Alien Tango
nur seine eigene Meinung
berücksichtigen«, sagte Martini seufzend.
Auch das war nichts Neues. »Ich weiß. Die ältere A.C. -Generation ist nicht besonders begeistert davon,
sich mit Menschen zu vermischen.«
»Einige der jüngeren auch nicht«, warf Dad leise ein.
»Seit wann das denn?« Alle jüngeren A.C. s,
die ich kannte, waren sehr wohl begeistert davon.
»Ich treffe andere A.C. s als du,
Kätzchen. Und einige sind, na ja, sagen wir mal konservativer als andere. Natürlich
ist das nicht die Mehrheit. Die meisten hoffen, dass sich die Dinge ändern und
dass sie dann Menschen heiraten dürfen. Für ein paar von ihnen wäre es in
Ordnung, wenn die Menschen vorher zur A.C. -Religion
konvertieren. Aber genau wie nicht alle älteren A.C. s
gegen solche Verbindungen sind, sind auch nicht alle der jüngeren dafür.«
Tja, irgendwie war dieses Thema inzwischen sogar noch unerfreulicher
geworden als das Klassentreffen. Ich versuchte noch einen Themenwechsel, auf
die Gefahr hin, damit in puncto Tischgespräch zum dritten Mal ins Klo zu
greifen. »Also, Mum, mit welchen Politikern triffst du dich denn so?«
»Mit dem Präsidenten und seinen engsten Beratern«, erwiderte sie
schnell. Ich hatte den Eindruck, sie wollte uns auf ein Thema bringen, bei dem
wir einen gemeinsamen Feind hatten. »Und mit etlichen der einflussreicheren
Senatoren und Repräsentanten.« Sie verzog das Gesicht. »Und dann natürlich noch
mit ein paar echt widerlichen Typen.«
»Zum Beispiel?« Ich liebte Klatsch. Ich kannte keinen dieser
Menschen persönlich, also war das hier wie eine D . C .-Spezialausgabe vom Klatschmagazin E! .
»Gibt es da irgendwelche schmutzigen Affären?«
Mum brach in Gelächter aus und prustete beinahe ihren Apfelsaft über
den Tisch. Auch Martini und Dad amüsierten sich köstlich. »Kitty, das ist
Washington, da gibt es praktisch nichts als
schmutzige Affären, egal, in welcher Hinsicht.«
»War doch nur ein Witz«, murmelte ich. Na, immerhin hatten die
anderen ihren Spaß. »Ich dachte nur, es wäre vielleicht interessant zu hören,
wie diese Politiker, mit denen du zusammenarbeitest, so sind. Ich weiß zwar,
dass du den Präsidenten magst, aber ich dachte, vielleicht gibt es da die eine
oder andere Info, die du uns weitersagen kannst.« Zum Beispiel, wer wen im
Visier hatte, aber das fragte ich lieber nicht laut.
»Bete, dass du niemals einem von diesen Typen über den Weg läufst,
mit denen ich es gerade zu tun habe«, befand Mum.
»Reid zum Beispiel«, bestätigte Dad. Mums Blick traf ihn, und er
klappte den Mund zu.
»Welche Unterausschüsse sind denn in die Sache verwickelt?«, fragte
Martini, bevor ich nachhaken konnte, wer Reid war und warum ich ihm oder ihr
aus dem Weg gehen sollte. Ich hatte den Eindruck, Martini wollte einen
Familienstreit vermeiden, und wer, wenn nicht er, musste es merken, wenn andere
aufgebracht waren. Ich beherrschte meine Neugier.
»Der Ausschuss des Repräsentantenhauses für Südamerikapolitik, der
Gemeinsame Ausschuss für Nationale Sicherheit und der Immigrationsausschuss des
Repräsentantenhauses.«
Oh, na klar, wenn ich eine Frage stellte, lachte sie mich aus, aber
wenn Martini etwas wissen wollte, sagte sie ihm sofort alles. »Und was ist an
denen so wichtig, dass du es nicht mit uns besprechen kannst?« Okay, aber
immerhin hatte ich meine Neugier bezüglich dieses Reid-Menschen und wie er mit
vollem Namen hieß beherrscht.
Alle sahen mich resigniert an. Ich überlegte und rief mir wieder ins
Gedächtnis, was Chuckie mir jahrelang darüber gepredigt hatte, nichts und
niemandem zu trauen. »Wir hatten gerade Überwesen in Paraguay, das dürfte auf
jeden Fall ungemütlich sein, egal, wer was weiß. Sicherheit und Überwesen
hängen auf jeden Fall schon mal zusammen.« Ich sah Martini an. »Und ich
schätze, wir haben tatsächlich einen Haufen Immigranten, die genauso in den
amerikanischen Melting-Pot gehören wie alle anderen.«
Mum nickte. »Genau. Schön zu sehen, dass nicht alles Geld, das wir
in deine Ausbildung investiert haben, für Studentenpartys, Comics, CD s und Footballspiele draufgegangen ist.«
»Vergiss den Beitrag für die Studentinnenverbindung nicht. Apropos,
ist Caroline in Sicherheit?«
»Ja, und über mehr sprechen wir nicht. Jedenfalls nicht jetzt.« Ein
besorgter Ausdruck flackerte über ihr Gesicht, doch dann lächelte sie wieder.
»Zum Nachtisch gibt es Schokoladenkuchen.« Sie stand auf und ging in die Küche.
Auch ich wollte mich erheben,
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