Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
Vom Netzwerk:
genau was mit ihr?«
    Der Meister räusperte sich grollend, als er den Vorwurf in Strells Stimme vernahm. »Mein Nagel tut gar nichts. Er ist ein Katalysator. Sie hat ihn in sich gebunden, und nun erweckt sie mit seiner Hilfe einen zweiten, schlafenden genetischen Code, der tief in ihr verborgen liegt. Die Information, die in meinem Nagel enthalten ist, wird die ihre ergänzen und eventuell vorhandene Defekte oder Lücken ausgleichen.«
    Strell verzog das Gesicht und rieb sich die Augen.
    Lodesh spürte, wie seine Mundwinkel zuckten. Talo-Toecan gab heute recht großzügig sein Wissen preis, doch er sollte wohl zumindest versuchen, es auch verständlich zu machen. »Was er damit meint, ist Folgendes: Alissa poliert gerade den Rohling, das Vorbild, das sie benutzen wird, um ihre Masse zu erschaffen, wenn sie sich verwandelt. Das wird eine hybride Form sein, eine Mischung aus ihren eigenen latenten Vorlagen und denen Talo-Toecans, aber nur, weil es zufällig seine Vorlage ist, die sie benutzt. Es hätte auch jeder andere Meister sein können.«
    Mit einem leisen Brummen nahm Strell das zur Kenntnis.
    Tiefes Schweigen legte sich über sie, nur unterbrochen von den Vögeln, die von den schweren Prüfungen der Menschen wie der Rakus nichts ahnten. In der Stille begann Lodesh leise zu lachen. Talo-Toecan wandte sich um, die Brauen fragend hochgezogen. »Ich sehe daran nichts Komisches, Stadtvogt«, sagte er.
    Lodesh grinste. »Meinen Glückwunsch, Talo-Toecan! Es ist ein Töchterchen!«
    »Sehr witzig, Lodesh«, entgegnete Talo-Toecan düster.
    Strell wandte sich dem Meister zu. »Sie kann also alles Mögliche werden?«
    »Nein«, fiel Lodesh dem Meister ins Wort. »Theoretisch könnte sie das, doch alles außer einem Raku oder einem Menschen besäße ein Netzwerk von Pfaden, das nicht komplex genug ist, um die Rückverwandlung zu bewältigen. Sie wäre dann in dieser Gestalt als was auch immer gefangen.«
    Talo-Toecan neigte den Kopf zur Seite und sah Lodesh überrascht und fragend an. »Für einen Bewahrer scheint Ihr mir sehr gut informiert zu sein.«
    »Und Bailic wusste, dass das geschehen würde?«, unterbrach Strell die beiden, weil er anscheinend unbedingt beim Thema bleiben wollte.
    Talo-Toecan schüttelte den Kopf. »Nein«, erklärte er bestimmt. »Niemand außer einem Meister könnte das wissen – und jetzt du.«
    »Aber Lodesh …«, stammelte Strell.
    »Ah ja – Lodesh ist Stadtvogt von Ese’ Nawoer«, sagte der Meister. »Schon viele Bewahrer haben die Erste Wahrheit gelesen, doch nur den Vögten wird der wahre Zweck des Buches erläutert. Wen das Buch nicht erwählt, zu wem es nicht spricht, für den enthält es nur viele, viele Seiten schwer zu entziffernder Gleichungen und unüberprüfbarer Theorien.«
    Strells Blick wurde argwöhnisch. »Warum sagt man es dann den Vögten?«
    »Das ist eine Geste der Höflichkeit, Strell«, antwortete Lodesh ernst. »Ein Zeichen des Respekts, und wir hüten dieses Wissen eifersüchtig.« Dieses Arrangement war zur Tradition geworden, lange bevor Lodesh sich feierlich mit dessen Bestimmungen einverstanden erklärt hatte. Dieses Wissen diente nur einem einzigen Zweck: die Anführer der zerbrechlichen, kurzlebigen Menschen den Meistern zumindest annähernd gleichzustellen.
    Strell nickte langsam und blickte voll offenkundiger Sorge zu Alissa hinüber. »Ihr sagtet, wir würden sie auf dem Boden halten müssen. Mit einem Bann?«
    Lodesh schüttelte den Kopf. »Das wäre ein Fehler. Sie wird zwar eine Bestie sein, doch ihre Pfade wird sie noch haben. Von selbst wird sie nicht daran denken, sie zu benutzen, aber wenn wir sie durch einen Bann daran erinnern, geben wir ihr damit eine weitere Waffe in die Hand, mit deren Hilfe sie uns entkommen kann. Es wird schwer genug sein, sie zu fangen, ohne dass ihr auch noch das Arsenal von Bannen zur Verfügung steht, die sie bereits gelernt hat. Nein, wir müssen uns allein auf unsere Klugheit und unsere körperliche Kraft verlassen, um die Bestie zu zerstören.«
    »Seid Ihr sicher?«, bohrte Strell nach.
    »Man hat das versucht«, erklang Talo-Toecans müde Stimme, »vor langer Zeit, als erstmals bekannt wurde, dass eine Verwandlung vom Menschen zum Raku möglich war. Das daraus resultierende Chaos, heißt es, war so gewaltig und zerstörerisch, dass fast alle Beteiligten dabei ums Leben kamen.« Talo-Toecan erschauerte und versuchte, es zu überspielen, indem er sich vorbeugte und das Feuer schürte. »Ohne den Zwinger und den

Weitere Kostenlose Bücher