekte. Nur die Company hat genug Ressourcen, sie durchzuführen. Und wenn in Freetown jemand …« Er brach ab, als ihm ein Gedanke kam. »Jan«, sagte er dann kopfschüttelnd. »Jan steckt dahinter, nicht?«
Eustace bekreuzigte sich, als er den Namen des verehrten Jan de Hart hörte. »So ist es. Er hat für einen Tag wie diesen
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