Alien Tango
meiner Altersgenossen verglich, und Chuckie wollte vielleicht seinen
Triumph über die Fieslinge genießen, die ihm damals das Leben zur Hölle gemacht
hatten, und ich sollte ihm dabei Rückendeckung geben. Aber was Martini vorhatte,
war mir schleierhaft, Neugier hin oder her.
Allerdings wusste ich, dass meine Eltern füreinander Dinge taten,
die sie nicht aus eigenen Stücken tun würden. Dies war einer der Gründe, warum
sie ihre Ehe als Erfolg verbuchten. Und Martini beschwerte sich schließlich
auch nie, dass ich ein Comic-Freak und eine altmodische Feministin im Zeitalter
der TV -Sternchen und des Reality- TV war. Er hatte sogar das Feministische
Manifest gelesen, ohne dass ich allzu sehr hatte betteln müssen.
»Okay, wir gehen hin.«
»Wirklich?« Er sah so glücklich aus, dass ich ihn am liebsten
geknuddelt hätte.
»Ja, wirklich. Sobald wir zurück sind, reserviere ich uns ein
Zimmer.«
Wieder erwachte die Sprechanlage zum Leben. »Oh, Commander Martini?
Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass das Princess Resort angerufen und Ihre Suite bestätigt hat.«
Im Princess Resort fand mein
Klassentreffen statt.
Martini versuchte, überrascht auszusehen. »Das Princess
Resort ?«
»Ja«, flötete Gladys, und ich hätte schwören können, dass sie
feixte. »Sie haben dort nächsten Monat drei Nächte gebucht. Im Bereich, der für
die Teilnehmer des Klassentreffens der Desert Sun Highschool reserviert ist.«
»Oh, ähm, danke.« Er wirkte sowohl verwirrt als auch einer Panik
nahe.
»Und wann genau hast du diese Zimmer gebucht?«
»Na ja, man kann sie bis vierundzwanzig Stunden vor der Anreise stornieren.
Und ich dachte, vielleicht möchtest du ja am Ende doch hingehen und bekommst
dann keine Zimmer mehr.« Er konnte mir nicht mal in die Augen sehen.
Was nicht schlecht war, denn ich war überhaupt nicht sauer. Ich
wollte es nicht zugeben, aber ich fand es tatsächlich irgendwie süß.
Er bemerkte es und sah mich jetzt doch an. »Dann bist du also nicht
böse auf mich?«
Ich umarmte ihn. »Nein, ich bin nicht böse. Ich weiß doch, wie gern
du dorthin möchtest. Also gehen wir eben. Allerdings glaube ich nicht, dass wir
uns eine Suite im Princess leisten können.«
»Wieso nicht? Geld haben wir genug.«
Das stimmte. Ich hatte keine Ahnung, wo all der Reichtum herkam,
doch mir war noch nie ein Agent – ob nun menschlich oder A.C. – begegnet, dem das Kleingeld ausgegangen wäre. Martini gab mir jede Woche eine
gewisse Summe, wie Taschengeld, fragte jedoch nie, wofür ich es ausgab. Was gut
war.
»Dann melde ich uns also an, sobald wir zurück sind.«
Er blieb stumm. Ich zog ein paar Schlüsse. »Okay, und unter welchen
Namen hast du uns angemeldet?«
Er seufzte. »Katherine Katt und Jeffrey Martini. Nicht, was ich
gewollt habe, aber …«
»Aber die Wahrheit.« Und da ich keinen Verlobungs- und schon gar
keinen Trauring vorzuweisen hatte, auch eine weise Entscheidung, aber das sagte
ich ihm nicht. Martini hätte mich vom Fleck weg geheiratet, doch dazu war ich
noch nicht bereit und, wie sich während unserer Unterhaltung beim Abendessen herausgestellt
hatte, waren auch die anderen A.C. s nicht bereit,
unseren offiziellen Bund abzusegnen. Die wenigen, denen erlaubt worden war,
Menschen zu heiraten, waren Teil eines Genexperiments gewesen, das die ältere A.C. -Generation als Misserfolg betrachtete. Ich sah das
anders, aber ich hatte leider nicht so viel Einfluss auf den Hohen Pontifex,
wie ich mir wünschte. Noch nicht.
Ich küsste Martini. »Ist schon gut. Ich sollte eigentlich böse sein,
aber ich bin es nicht. Und ich betone noch mal, nur, weil es dir so viel
bedeutet. Du wirst es zwar bestimmt bereuen, aber wir gehen trotzdem hin.«
»Apropos gehen, wir sollten wirklich rauf zum Startbereich.« Martini
erhob sich und zog mich auf die Beine. Wir nahmen beide einen Koffer, reichten
uns die freien Hände und machten uns auf den Weg zum Fahrstuhl.
Ich liebte es, mit ihm Fahrstuhl zu fahren, auf dem ganzen Weg
knutschten wir wild herum. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir noch ganz
andere Sachen getan, und ihm ging es sicher genauso, aber die Pflicht rief.
Außerdem war ich nicht sicher, ob Gladys uns auch hier erreichen konnte, und
ich war nicht scharf darauf, es herauszufinden.
Wir kamen im obersten Stockwerk des Forschungszentrums an, wo Reader
und Tim schon auf uns warteten. Gower war nirgends zu sehen, was mich tief erschütterte.
Wir waren noch nie zu einer Mission aufgebrochen,
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