Alien Tango
und zu guter Letzt wusste ich auch nicht, was Haarspray, auch wenn es
extrastark war, anderes ausrichten würde, als Alliflash noch weiter zu reizen.
Meine Hand schloss sich um einen Blätterstapel, und ich zog ihn
hervor. Ich erinnerte mich nicht daran, irgendwelche Papiere mit mir
herumgetragen zu haben. Ich musterte sie schnell, es waren Briefing-Unterlagen.
Okay, die musste Reader mir heimlich untergeschoben haben, in der Hoffnung, ich
würde sie selbst lesen. Einen Versuch war es wert.
Ich zerknüllte ein Blatt und warf es über Alliflashs Kopf. Er
schnappte danach und wandte sich dann wieder mir zu. Gut. Er wollte also
spielen, und ich wollte ihn nur allzu gern ablenken. Ich zerknüllte ein
weiteres Blatt, warf es, und er schnappte wieder danach. Cool, er spielte also
gern Stöckchen holen, oder, in diesem Fall, Papierchen schnappen.
Das Gute daran war, dass Alliflash nicht versuchte, mich zu fressen.
Noch nicht. Aber mir gingen allmählich die Unterlagen aus. Nach ein paar
Minuten war ich beim letzten Blatt angekommen. Ich betrachtete es. Es waren
zwei Fotos darauf zu sehen. Zwei Männer, der eine, dick und schon etwas älter,
kam mir vage bekannt vor. Der andere war wohlfrisiert und ziemlich attraktiv,
hatte aber einen hageren, gemeinen Zug. Ich überprüfte die Namen, der erste war
Howard Taft, der zweite Leventhal Reid. Tafts Sohn ähnelte seinem Vater,
weshalb er mir auch bekannt vorgekommen war. Einige lange Momente starrte ich
die Fotos an. Dann zerknüllte ich die letzte Seite und warf sie.
Sie flog nicht weit und landete auf Alliflashs Rücken. Er schnappte
danach und wand sich, um das Papier zu erwischen. Alles, was seine
Aufmerksamkeit von mir ablenkte, war gut.
Das Papier kullerte herunter, und der Alligator zerstampfte es. So
würde es mir dann wohl auch gleich gehen. Alliflash bestätigte das, indem er
sich mit weit aufgerissenem Maul zu mir umdrehte. In seinen glänzenden Augen
blitzte es, als er seine zukünftige Mahlzeit, bestehend aus Kitty to go,
betrachtete.
Ich beschloss, dass mir jetzt wirklich nur noch eins blieb. Ich
schrie.
Kapitel 45
Alliflash kauerte direkt unter mir.
Wir starrten uns in die Augen, und ich konnte seinen Atem spüren.
Interessanterweise stank er nicht halb so schlimm wie die Männer, die im Sumpf
umhergewatet waren, aber ich glaubte nicht, dass ich noch lange genug leben
würde, um diese Beobachtung irgendjemandem mitteilen zu können. Ich schrie noch
immer, überlegte aber bereits, ob ich nicht einfach wieder damit aufhören sollte,
denn was sollte es schon noch bringen? In ein paar Augenblicken würde ich
sowieso wieder schreien, und zwar vor Schmerz.
Alliflash sprang, und mein Kreischen wurde um einige Oktaven
schriller. Doch bevor sich seine Kiefer um mich schließen konnten, wurde er zur
Seite geschleudert. Ich folgte der Bewegung und sah Martini, der den Alligator
am Schwanz herumwirbelte und dann den Gang hinunterschleuderte.
»Macht, dass ihr wegkommt!«, brüllte er jemandem zu.
»Konntest du es denn nicht K .o.
schlagen?«, brüllte Christopher zurück.
»Spring!« Michaels Stimme. »Scheiße! Spring, spring, spring!«
»Bleib da«, rief Martini mir zu. Er verschwand.
Ich blieb, wo ich war.
Ich hörte lautes Ächzen und Fluchen, dann wurde es wieder still.
Immer noch stand ich wie angewurzelt da. Ich wollte nicht herausfinden müssen,
dass Alliflash es tatsächlich fertig gebracht hatte, schneller zu sein als ein A.C. , denn ein Teil von mir hielt das durchaus für möglich.
Da stand Martini wieder vor mir. Er sah noch immer schlimm zerzaust
aus, aber jetzt trug er ein Jackett und stank nicht mehr. Entweder hatte eines
der Mädchen irgendetwas bei sich, das Sumpfgas neutralisierte, oder er hatte
sich komplett bekleidet unter die Dusche gestellt.
»Warum zum Teufel hast du die Tür aufgemacht, wo zum Teufel warst
du, und was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«, brüllte er. Aber wenigstens
war es kein Donnern. »Papierbällchen? Du hast einen Alligator mit
Papierbällchen beworfen?«
Ohne dass ich es verhindern konnte, begann meine Unterlippe zu
zittern, und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich versuchte, etwas zu
sagen, aber mir wurde klar, dass ich dann zu heulen anfangen würde, also
schloss ich den Mund wieder.
Martinis Miene wurde weich. »Oh, Kleines, es tut mir leid.« Er
streckte die Arme nach mir aus, und meine Augen liefen über. Er zog mich an
sich, ich vergrub mein Gesicht an seinem Hals und ließ den Weinkrämpfen
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