Alien Tango
ohne dass er sich von Reader
verabschiedet hatte.
Während Martini einige Angelegenheiten regelte, schnappte ich mir
Reader und zog ihn beiseite. »Ist alles in Ordnung?«
Er verzog das Gesicht. »Ich weiß es nicht, Süße. Wir haben uns
vorher nicht gestritten oder so. Aber Paul ist wirklich aufgebracht. Ich bin
nicht ganz sicher, ob er nicht hier ist, weil er mitkommen wollte, oder weil er
nicht will, dass wir überhaupt gehen.«
Ich umarmte ihn. »Tut mir leid.«
Er lachte und legte den Arm um meine Schultern. »Kein Problem. Wenn
er sich immer noch komisch benimmt, wenn wir zurück sind, sage ich ihm einfach,
dass ich beschlossen habe, hetero zu werden und dich hier rauszuholen.«
Das war unser Dauerscherz, der eigentlich gar kein Scherz war. Es
würde unser Leben erheblich erleichtern, wenn wir zusammen wären. Und Reader
war mindestens genauso hinreißend wie Martini. Tatsächlich war er einer der
wenigen Menschen, die locker als A.C. durchgehen
konnten. Ich war bei ihm noch nie ins Fettnäpfchen getreten, und seine Eltern
wären überglücklich, wenn er hetero würde. Nur Vorteile also. Aber natürlich
war er trotzdem schwul und in Gower verliebt, und ich liebte Martini weit mehr,
als ich mir selbst eingestehen wollte. Aber scherzen konnte man ja allemal.
Allerdings fand Martini das nie besonders lustig.
Ein vertrautes Räuspern erklang hinter uns. »Ich übernehme, danke.«
Martini nahm meine Hand und zog mich weg von Reader.
»Du machst dir zu viele Sorgen, Jeff«, sagte Reader und schenkte uns
sein Titelblattlächeln.
Martini knurrte. »Klar. Wir können gehen.«
Während ich mit Reader gesprochen hatte, war Christopher zu uns
gestoßen. Wie wir anderen zog auch er einen kleinen Rollkoffer hinter sich her.
»Wohin denn?«
»Durch die Schleuse zum Saguaro International Airport, da startet
unser Flieger.« Bei seinem Ton hätte man annehmen können, dass uns dabei auch
gleich noch sämtliche lebenswichtige Organe entfernt werden sollten.
Da wir Gepäck dabeihatten, mussten wir einzeln durch die Schleuse.
Martini ging als Erster, dann kam ich, gefolgt von Christopher und Reader. Tim
bildete das Schlusslicht. Ich trat in die Schleuse, und das rasante Rauschen
durch Raum und Zeit begann. Natürlich wurde mir umgehend schlecht. Wie immer
verließ ich die Schleuse gerade noch rechtzeitig, um nicht alles vollzukotzen.
Das war gut, denn diesen Luxus hätte ich mir in Anbetracht der
vielen Männer, die sich vor den Kabinen im Toilettenraum versammelt hatten und
mich wie vom Donner gerührt anstarrten, nicht leisten können. Na wunderbar. Es
waren wirklich viele. Und weil ich ein echter Glückspilz war, befand sich unter
ihnen auch ein Polizist. Und in Arizona war es eine ernste Sache, wenn man als
Frau in einer Herrentoilette erwischt wurde.
Kapitel 10
Der Polizist sah mich an, und ich
griff in meine Tasche. Seine Hand schnellte zu seiner Waffe. Martinis Bewegungen
waren zu rasch für mein Auge, doch im nächsten Moment lag der Polizist
bewusstlos am Boden.
»Jeff, was zum Teufel soll das?«, rief Christopher, während er mich
zur Seite zog.
»O je, das zu erklären, dürfte schwierig werden«, sagte Reader, als
auch er aus der Wunderkabine trat.
»Richtig«, echote Tim und gesellte sich zu uns. »Warum hast du ihn
ausgeschaltet?«
Genau diese Frage schienen sich auch alle anderen vor Schreck zur
Salzsäule erstarrten Männer in der Toilette zu stellen.
A.C. s konnten einfach nicht lügen, auch
nach jahrelangem Training nicht, weshalb die Sache mal wieder an mir hängen
blieb, wie immer bei unseren Toiletteneskapaden.
»Bundespolizei«, bellte ich. »Niemand rührt sich.«
Die Männer gehorchten, die meisten hatten sich ohnehin schon vorher
nicht bewegt. Ich ruckte den Kopf in Richtung Cop. »Schaffen wir ihn hier
raus.«
Martini nickte und warf sich den Mann über die Schulter. A.C. s waren ebenso stark wie schnell. Ich schaffte es,
nicht zu sabbern. Immer wenn Martini etwas tat, das ich als ungeheuer männlich
empfand, wollte ich ihn sofort, egal, wo und wie.
Ich sah mich um und funkelte die Männer eisig an. Jedenfalls hoffte
ich, dass es eisig war. Ich hatte diesen Blick geübt, und im Spiegel war er
wirklich einschüchternd gewesen, aber jedes Mal, wenn ich ihn an Reader und
Martini ausprobierte hatte, waren sie in Gelächter ausgebrochen. »Gentlemen,
Sie haben Glück gehabt. Ich schlage vor, Sie vergessen am besten, dass dieser
kleine Vorfall je passiert ist.« Ich stolzierte
Weitere Kostenlose Bücher