Alien Tango
rüberzukriechen. Von hier unten hatte ich
bessere Sicht und sah, wie er die Lage erfasste. Gerade als ich endgültig den
Halt verlor, packte er den Schlauch und zog mich zurück.
Wir blieben auf dem Boden sitzen, und Reader zog mich auf seinen
Schoß, verschränkte die Beine um meinen Körper und half mir, den Schlauch zu
bändigen. »Weißt du, jetzt wünsche ich mir wirklich, ich wäre hetero. Auch wenn
ich dein Gesicht wegen diesem komischen Ding nicht sehen kann, dass du da um
hast.«
»Ich bin bereit, wenn du es mal ausprobieren willst. Und das hier
ist ein T -Shirt, und vermutlich hat es uns das
Leben gerettet, also werde ich mich nicht für mein Outfit entschuldigen. Tim
liegt links von uns und ist bewusstlos. Ich weiß nicht, wo die anderen sind,
und auch nicht, wo das Feuer ist.«
»Da kann ich dir helfen.« Reader zielte mit dem Schlauch, und dann
spritzten wir einen stetigen Wasserstrahl hin und her.
»Was ist passiert?« Ich konnte die Details genauso gut jetzt gleich
erfahren.
»Jeff, Kevin und Paul haben es alle in diesen Raum geschafft, dann
ist irgendetwas in die Luft geflogen. Ich habe versucht, den Wasserschlauch zu
erreichen, aber ich hab’s nicht geschafft. Ich glaube, was auch immer da
explodiert ist, es war irgendein K .o.-Gas drin.«
Ein Stich der Angst durchfuhr mich. »Ich weiß nicht, wo Christopher
hin ist. Aber wir haben die Explosion gehört. Warum haben sich der Feueralarm
und die Sprinkler nicht eingeschaltet?«
»Weil sie uns tot haben wollen, schätze ich mal.«
Verdammt, dass hatte ich auch schon vermutet. »Warum bin ich dann
nicht umgekippt?«
»Vielleicht hat deine Spontan-Burka ja geholfen. Oder das Gas wurde
vom Rauch verweht. Oder so. Auf jeden Fall bin ich dankbar für den kleinen
Gefallen. Und dafür, dass du nie auf das hörst, was Jeff oder Christopher dir
sagen.«
»Funktioniert doch ganz gut so, warum sollte ich das ändern?«
Der Rauch verzog sich allmählich, und jetzt konnte ich auch die
Flammen sehen. Wir richteten den Wasserstrahl darauf, und sie wurden allmählich
kleiner. Ich sah einen weiteren Strahl, der von der anderen Seite des Raums
kam.
Unvermittelt schrillte der Alarm los, und die Sprinkler gingen an.
Ich hätte nicht geglaubt, dass wir noch nasser werden könnten, aber innerhalb
weniger Sekunden waren wir völlig durchweicht. »Ein paar von den Männern liegen
mit dem Gesicht nach unten«, rief ich Reader zu.
»Ich glaube, ich kriege den Schlauch in den Griff, geh du und dreh
sie um.«
Wir entwirrten unsere Glieder, und obwohl ich sah, dass er zu
kämpfen hatte, behielt er den Schlauch besser unter Kontrolle, als ich es
gekonnt hätte. Der Rauch war weniger geworden, sodass ich mein Shirt abnehmen
und es bei Reader lassen konnte. Dann lief ich so schnell wie möglich zu Tim hinüber,
setzte ihn auf und ohrfeigte ihn. Er hustete und kam zu sich. »Keine Zeit, da
liegen Menschen mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Beweg dich!«
Er nickte und richtete sich auf Hände und Knie auf. Ich half ihm
hoch, und er stolperte auf Reader und die anderen Männer zu, die dort lagen.
Es war zweifellos falsch von mir, aber ich suchte zuallererst nach
meinen Männern. Kevin fand ich als Ersten, anscheinend hatte es die Menschen
härter getroffen, was auch immer da in der Bombe gewesen war. Ich drehte ihn um – er atmete noch. Ich war so voller Angst, dass ich mir nicht mal die Zeit nahm
zu bedauern, dass ich ihm keine Mund-zu-Mund-Beatmung geben musste. Ich
ohrfeigte auch ihn, und wie Tim kam er schließlich zu sich.
Dasselbe Spiel, ich brachte ihn auf die Beine und schickte ihn los,
um die anderen außer Gefahr zu bringen. Ich versuchte, mir vorzustellen, in
welche Richtung meine A.C. s wohl gelaufen waren,
und vermutete, dass sie genau auf das zugehalten hatten, was da explodiert war.
Sie waren zwar keine Idioten, aber sie hatten bestimmt auf Hyperspeed
umgeschaltet und versucht, das Feuer zu löschen.
Zuerst fand ich Gower. Er lag auf dem Rücken, was bedeutete, dass er
das Wasser von oben abbekam. Er atmete, allerdings flacher als die Menschen.
Ich schaffte es, ihn aufzusetzen. Er war so groß wie Martini, es war keine
leichte Aufgabe. Sein Kopf rollte auf meine Schulter. »Komm schon, Paul, wach
auf.« Ich ohrfeigte auch ihn. Nichts.
Ich vermutete, dass das nichts Gutes verhieß, allerdings waren meine
medizinischen Kenntnisse äußerst beschränkt.
Aber zum Glück kannte ich Leute mit deutlich mehr Ahnung.
Kapitel 24
Ich kramte mein Handy
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