Alien Tango
weiter, Serene. Hast du so
herausgefunden, dass Kitty hier ist?«
»Eigentlich nicht. Eigentlich habe ich nicht gewusst, dass sie
herkommt, aber als euer Flugzeug gelandet ist, habe ich sie gesehen.«
»Warum das?« Das kam mir merkwürdig vor.
»Brian hat mir von eurem Klassentreffen erzählt. Ich … ich habe viel
über dich nachgedacht.«
Ich schaffte es, mir ein »Was du nicht sagst« zu verbeißen, aber
leicht war es nicht. »Okay, wir sind also in Reichweite gekommen, und was dann?
Ist mein Gesicht aufgetaucht, oder wie?«
»Ja, genau. Zuerst konnte ich nicht erkennen, mit wem du zusammen
warst. Aber ich habe auch schon Bilder von Alfreds Sohn und seinem Neffen
gesehen.«
»Du kannst uns Jeff und Christopher nennen«, entgegnete Martini
trocken.
»Wo hast du Fotos von ihnen gesehen?«
»In Alfreds Büro. Er hat ein Album mit Fotos aus dem Babyalter bis
heute von ihnen.«
Ich warf einen Blick über die Schulter. Martini wirkte fassungslos.
Ich riskierte einen weiteren Blick nach links. Christopher ging es nicht
anders. »Wen konntest du noch bei uns sehen?«
»Ihren Cousin und seinen Freund. Von denen hat Alfred auch ein paar
Bilder.«
»Und die hat er dir gezeigt?«
»O ja, ich hab mich nicht reingeschlichen und sie mir heimlich
angeschaut oder so. Aber ich bin doch seine Aushilfsassistentin, und da hat er
sie mir eben gezeigt. Er hat Fotos von seiner ganzen Familie, aber die meisten
sind von, ähm, Jeff und Christopher.« Sie sprach ihre Namen aus, als wäre sie
etwas eingeschüchtert und gleichzeitig aufgeregt. Aber vielleicht war ich ja
auch einfach nur übermüdet, ich fand jedenfalls keinen der beiden besonders
einschüchternd. Aber ich fand ja nicht mal den Hohen Pontifex irgendwie
furchteinflößend.
»Warum das?« Die Frage musste einfach gestellt werden.
Sie schwieg kurz. »Weil er sie so gut wie nie sieht, sagt er, und
deshalb sieht er sich eben die Fotos an. Das tut er jeden Tag. Er schaut sie
sich sogar öfter an als die seiner Enkel, und die sieht er sich schon wirklich
oft an.«
Ich sah keinen von beiden an. »Okay, dann konntest du Jeff,
Christopher, Paul und James also sehen. Noch jemanden?« Statt Christopher
führte ich jetzt die Unterhaltung, aber ich schätze, dass er und Martini immer
noch mit der Neuigkeit beschäftigt waren, dass zumindest Alfred sie sehr viel
mehr liebte und vermisste, als er ihnen jemals gezeigt hatte.
»Nein. Ich kann nur Personen erkennen, die ich vorher schon einmal
gesehen habe. Und hören kann ich nichts, nur sehen. Ich konnte also daran, wie
ihr euch bewegt habt, erkennen, dass noch andere bei euch waren, gesehen habe
ich aber sonst niemanden.«
»Die nächste Frage ist etwas ungemütlich, aber wir erwarten trotzdem
eine Antwort. Als du diese Bombe gezündet hast, konntest du also alle sehen,
die bei Brian und mir standen?«
»Ja«, gab sie mit kaum noch hörbarer Stimme zu. »Aber ich wusste
nicht, dass sie so groß werden würde.«
»Was genau meinst du?«, fragte Christopher streng.
»Die Explosion. Es war eine Schwebebombe, ich habe sie konstruiert.«
»Eine Schwebebombe?« Martini klang verwirrt. Kein gutes Zeichen.
»Eine kleine, unsichtbare Bombe. Man kann sie mit kleinen Transistoren
steuern, wie ein Spielzeugauto. Ich habe nicht erwartet, dass sie so viel
Sprengkraft hat.«
»Und du hast Tarntechnologien benutzt, um sie unsichtbar zu machen?«
Christopher klang angespannt.
»Ja.«
»Wer außer dir weiß noch davon? Dass du sie konstruiert hast, meine
ich?«, fragte Martini sehr sanft nach. Doch ich konnte seine Anspannung
trotzdem spüren.
»Ich glaube nicht, dass irgendjemand davon weiß. Ich habe immer
nachts daran gearbeitet.«
»Zu Hause?«
»Nein, im Center.«
Darüber dachte ich nach, und mir wurde ganz flau im Magen. »Serene,
du bist doch ein typisches A.C. -Mädchen, oder?«
»Ich glaube schon.«
»Dann siehst du nach menschlichen Standards also einfach hammermäßig
umwerfend aus, stimmt’s?«
»Vermutlich.« Sie klang verlegen.
»Du bist also ein echt hübsches Ding, das immer bis spät in die
Nacht an einem Spezialprojekt arbeitet. Ich kann einfach nicht glauben, dass
all diese männlichen Securitys abends heimmarschiert sind und dir gesagt haben,
du sollst dann bitte hinter dir abschließen und dich nicht von den Alligatoren
beißen lassen.«
»Oh. Nein. Mr. Turco ist auch immer bis spät geblieben. Oder Frank.«
»Frank Taft, richtig?«
»Genau. Ich, ähm, glaube, er wollte mich fragen, ob ich mit
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