Alien Tango
ja.« Ich hatte keine Ahnung, wer er war. Soweit ich wusste,
kannte ich keinen Astronauten. Er hatte etwa Christophers Größe und Statur,
glattes schwarzes Haar und leuchtend blaue Augen. Mir ging durch den Kopf, dass
er wohl irische Vorfahren hatte, aber ich hatte keine Ahnung, warum. Er war
süß, nicht so atemberaubend wie die A.C. s und auch
kein Coverboy à la Reader, aber einfach süß, ein Typ, den alle Freundinnen als
guten Fang bezeichnen würden.
Er kam an die Tür. »Ich glaub’s nicht. Was machst du denn hier?«
»Äh … Nachforschungen betreiben?« Von Nahem kam er mir irgendwie
bekannt vor.
Er lächelte, und ich musste zugeben, dass es ein bezauberndes
Lächeln war. Es kam zwar nicht an Martinis heran, war aber trotzdem anziehend.
Es erinnerte mich an irgendetwas. »Ich dachte eigentlich, wir sehen uns erst in
ein paar Wochen wieder.« Ich hörte Christopher, der Martini etwas zuflüsterte.
»Ähm … ja. Tja. Äh …« Ich gab es auf. »Es tut mir wirklich
schrecklich leid, aber wer bist du denn?«
Er sah entsetzt aus. Christopher antwortete für ihn. »Brian Dwyer.
Dein Exfreund von der Highschool.«
Kapitel 30
Christopher war der stärkste
Bildwandler des Planeten. Während der Operation Scheusal hatte Christopher meine Wohnung und, wie sich herausstellte, auch mich genau
unter die Lupe genommen. Er hatte sich eine ganze Weile mit den Fotos
beschäftigt, die ich aufgehängt hatte. Eines davon zeigte mich und Brian auf
der Party zu meinem sechzehnten Geburtstag, wie wir einen wilden Tango
hinlegten.
Dass Christopher ihn nur anhand eines Fotos erkannte, das vor elf
Jahren aufgenommen worden war, und dass ich mich nicht an den Mann erinnerte,
an den ich meine Unschuld verloren hatte, sagte eine Menge über Christophers
Fähigkeiten als Bildwandler und Martinis Fähigkeiten im Bett aus.
Dass sich Brian wiederum nach über zehn Jahren an meine Stimme
erinnern konnte, beeindruckte und verwirrte mich gleichermaßen. Ich musste
nicht erst über die Schulter blicken, um zu wissen, dass Martinis Miene keinen
Funken Sympathie für Brian zeigte. Christophers vermutlich ebenso wenig.
Aber Brian hatte nur Augen für mich. »Komm schon, Kitty, so sehr hab
ich mich doch auch nicht verändert.«
Das hatte er wirklich nicht, aber wie siebzehn sah er auch nicht
mehr aus. Und er klang auch nicht mehr so. »Deine Stimme ist viel tiefer.« Mir
fiel sonst nichts ein, und das war immer noch besser, als zugeben zu müssen,
dass ich schon ziemlich lange nicht mehr an ihn gedacht hatte.
Brian grinste. »Ja, und größer bin ich auch, und, bei aller Bescheidenheit,
Gott sei Dank auch muskulöser.«
Das war er wirklich. Langsam kam mir seine Art zu sprechen vertraut
vor. »Ich hatte keine Ahnung, dass du Astronaut geworden bist.« Die reine
Wahrheit. Zu sagen, dass mein Interesse an allem, was mit Weltraum und so zu
tun hatte, erst vor fünf Monaten geweckt worden war, wäre eine Untertreibung
gewesen. Ich hatte zwar nicht völlig hinter dem Mond gelebt, aber besonders
neugierig war ich auch nicht gewesen.
»Arbeitest du immer noch im Marketing?«
Okay, jetzt wurde die Sache langsam echt unheimlich. »Woher weißt
du, dass ich im Marketing gearbeitet habe?« Ich hatte noch keine klare
Vorstellung gehabt, welche Kurse ich belegen wollte, als ich auf der Highschool
war, und bevor ich mich endgültig entscheiden musste, hatte ich meine Meinung
noch dreimal geändert. Für BWL hatte ich mich nur
entschieden, weil Chuckie das machen wollte und weil wir so eine Menge Kurse
zusammen haben würden. Ins Marketing war ich dann eher hineingerutscht, weil
das Unternehmen, das mich sozusagen von der Collegebank weg rekrutierte, mich
nun mal in diesem Bereich einsetzen wollte. Es war nicht gerade mein
lebenslanger Wunschtraum gewesen oder so.
»Ich habe noch Kontakt zu Sheila.«
Eine meiner beiden besten Freundinnen von der Highschool. Verheiratet,
drei Kinder und Haus an der Ostküste. Wir waren inzwischen bei den üblichen Ferienbriefen
ihrerseits und Ferienpostkarten meinerseits angekommen. Manchmal schrieben wir
uns auch mal eine SMS , wenn auch eher selten in den
letzten fünf Monaten. Sheila anzulügen war kaum besser als Chuckie anzulügen.
Aber sie wusste immerhin, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiente, oder
hatte es wenigstens bis vor sechs Monaten noch gewusst.
»Oh.« Mehr brachte ich nicht heraus, so verwirrt und erschrocken war
ich. »Äh, na ja, bevor wir jetzt in Erinnerungen schwelgen, müssen wir
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