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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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diese Aussicht bereitete ihm keine Sorgen. Er, Bailic, würde am größten, bedeutendsten Wissen der Meister teilhaben. Der Schüler würde selbst zum Meister werden, wie es seit undenklichen Zeiten üblich war.
    Und so verbrachte er seine Vormittage mit dem Pfeifer. Irgendwann würde der Mann das verfluchte Buch öffnen, und Bailics Plan konnte sich einen weiteren, langsamen Schritt vorwärtsbewegen, doch vorwärts würde es gehen. Zuerst hatte er die Feste von sämtlichen störenden Bewahrern befreit, so hässlich und zeitaufwändig das auch gewesen war. Dann hatte er fast die gesamte Sippe der Meister dazu überredet, auf der Suche nach einer verlorenen Kolonie in den Tod zu ziehen, eine Leistung, die er einst für unmöglich gehalten hätte. Und jetzt hatte er endlich das Buch in die Hände bekommen, nur um feststellen zu müssen, dass er es nicht aufschlagen konnte.
    Bailic erhob sich, als die ersten Sonnenstrahlen in den Raum fielen. Wie vom Licht befeuert, loderte Ärger in ihm auf, und er ging zur Tür. »Pfeifer-r-r-r!«, brüllte er in den Flur hinaus. »Wo, bei den Hunden, steckst du?« Er teilte seine Gedanken auf und sandte sein Bewusstsein auf der Suche nach dem Kerl durch die Feste. Bailic spürte, wie sich seine Lippen kräuselten, als er den Tiefländer auf der Treppe erspürte, wo er langsam zum Übungsraum hinaufstieg. Bailic warf sich mit dem Rücken zur Sonne und den Händen auf den Hüften in Pose, da er wusste, dass er so als Ehrfurcht gebietender Schatten erschien.
    Ein leises Scharren war zu hören, und der verschwommene Umriss des Pfeifers zögerte in der offenen Tür. Bailic hörte ein schweres Seufzen, als der Mann eintrat und das Frühstückstablett auf den Tisch stellte. »Du kommst zu spät, Pfeifer«, sagte Bailic und bemühte sich gar nicht erst, seine Verachtung zu verbergen. Es widerte ihn an, dass ein Mann wie dieser sowohl den Schlüssel zu dem darstellte, was er am meisten begehrte, als auch das größte Hindernis auf dem Weg dorthin.
    »Ja, ich weiß.« Strell ließ sich offenbar unbeeindruckt auf seinen Stuhl fallen.
    »Dies ist das dritte Mal in drei Tagen«, fuhr Bailic fort.
    »Ich bitte um Entschuldigung.« Das klang beinahe angriffslustig, und Bailic schäumte. Der Pfeifer streckte die Hand nach dem Teetablett aus, und mit einem einzigen Finger zog Bailic es langsam aus seiner Reichweite. Höhnisch hob er die Brauen, als der Pfeifer erstarrte.
    Bailic goss sich einen Becher lauwarmen Tees ein und spielte kurz mit dem Gedanken, ihn wieder auf eine trinkbare Temperatur zu erwärmen. Widerstrebend entschied er sich dagegen. Der Pfeifer könnte schnell genug sein, um die Resonanz des Banns, den er dazu erschaffen musste, in seinen eigenen Pfaden tief in seinem Unterbewusstsein aufleuchten zu sehen. Dann hätte Bailic dem Mann unabsichtlich diesen einfachen Bann beigebracht. Und den würde er lieber noch eine Weile für sich behalten, und sei es nur, um dem Pfeifer eine der Annehmlichkeiten vorzuenthalten, die ein Bewahrer für gewöhnlich genoss.
    »Wenn du dann so weit bist?«, fragte Bailic trocken und stellte seinen Becher auf den kleinen, runden Tisch neben seinem Sessel. Er konnte ihn ebenso gut nach der Unterrichtsstunde trinken.
    »Hm …«, brummte Strell, schenkte sich selbst Tee ein und trank den halben Becher in einem Zug aus.
    »Inzwischen solltest du in der Lage sein, das Netzwerk der Pfade in deinen Gedanken zu finden – mit offenen Augen«, fügte Bailic hinzu.
    »Ja.« Gähnend streckte der unverschämte Mensch die Beine unter dem Tisch aus.
    »Vielleicht kommen wir nun endlich ein wenig voran. Ich hatte erwartet, dass du in vier Wochen wesentlich weiter kommen würdest.« Bailic legte die Handflächen auf den Tisch und blickte ärgerlich auf Strell hinab. »Talo-Toecan lacht mich aus. Du wirst deine Sache in Zukunft besser machen.«
    Der Pfeifer richtete sich mit dramatischem Seufzen auf.
    Aus der Tasche in seinem weiten Ärmelsaum holte Bailic ein kleines, schlichtes Holzkästchen und stellte es auf den Tisch. Der Pfeifer griff danach und legte den Daumen an das Schnappschloss. »Nicht öffnen!«, schrie Bailic. »Sonst muss ich diesen Raum eine Woche lang auslüften lassen.«
    Offensichtlich erschrocken, legte Strell das Kästchen wieder hin und verbarg die Hände unter dem Tisch. »Was ist das?«
    »Das Kästchen enthält eine Winzigkeit Quellenstaub.« Bailic wandte sich mit zusammengekniffenen Augen dem Fenster zu und zwang sich, langsam und ruhig zu

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