Alien Tango
meine Mutter, dass sie tatsächlich gute zwanzig Meilen rennen konnte.
Sie sprintete so schnell auf uns zu, dass mir nicht mal genug Zeit blieb, mich
ihr zuzuwenden.
Mum schloss mich in eine ihrer Bärenumarmungen, und mir war es mehr
als recht. »Geht es dir gut?«
Ich nickte.
»Jeff?«
Ich nickte noch mal.
»Seid ihr wieder zusammen?«
Ich löste mich von ihr und sah sie an. »Woher weißt du denn davon?«
»Gloria hat deinen Anruf aufgenommen und ihn uns vorgespielt,
während wir den Nachrichtenheli requiriert haben.«
Mein Vater erreichte uns und zog mich ebenfalls an sich. Er bebte.
»Ich dachte schon, wir würden dich nie mehr wiedersehen.«
»Ist schon gut, Dad. Ich bin okay.«
Dad schnappte sich Martini und zog auch ihn an die Brust. »Du hast
sie wieder mal gerettet.«
Martini lachte. »Das Meiste hat sie selber erledigt.«
»Ja, aber den Teil, als Reid mich mit dem Escalade überfahren
wollte, hat Jeff übernommen.«
Mum umarmte Christopher, dann tauschten sie und Dad, und dann wurde
es eine große Gruppenumarmung.
Ich wurde zurück- und an eine andere Männerbrust gezogen. »Darf ich
erwähnen, dass ich es echt hasse, wenn du solches Zeug anstellst, Süße?«
Ich lehnte mich an Readers Schulter. Wie immer durchaus ein Ort, an
dem man sich wohlfühlen konnte. »Na, du weißt ja, wie du das verhindern
könntest.«
Er lachte. »Ich dachte schon, ich würde vor Schreck hetero werden.
Hat doch nicht geklappt, aber ich arbeite weiter dran.« Er wiegte mich. »Ist
mit Jeff und dir wieder alles in Ordnung?«
Ich rückte ein bisschen von ihm ab und deutete auf meine Brust.
»Ja, wirklich ein toller Vorbau, Kitty, das sage ich dir als
Schwuler mit ausgezeichnetem Geschmack.«
Ich rollte mit den Augen und deutete noch einmal hin.
»Was denn? Oh! Echt?« Er lächelte.
»Ja, echt.«
»Ich hab dir ja gleich gesagt, dass sie tolle Partner abgeben.«
»Dann lass uns hoffen, dass du recht hast.«
»James, warum starrst du Kitty in den Ausschnitt?« Christopher klang
leicht verärgert. Also alles wieder beim Alten.
Reader drehte mich um, legte mir die Arme über die Schultern und zog
mein Kleid ein wenig zur Seite. Ich sah, wie sich die Augen meiner Eltern
weiteten, doch Christopher lächelte mich breit an. »Ich hab dir ja gesagt, ich
bringe schon alles wieder in Ordnung.«
Martini schnaubte. »Ja, danke auch. Aber unter ›alles wieder in
Ordnung bringen‹, stelle ich mir eigentlich etwas anderes vor, als mich einfach
in eine Isolationskammer einzukerkern.«
»Eine wirklich schöne Kette«, bemerkte mein Vater. »Warum wird sie
und zu viel von Kittys Dekolleté hier so zur Schau gestellt?«
»Dad, in einem Bikini sieht man mehr.«
»Das ist jetzt mehr, als ich wissen wollte.«
»Dieses Collier bedeutet, dass sich Jeffrey Katherine erklärt hat
und dass sie seine Erklärung akzeptiert hat.« White hatte ich hier nicht
erwartet. Außerdem hatte er mich noch nie bei meinem vollen Namen genannt.
»Ich dachte, Ehen zwischen Angehörigen verschiedener Spezies wären
verboten«, warf Mum ein.
»Aus verschiedenen Gründen überdenkt das Offizium des Pontifex
derzeit seine Haltung in dieser Frage.« White zog mich von Reader weg und
umarmte mich. »Vielleicht nicht morgen, aber bald«, flüsterte er mir zu.
Ich hörte das unverwechselbare Klacken, das entstand, wenn man sehr
große Schusswaffen entsicherte. Um für alles gewappnet zu sein, griff ich nach
Readers Hand, und White nahm meine andere. Ich sah, wie sich Martini neben
meinem Vater positioniert hatte und Christopher sich vor meine Mutter schob.
»Polizei! Nehmen Sie die Hände hoch!«
Wir taten wie geheißen, doch White und Reader ließen mich nicht los,
Christopher hielt Mums Hand und Martini die meines Vaters.
Durch ein Megafon dröhnte eine Stimme. »Officers, Sie mischen sich
da gerade in eine Staatsangelegenheit ein. Nehmen Sie die Waffen runter.« Das
klang ganz nach einem ernsthaft wütenden Kevin.
Nichts geschah.
Durch ein anderes Megafon erscholl eine weitere Stimme. »Officers, hier spricht Colonel
Franklin von der United States Air Force. Senken Sie die Waffen, oder
wir übernehmen das für Sie.«
»Wir sind anscheinend ziemlich beliebt«, meinte ich an White
gewandt.
»Ich habe dir ja gesagt, dass man sich über etwas zusätzliche
Unterstützung nie beklagen sollte.«
»Jawohl, großer Meister. Keine Einwände. Aber Sie fahren hier echt
verdammt schweres Geschütz auf, warum darf ich das nie?«
»Du bist impulsiv. Ich
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