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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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ihm nach. »Wo wollt Ihr hin?«
    »Wir sollten Eure neue Flöte holen.« Lodesh grinste. »Ihr werdet sie vielleicht brauchen, um Eure wilde Bestie zu zähmen.« Offensichtlich überrascht, setzte Strell sich hastig in Bewegung und folgte ihm. »Außerdem«, sagte Lodesh, »ist es schon Jahrhunderte her, seit ich zuletzt jemanden auf Euthymienholz habe spielen hören. Ihr habt sie doch fertig, oder nicht?«
    »Ihr wisst, dass ich aus Alissas Stab eine Flöte geschnitzt habe?«, platzte Strell heraus.
    »Natürlich. Deshalb habe ich ja dafür gesorgt, dass Ihr der Einzige seid, der den Stab zersägen kann. Er war viel zu lang.«
    Strell hielt mit Lodeshs zielstrebigen Schritten mit. Ihre Stiefel machten kaum einen Laut auf dem nassen, matschigen Pfad. »Sie ist noch nicht ganz fertig, aber man kann darauf spielen. Musik aus einer Euthymienholz-Flöte wird sie also herunterholen?«, fragte Strell, während sie die Feste betraten.
    »Das bezweifle ich«, gestand Lodesh, dessen Stimme nun von den Wänden der großen Küche widerhallte. »Es ist zwar sehr selten, aber doch nur ein Holz. Dennoch könnte die Musik daraus sie ablenken oder anlocken. Es heißt, dass Rakus, wenn sie jung sind, Musik ganz besonders gebannt lauschen – das ist Euch vielleicht an ihr schon aufgefallen? Und Talo-Toecan wird jede Hilfe brauchen, die er bekommen kann. Sie kann einen ganz schön auf Trab halten, nicht wahr?«
    »Ja«, seufzte Strell, »allerdings.«

 
    – 32 –
     

    F reiheit … Das Wort schien vom Wind zu kommen, der summend an ihr vorbeistrich. Nicht länger an die Erde gefesselt, war sie ein Geschöpf des Windes und des Nebels. Sie genoss ihre Kraft und stieg weiter auf, begierig, ihre Grenzen auszuloten. Bisher hatte sie keine gefunden. Ihre Flügel gehorchten jeder ihrer Launen, sie lasen in der Luft, die über ihre Haut strich, und reagierten instinktiv. Sie war so gebannt von diesem Tag, dass sie ihren unwillkommenen Begleiter beinahe vergaß, der stets unter ihr flog, stets eine Flügellänge entfernt.
    Er ist alt, dachte sie. Er konnte sie nicht fangen.
    Fast verächtlich bremste sie ihren Aufstieg und erlaubte dem Alten, sie einzuholen. Will er vielleicht spielen? , dachte sie und ließ sich in einen steilen Sturzflug fallen, begierig auf eine Runde Fangen. Sie stürzte wie ein Stein und zog die Flügel dicht an sich, damit sie keinen Schaden nahmen. Die Luft, zuvor eine sanfte Kraft, durch die sie sich leicht bewegte, wurde zu einer tosenden Wand aus Lärm und Empfindungen und steigerte ihre Erregung. Der Boden, eben noch fern, raste ihr entgegen. Sie konnte nicht sehen, ob ihr Rivale sie noch begleitete, und bremste ihren Fall scharf ab, um dann halsbrecherisch schnell und dicht über dem Boden dahinzujagen. Ihre unvorstellbare Geschwindigkeit war eine Kombination ihrer eigenen Kraft mit dem Schwung des Falls.
    Sie bog den Kopf unter einen Flügel und erkannte, dass ihr alter Gefährte immer noch bei ihr war. Das war ihr angenehm. Vielleicht würde der Vormittag doch lustig werden. Sie verlagerte das Gleichgewicht und begann wieder aufzusteigen. Ohne zu zögern, folgte ihr der Alte.
    Wie hoch konnte sie fliegen, fragte sie sich, und konnte er ihr dorthin noch folgen? Wild entschlossen stieg sie höher. Muskeln und Sehnen, Knochen und Flügel, alles auf ein Ziel konzentriert. Ohne sich um die Schranken des Alten zu scheren, stieg sie auf, bis die Luft so kalt war, dass sie auf der Haut brannte. Ihre Lunge pumpte heftig, ihre Schwingen wurden schwer von den kräftigen Schlägen, die nötig waren, um sich in der dünnen Luft zu halten. Der Himmel war beinahe violett und bitterkalt. Die Sonne, dachte sie verwirrt, schien kein bisschen näher zu sein, und das wunderte sie, denn sie war einen weiten Weg emporgeflogen.
    Mit hämmerndem Herzen wandte sie ihre Aufmerksamkeit von diesem Rätsel ab und blickte hinunter. Unter ihr breitete sich die Erde aus, und am verschwommenen Horizont deutete sich eine sanfte Rundung an. Ihr Rivale war verschwunden. Vielleicht würde der Tag doch keine Belustigung bringen. Bedauernd neigte sie sich zur Seite und begann in einer gemächlichen Spirale hinabzuschweben. Ihre Muskeln ermüdeten, und sie sehnte sich nach einem warmen Felsen, auf dem sie sich sonnen konnte.
    Über ihr war ein belustigtes Schnauben zu hören, und sie fuhr überrascht zusammen. Der Alte war sogar noch höher geflogen als sie! Aber kann er das hier? , dachte sie mit glühenden Augen.
    Wieder neigte sie ihren Körper

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