Alien Tango
fordernd,
damit man sie zu ihm ließ. Unsere Hunde mochten uns zwar auch ziemlich gern,
aber Martini vergötterten sie geradezu. Aus irgendeinem Grund spielte die
Vorliebe, die unserer Hunde und Katzen für Martini hegten, eine wichtige Rolle
für meine Eltern. Sie legten sowieso mehr Wert auf die Meinung der Haustiere als
auf meine – tragisch, aber wahr.
Nachdem sich die Katzen gerade noch rechtzeitig in Sicherheit
gebracht hatten, erreichte Dotty, die Dalmatinerhündin, ihn als Erste, dicht
gefolgt von Duke, dem schwarzen Labrador und der Pittbull-Dame Duchess. Unsere
Dänische Dogge Dudley ließ es zwar gemächlicher angehen, dafür belegte sie
Martini dann aber vollends mit Beschlag, indem sie ihm die Vorderpfoten auf die
Schultern legte und seinem Gesicht eine Generalreinigung verpasste.
Nachdem diese tierische Standardbegrüßung überstanden war, ging sich
Martini waschen, und wir deckten den Tisch. Wir plauderten oberflächlich, bis
schließlich wieder irgendwie das Thema Klassentreffen auftauchte. Sowohl meine
Eltern als auch Martini versuchten, mich davon zu überzeugen, dass es eine gute
Idee wäre hinzugehen. Um nicht schreiend auf die Straße rennen zu müssen,
versuchte ich es mit einem Ablenkungsmanöver.
»Also, warum fahrt ihr beide eigentlich morgen nach Washington?«
»Ein paar Politiker machen Probleme«, antwortete Mum seufzend.
»Was für Probleme?«
»Probleme, die der höchsten Geheimhaltungsstufe unterliegen.«
»Zu der ich Zugang habe, wie ihr wisst. Also raus damit.«
Mum funkelte mich an. »Nein.«
Ich sah zu Dad hinüber. Er schien sich zu winden. »Oh. Es geht um
die Centaurionische Division.«
Martini furchte die Stirn. »Was ist denn jetzt wieder los?«
Erneut stieß Mum einen Seufzer aus. »Eigentlich hat die
Centaurionische Division gar nicht so viel damit zu tun. Auch wenn der Vorfall
in Paraguay aus mehreren Gründen besorgniserregend ist. Wir bekommen Druck von
allen Seiten. Mehrere Unterausschüsse des Repräsentantenhauses und des Senats
beschäftigen sich mit Angelegenheiten, die entweder direkt oder indirekt mit
der Centaurionischen Division zu tun haben.«
»Wow, das war aber eine Menge schwammiges Blabla.«
Jetzt erwischte mich ihr Mutterblick. »Welcher Teil von ›ich erzähle
es dir nicht‹ ist so schwierig zu verstehen?«
»Und welchen Teil von ›erzähl es mir trotzdem‹ verstehst du nicht?«
Sie rollte mit den Augen. »Warum ich?«
»Wie die Mutter, so die Tochter?«, schlug Martini vor. »Mich würde
das natürlich auch interessieren.«
Mum schnaubte. »Da du der Leiter aller A.C. -Militäraktionen
bist und damit gleichzeitig A.C. -Regierungschef,
ist es mir nicht gestattet, es dir zu erzählen, Jeff.«
Er schüttelte den Kopf. »Richard ist der Führer unseres Volkes.«
»Der religiöse Führer, ja«, stimmte Mum zu. »Aber wer erteilt den
Befehl, das Feuer zu eröffnen oder einzustellen? Wer entscheidet, ob ihr kämpft
oder nicht, oder welche Forschung vorangetrieben wird? Das bist du.«
Martini zuckte die Schultern. »Christopher entscheidet genauso. Und
wenn man’s genau nimmt, auch mein Vater. Und Richard.«
Ich hüstelte. »Aber wenn es hart auf hart kommt, müssen sie alle
drei deinem Befehl folgen.«
Er wirkte verlegen. »Ich schätze schon.«
Dad räusperte sich. »So einfach ist es nicht.« Wir sahen ihn an, und
er zuckte die Schultern. »Ist es wirklich nicht. Ich habe mir einmal genau
angesehen, welche Vereinbarungen die Centaurionische Division mit der Regierung
der Vereinigten Staaten getroffen hat. Es gibt zwar eine festgelegte Rangfolge,
aber auch ein System der gegenteiligen Kontrolle und Gewaltenteilung.«
»Und Jeff und Christopher sind die gegenseitige Kontrolle, und
Richard ist die Gewaltenteilung?«
Dad lächelte mich an. »So ungefähr, ja. Die Forschung liegt
allerdings in einem allgemeineren Zuständigkeitsbereich. Aber«, fügte er unter
Mums strengem Blick an, »wenn Jeff anordnen würde, dass ein Projekt durchgeführt
oder eingestellt werden soll, würde es dementsprechend passieren.« Martini nickte.
»Das gilt auch für Richard. Und es gibt einige Bereiche, auf die Christopher
und ich keinen Einfluss haben.« Plötzlich wirkte er verlegen und aufgebracht
und vertiefte sich völlig in die Betrachtung seines Essens.
Man musste kein Genie sein, um zu erraten, warum. »In allen sozialen
und religiösen Angelegenheiten ist das, was der Pontifex sagt, Gesetz,
richtig?«
»Ja. Und er muss dabei sehr viel mehr als
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