Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
Vom Netzwerk:
das in der Vergangenheit selbst so oft getan hatte.
    »Darf ich bei ihr sitzen?«, bat der Tiefländer flüsternd.
    Talo-Toecan wandte sich ihm zu. »Ja. Aber sobald sie sich zu verwandeln beginnt, will ich dich dort drüben haben.«
    Strells Blick folgte Talo-Toecans ausgestrecktem Zeigefinger. »Dort?«, fragte er. »Was kann ich denn so weit entfernt noch tun?«
    »Sie wird dann sehr viel größer sein, Pfeifer«, brummte Talo-Toecan. »Du möchtest näher dran sein? Von mir aus. Denke nur daran, nicht weiter als bis dorthin zurückzuweichen, wenn sie versucht, dich zu fressen.«
    Strell schluckte. Er kniete sich neben Alissa und strich ihr eine verirrte Strähne von der Wange, mit einer so offensichtlichen Zärtlichkeit, dass es schmerzte. Lodesh zwang seine Gefühle zu stahlharter Reglosigkeit. Er erhob sich und bat Talo-Toecan mit einer unauffälligen Geste, ihm außer Hörweite zu folgen.
    »Es war freundlich von Euch, ihm Hoffnung zu machen«, brummelte Talo-Toecan, sobald sie weit genug von dem Pfeifer entfernt waren, »doch es wäre vielleicht gütiger gewesen, ihm die Wahrheit zu sagen.«
    Lodesh kam sofort auf den Punkt. »Von wie vielen erfolgreichen ersten Verwandlungen außerhalb des Zwingers habt Ihr je gehört?«
    »Eines jungen Rakus in einen Menschen? Von unzähligen Fällen. Wir benutzen den Zwinger eher aus Tradition denn aus Notwendigkeit. Ein wilder sechsjähriger Mensch ist selbst für einen einzigen Meister leicht zu bändigen. Allein die Angst hindert ein solches Kind daran, fortzulaufen, und das Bewusstsein ist rasch wieder erweckt. Aber eine erste Verwandlung von einem erwachsenen Menschen in einen erwachsenen Raku? Da ist mir kein einziger Fall bekannt.«
    »Aber«, fuhr Lodesh aufgeräumt fort, »theoretisch wäre es möglich. Ihr müsstet die Bestie nur am Boden halten, bis Ihr ihr Erinnerungsvermögen wiederhergestellt habt.«
    Talo-Toecan wirkte wie von Schmerz gebeugt. »Einen wilden Raku am Boden zu halten ist unmöglich. Ich habe versucht, Connen-Neute zu retten. Ich war damals nicht stark genug, und ich war jünger als heute.«
    »Ihr wart allein, bis auf mich und Redal-Stan. Die Sonne ging gerade unter«, erinnerte Lodesh ihn sanft. »Es gab keine Möglichkeit, ihn zu retten.«
    »Das sage ich ja!«, entgegnete Talo-Toecan verbittert. »Versteht Ihr denn nicht! Ich – bin – allein. Ich habe keine Ahnung, was ich überhaupt tun soll. Keribdis hat bei der Auslosung, wer das nächste derartige Ereignis überwachen darf, gewonnen, und wir sind davon ausgegangen, dass sie die vereinten Kräfte und Fähigkeiten der gesamten Feste zu ihrer Verfügung haben würde. Ich weiß, dass ich bei Alissas Unterweisung Fehler gemacht habe, aber, Blut und Asche, Lodesh, ich kann Euch nicht einmal sagen, worin sie bestanden!« Er blickte zum Himmel auf. »Ich bin Baumeister«, flüsterte er, »kein Kindermädchen.«
    Lodesh ließ sich nicht beirren. »Wenn Ihr sie zu Boden bringt, kann ich Euch helfen, sie dort zu halten.«
    »Wie?«, bellte Talo-Toecan und betrachtete dabei Strell, der sich wie in Trauer über Alissa beugte.
    »An mir wird sie nicht vorbeikommen, alter Freund, wenn Ihr sie zu Boden zwingen könnt.«
    Der alte Raku verzog das Gesicht zu einer Grimasse, schien seinen Worten jedoch Glauben zu schenken. »Wir brauchen mindestens drei, um auch nur eine Chance zu haben«, sagte er niedergeschlagen.
    »Tut den Pfeifer nicht so leicht ab«, warnte Lodesh leise.
    »Seid doch vernünftig«, tadelte ihn Talo-Toecan, ohne den Blick von Strell abzuwenden. Der Pfeifer hockte mit hängenden Schultern da und flüsterte etwas. »Sie wird ihn mittendurch beißen«, prophezeite er müde.
    »Das glaube ich nicht.«
    Der warnende Unterton in Lodeshs Stimme schien endlich zu Talo-Toecan durchzudringen. Der Meister warf ihm einen scharfen Blick zu und sah dann wieder zu Strell hinüber. Erst jetzt schien Talo-Toecan Strells tiefen Kummer zu bemerken und zu begreifen, was er bedeuten könnte. »Ist das Band zwischen ihnen also schon so stark?« Er runzelte die Stirn. »Ich hatte gehofft, ich könnte verhindern, dass es überhaupt entsteht.«
    »Ich erachte es für sehr stark. Vielleicht ist es stark genug, sie zurückzubringen.«
    Talo-Toecan trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Das gefällt mir nicht. Falls durch irgendein Wunder ihr Bewusstsein zurückkehrt, wird sie eine Schülerin und Meisterin der Feste zugleich sein. Ich möchte niemanden beleidigen, aber ihr darf nicht gestattet

Weitere Kostenlose Bücher