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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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befand sich nicht mehr in der Nähe ihrer Quelle. Alissa seufzte zufrieden und war hocherfreut, dass sie eine Möglichkeit gefunden hatte, diesen lästigen Bann zu entfernen. Bald würde sie auch den Rest fortschaffen, aber nicht heute Abend. Sie hatte fürs Erste genug geleistet. Mit einem Lächeln löste sie ihre Gedankenblase auf.
    »Neiiin!«, schrie Alissa in entsetzlicher Qual, als glühend heiße, eiserne Lanzen durch ihren Kopf schossen. Sengendes Grauen flammte überall in ihren Pfaden auf und brannte, brannte, brannte. Ein Inferno tobte in ihrem Geist und ertränkte sie in Schmerz, alles umfassendem Schmerz. Doch sie fand ein Versteck.
    Es gab nichts anderes.
    Es hatte nie etwas anderes gegeben.
    Es würde nie etwas anderes geben.

 
    – 30 –
     

    S trell stieg die steinernen Stufen empor, und vor jämmerlichem Versagen und Hilflosigkeit war ihm übel. Er musste sie von hier fortbringen. Sie glaubte sich in Sicherheit. Und dieser Gedanke jagte ihm mehr Angst ein als Bailic. Als er seine Tür erreichte, stieß er sie auf und betrat sein Zimmer.
    »Ich hätte merken müssen, was er da tat«, flüsterte er heiser. »Ich hätte wach bleiben müssen.« Sein leeres Bündel lag vergessen in einer Ecke, und als er es sah, stieg Frustration in ihm auf. »Ich konnte mit meiner Musik nicht aufhören«, klagte er mit rauer Stimme. »Ich wollte nicht aufhören.« Er war so begierig gewesen, ihr endlich zu sagen, dass es ihm leidtat. Er hatte versucht, seine Musik anstelle von Worten dafür zu verwenden, und er hatte sich darin verloren. Wenn Nutzlos nicht gewesen wäre, hätten sie das Spiel schon verloren.
    »Ich hielt mich für ach so klug«, sagte er verbittert. »Ich dachte, ich könnte sie schützen. Ich bin gar nichts. Ich habe ihm geholfen .« Sein Blick fiel auf seinen Sessel, den er ignoriert hatte, seit das Möbelstück gestern Abend hier erschienen war. Er tat gern so, als sei der Sessel gar nicht da oder würde wie von selbst an seinen angestammten Platz vor Alissas Kamin zurückkehren. Nun streckte Strell die Hand aus und berührte den abgewetzten Stoff mit dem Zeigefinger. »Ich habe versagt.«
    Entschlossen wandte er sich seinem leeren Bündel zu. Er hatte keine Möglichkeit, Alissa vor Bailic zu schützen. Verstellung war nicht genug. List war nicht genug. Der Bewahrer arbeitete mit Magie. Wie konnte er sie davor schützen?
    Strells Frustration wuchs. Er musste sie überreden, mit ihm zu gehen. Er wandte sich ab und häufte hastig alle seine Sachen auf das Bett. »Wir gehen«, sagte er drängend. »Und wenn ich sie fesseln und den ganzen Weg bis zur Küste tragen muss.« Es war ein Todesurteil, mitten im Winter in die Berge aufzubrechen, doch Strell würde sich lieber der Kälte aussetzen als Bailic. Zumindest würde ihr Tod im Schnee sehr friedvoll sein.
    Alles verschwand in seinem Bündel; nur seine Karte, sein Mantel und Alissas alter Hut blieben draußen. Er riss den Mantel vom Bett und fuhr in die Ärmel. Ihr alter Hut wurde auf seinen Kopf gestülpt. Er würde heute Nacht in die kalten Keller schleichen und ein paar Decken stehlen. Wenn sie nur genug Decken und Leder hatten, könnten sie es vielleicht schaffen. Er nahm seine Karte zur Hand und breitete sie auf dem Tischchen vor dem Kamin aus. Vielleicht gab es einen kürzeren Weg hinaus aus diesen verfluchten Bergen, den er bisher übersehen hatte. Das Feuer war zu weit heruntergebrannt, als dass er etwas erkennen könnte, und er kniete sich vor den Kamin, um es zu schüren.
    Feigling, dachte er und warf ein Stück Holz nach dem anderen in die aufzüngelnden Flammen. Er war ein erbärmlicher Feigling, der Alissa in den Schnee hinauszerrte, wo sie sterben würde, statt eine Möglichkeit zu finden, wie er sie hier beschützen könnte. »Nein«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Er ist ein Bewahrer. Dagegen kann ich nichts ausrichten. Nichts ist stärker als Magie.«
    Höher und höher schlugen die Flammen, bis die Hitze den Raum durchdrang. Sie würden gehen. Alissa konnte widersprechen, so viel sie wollte. Er würde ihr diesmal nicht nachgeben. Strell beugte sich über die Karte und suchte nach einem Weg an die Küste, den er bisher vielleicht nicht bemerkt hatte.
    »Neiiin!«, hörte er Alissa in hellem Entsetzen schreien, kaum gedämpft durch die dicke Wand zwischen ihnen. Ihr Schrei durchfuhr ihn wie eine eisige Windböe, und er erstarrte, als die Kraft dieses Schreis ihn bis in die Tiefe seiner Seele zu lähmen schien.
    »Alissa«,

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