Alien Tango
dich ein
paar Dinge fragen.«
»Warum? Ich meine, warum ausgerechnet du? Dass die Typen da bei dir
aus offiziellen Gründen hier sind, sehe ich ja, aber …«
Ich trug Jeans und ein Konzert- T -Shirt.
In einem Tutu hätte ich vermutlich kaum weniger offiziell ausgesehen. »Ich
gehöre zu ihnen.«
»Dann seid ihr für eine Werbekampagne hier?«
»Nein, ich bin Michaels Bruder.« Gott sei Dank, Gower hatte das
Ruder übernommen.
»Oh.« Michael musterte die Männer der Reihe nach. »Dann kommt ihr
also … alle aus Michaels Gegend?«
»Brian? Ich gehöre zu ihnen. Echt jetzt.« So schwer von Begriff
hatte ich ihn gar nicht in Erinnerung. Allerdings hatte ich anscheinend auch
vergessen, dass er klug genug war, um Astronaut werden zu können. Ich erinnerte
mich überhaupt an kaum noch was.
»Ah. Bist du ihre Marketingmanagerin oder so?« Er hatte sich da
wirklich in etwas verrannt.
»Nein. Brian, wir müssen dich wegen des Flugs befragen, okay?«
»Klar. Tut mir leid. Ich bin nur … na ja, so überrascht, dich zu
sehen. Ich habe in letzter Zeit viel an dich gedacht.« » Könnten wir dann vielleicht weitermachen?«, schnauzte Martini.
»Klar, ’tschuldigung. Was wollt ihr wissen?«
Während Gower die Befragung übernahm, überlegte ich, was ich noch von
Brian wusste. Seltsamerweise war es wirklich nicht viel. Wir waren über ein
Jahr zusammen gewesen. Er war ein großartiger Tänzer, hatte einen tollen Sinn
für Humor und war sehr stolz auf seine irische Abstammung. Wir waren zusammen
im Leichtathletik-Team gewesen, er allerdings als Langstreckenläufer. So hatten
wir uns kennengelernt, weil ich eine echte Niete im Langstreckenlauf war und
stets irgendwo in der Wüste den Anschluss verlor. Er hatte immer auf mich
gewartet, damit ich da draußen nicht allein war.
Damals hatte ich gedacht, dass ich ihn lieben würde, und
wahrscheinlich hatte ich das auch. Er war ein zärtlicher Liebhaber gewesen –
mich zu entjungfern hatte er nicht als Eroberung betrachtet, sondern als Ehre.
Meine Eltern hatten ihn sehr gemocht. Und er hatte sich nicht von mir trennen
wollen.
Ich wusste nicht mehr, warum wir Schluss gemacht hatten, ich wusste
nur noch, dass ich diese Entscheidung getroffen hatte und er dagegen war. Aber
wir waren bis zum Schluss freundlich miteinander umgegangen. Am Abschlussball
hatte er mir noch irgendetwas gesagt, aber ich hatte keinen blassen Schimmer
mehr, was.
Brian gab dieselben Antworten wie die beiden anderen Astronauten.
Etwas hatte das Raumschiff getroffen, er hatte auf technisches Versagen
getippt, und dann waren sie gelandet. Seine Erinnerung an die Landung war
bestenfalls verschwommen, und seither war eine ganze Menschenparade an seiner
Zelle vorbeiflaniert, die weder mit ihm noch mit den anderen gesprochen hatte.
»Kitty, kannst du uns hier rausholen? Keiner von uns ist krank, und
wir haben es satt, auf dem Präsentierteller zu sitzen.«
»Ich tue mein Bestes.« Ich hatte keine Ahnung, ob sie alle einer
Massenhalluzination unterlagen oder ob das Sicherheitsleck im Space Center noch
größer war, als wir angenommen hatten.
»Du musst sie dazu bringen, dass sie mich rechtzeitig zum
Klassentreffen hier rauslassen.« Er lächelte. »Ich will echt hingehen. Ist doch
nicht schlecht, in den zehn Jahren etwas erreicht zu haben.«
»Ach, du gehst zum Klassentreffen? So ein Zufall, wir auch.« Martini
legte mir die Hand auf die Schulter. »Dann sehen wir uns ja dort.« Und mit
diesen Worten zog er mich weg.
»Jeff, was sollte das?« Als wir an den anderen beiden Zellen
vorbeikamen, hörte ich, wie Gower den Astronauten versicherte, wir würden sie
schon irgendwie da rauszuholen. Beide Insassen sahen aus, als würden sie sich
zu Tode langweilen und verzweifelt hoffen, dass wir noch blieben.
»Dein Freund ist mir echt auf die Nerven gegangen.«
»Jeff, du bist mein Freund, nicht er.« Abrupt blieb ich stehen. »Oh,
wow.«
»Was?«
Ich riss mich von ihm los und rannte zurück zu Brians Zelle. »Bri?
Sag mal, hast du hier ein Büro?«
»Ja, so was Ähnliches. Warum?«
»Hängt da drin zufällig auch ein Foto von mir?«
Er sah ein wenig belämmert aus. »Ja, schon.« Er senkte den Blick.
»Ich hab nur nicht …« Er schaute wieder auf. »Ich habe einfach noch niemanden
gefunden, der mir so wichtig war wie du. Also habe ich ein Bild von dir
aufgehängt, als eine Art Erinnerung daran, wonach ich suche.«
Süß. Irgendwie stalker-mäßig, aber trotzdem süß. Genauer betrachtet
war ich ja auch
Weitere Kostenlose Bücher