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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
Vom Netzwerk:
»erklärt, wie man Materie in Energie und wieder zurück verwandeln kann.«
    »Wie – wenn Ihr Eure Quelle und die Pfade benutzt, um einen Becher zu erschaffen?«, riet Strell.
    »Äh, ja.« Lodesh beäugte Strell abschätzend, aufrichtig überrascht von der nüchternen Haltung des Pfeifers in einem Gespräch über geheimes Wissen, das Lodesh als Privileg betrachtete; nur Bewahrer und ihre Lehrer durften sonst daran teilhaben.
    »Ich habe es Euch doch gesagt«, erklang Talo-Toecans müde Stimme. »Er weiß bereits zu viel. Er kann ebenso gut gleich alles erfahren.« Er riss einen Zweig von einem nahen Busch und begann, die Glut umzuschichten. »Alissa zeigt keinerlei Umsicht in diesen Dingen – gar keine.«
    Achselzuckend fuhr Lodesh fort. »Einen Becher zu erschaffen ist schon der richtige Vergleich. Es ist nicht schwer, Energie aus der Quelle zu ziehen und nach dem eigenen Willen zu formen, um Materie zu schaffen. Jeder Bewahrer, der seine Quelle wert ist, kann wenigstens einen Gegenstand erzeugen.«
    Strell deutete auf Alissa. »Das geschieht also oft?«
    Ganz mit dem Feuer beschäftigt, räusperte sich Talo-Toecan schnaubend, und Lodesh gluckste leise. »Nein«, sagte er. »Ein Netzwerk wie das ihre wird nur einmal in einer Raku-Generation von menschlichen Eltern hervorgebracht. Alissa besitzt die Fähigkeit, über die einfachen Verwandlungen – von Materie in Energie und umgekehrt – hinauszugehen. Sie kann sich selbst verwandeln.« In der Erwartung, Strell werde sehr beeindruckt sein, lehnte Lodesh sich auf der Bank zurück und betrachtete ihn mit hochgezogenen Brauen. »Das hebt sie weit über den Status einer Bewahrerin hinaus«, fügte er hinzu.
    »Sich selbst?«, nuschelte Strell mit leerem Blick. »Warum sollte das so viel schwieriger sein?«
    »Nun«, antwortete Lodesh zögerlich, »es gibt da ein Problem. Die eigene Substanz in Energie und wieder zurück in Masse zu verwandeln ist eine Frage des Alles oder Nichts. Bei diesem Übergang bleibt nichts zurück, was die eigene Essenz bewahrt, die Seele einer Person, wenn man so will. Das ist nur möglich, wenn man ein ungeheuerlich weit verzweigtes Netzwerk besitzt. Und selbst dann soll es sehr schwierig sein, soweit ich weiß.« Er warf Talo-Toecan einen vielsagenden Blick zu. »Man muss einen sehr starken Willen haben, um seine Existenz auch nur für den kurzen Augenblick zu bewahren, den man braucht, um sich wieder als Masse zu erschaffen und seinem Geist einen Platz zu geben.«
    »Sie wird den Verstand verlieren«, sagte Talo-Toecan zu niemand Bestimmtem.
    Strell rutschte auf der Bank herum und fuhr sich unruhig mit der Hand durchs Haar. »Ihr tut das, Talo-Toecan«, sagte er, »und Ihr verliert dabei nicht den Verstand.«
    Lodesh kicherte. »Ich kenne nicht wenige Leute, die Euch da widersprechen würden, Strell.«
    Der Meister nahm Lodeshs Bemerkung mit einem eindringlichen Blick zur Kenntnis. »Ich wurde als Raku geboren«, erklärte er. »Meine erste Verwandlung war die in eine menschliche Gestalt.«
    »Ich verstehe.« Strell seufzte.
    Da Lodesh erkannte, dass der schmuddlige Mann noch immer nichts begriff, fügte er hinzu: »Die Verwandlung ist nur beim ersten Mal gefährlich. Die Tafel wird sozusagen leer gewischt, alles muss neu aufgebaut werden. Talo-Toecan hat das als Junges gelernt. Seine erste Verwandlung war die von einem jungen Raku in ein kleines Kind, und wie Ihr vielleicht wisst, besteht zwischen einem kleinen Kind und einem Tier kein allzu großer Unterschied.«
    Talo-Toecan blickte verärgert auf, hielt inne und nickte dann nachdenklich. Er holte tief Atem und fügte hinzu: »Sie wird wie ein wahrhaft wildes Tier sein, Strell, und sich kaum an ihre Vergangenheit erinnern können. Wir müssen ihr ihre Menschlichkeit in Erinnerung rufen und sie zwingen, zu zerstören, was sie in sich erweckt hat, um sicherzustellen, dass es niemals wieder die Kontrolle übernimmt und sie beherrscht. Je eher, desto besser, denn je länger sie eine Bestie bleibt, desto weniger wahrscheinlich wird es, dass sie sich überhaupt an etwas erinnert.«
    »Wie lange …?«, hauchte Strell mit gequälter Miene.
    »Wenn sie unter dem Licht der Sterne fliegt, wird die Verlockung zu groß sein. Davon kehren sie nie zurück«, erklärte Talo-Toecan nüchtern. In der Stille trillerte der Singvogel und erhielt Antwort.
    Lodesh beobachtete, wie Strell die Schultern straffte und mit einem leichten Schaudern seine Angst niederrang, um sie tief zu vergraben, wie Lodesh

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