Alien Tango
zu erleichtern. Wir erreichten Michael Gower als Erstes. Er
war eine etwas kleinere Version seines älteren Bruders und machte einen zu Tode
gelangweilten Eindruck, als wir an seiner Tür ankamen.
Gower drückte auf den Knopf für die Gegensprechanlage. »Michael,
geht es dir gut?«
Michael sah auf und strahlte Gower an. »Paul! Mann, bin ich froh,
dich zu sehen.« Er kam zur Tür. »Hey, Christopher, Jeff. Und … wen haben wir
denn da?« Seine Stimme sank ein paar Oktaven tiefer, und ich bekam eine andere
Sorte Lächeln serviert. Ich hatte den vagen Eindruck, dass er im Gegensatz zu
seinem Bruder überhaupt nicht schwul war.
»Katherine Katt«, antwortete Gower. »Aber wir nennen sie Kitty.«
Michaels Lächeln wurde noch breiter und verführerischer. »Kitty Katt
also? Starker Name.«
»Und sie steht nicht auf Loser«, blaffte Martini und legte mir den
Arm um die Schultern.
Michael lachte. »Dann hast du also dein Revier schon abgesteckt,
Jeff?«
»Schon vor fünf Monaten.«
Martini klang ziemlich gereizt. Und eifersüchtig. Ich versuchte, mir
das nicht zu Kopf steigen zu lassen. Erfolglos.
Ich räusperte mich. »Also, Michael, was war da los, warum sind du
und deine Crew jetzt hier eingeschlossen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich hab keinen blassen Schimmer.
Irgendetwas hat die Valiant getroffen. Wir dachten,
es wäre nur irgendwelcher Weltraumschrott gewesen, aber die Sensoren haben ein
Lebewesen angezeigt. Ich dachte schon, jetzt würde ich es gleich mit einem
Parasiten zu tun bekommen, aber es ist nichts passiert. Und dann hat die
Kommandozentrale uns zurückgerufen.«
»Ihr seid interessanterweise genau dort gelandet, wo ihr gestartet
seid.«
»Ach ja?« Er sah verwirrt aus. »Daran kann ich mich gar nicht
erinnern.« Er lachte. »Und das ist auch gar nicht möglich.«
»Es war aber so«, stellte Gower schlicht fest. »Ich habe das Video
gesehen.«
»Dann erinnerst du dich also nicht daran?« Das war beunruhigend.
»Nein. Es war alles ein bisschen durcheinander, nachdem wir
getroffen wurden, und dann ist nichts mehr passiert.«
»Erinnerst du dich an die Landung?«
Michael nickte. »Ja. Es war, als wären wir in einem Simulator.«
In mir regte sich ein quälender Verdacht. »Lasst uns mit den anderen
Astronauten sprechen.«
»Kommen wir bald hier raus?« Michael klang wieder gelangweilt. »Ich
hab keinen Bock, im Zoo zu leben.«
»Wer ist denn noch hier gewesen?«, fragte Christopher.
Michael schüttelte den Kopf. »Einfach alle. Ständig waren Leute da.
Niemand hat etwas gefragt, sie sind einfach nur hergekommen, haben uns durch die
Glasscheibe angestarrt und sind wieder gegangen. Mit uns sprechen wollte
keiner.«
Wir gingen weiter. »Hier ist irgendetwas oberfaul«, wisperte ich, so
leise ich konnte.
»Und wie.« Auch Gower sprach gedämpft. »Die einzigen Menschen, die
laut den Aufnahmen der Überwachungskameras durch die Tür gekommen sind,
gehörten zum medizinischen Personal.«
»Vielleicht hat’s ihn am Kopf erwischt.«
»Vielleicht.« Gower klang nicht gerade überzeugt, aber das war ich
ja schließlich auch nicht.
Wir kamen zur nächsten Zelle, dessen Bewohner schlief. Wir klopften
gegen die Scheibe, und er setzte sich auf. »Wer ist da?«
»Ich bin Michael Gowers Bruder, Paul.«
»Ich bin Daniel Chee. Nett, mal einen Besucher zu haben, der mit mir
spricht.«
»Waren denn schon viele hier?«
Chee kam zur Tür. »Oh, ihr seid ja zu viert. Und ihr redet alle?«
»Ja«, sagten Martini und Christopher gleichzeitig.
»Schön. Und, ja, hier waren echt schon eine ganze Menge Leute.
Keiner hat etwas zu uns gesagt, und so langsam haben wir das echt satt.«
Wir gingen die ganze Weltraumschrott-und-unmögliche-Landung-Sache
noch einmal mit Chee durch. Er erzählte die gleiche Story wie Michael,
abgesehen davon, dass er sich keine Sorgen um ein mögliches Überwesen machte.
Er hatte vielmehr Angst gehabt, dass ihre Schutzhülle einen Riss abbekommen
hatte.
Dann besuchten wir Astronaut Nummer drei. »Das wird ja immer
verrückter. Wer soll denn hier gewesen sein, wenn auf den Aufnahmen niemand zu
sehen ist?«
»Mich beunruhigt noch mehr, dass sie sich nicht an die Landung
erinnern können«, erwiderte Gower.
Wir kamen an die dritte Tür, hinter der der dritte Zellenbewohner
auf und ab marschierte. Ich klopfte gegen das Glas. »Hi, geht es Ihnen gut da
drinnen?«
Er wirbelte herum und starrte uns an. »Kitty?« Seine Augen weiteten
sich. »Kitty, bist du das?«
»Ähm …
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