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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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wären ihr jetzt hochwillkommen. Vielleicht, dachte sie kläglich, könnte sie jetzt sogar einen davon essen. Mit ihren scharfen neuen Zähnen müsste es gehen.
    »Du bist zu Hause« , murmelte Nutzlos. »Lausche dem Wind, Alissa. Hörst du seinen Ruf?«
    Alissa blickte auf und war beeindruckt von seiner Silhouette vor dem dämmrigen Himmel. Er blickte tief in den Abendhimmel und suchte, wie sie nun erraten konnte, nach einem bestimmten Farbton, der auf einen Aufwind hinwies. Doch was sie wirklich schockierte, war seine Sehnsucht, sein Drang, sich in diesem Himmel zu verlieren. Nutzlos, die reservierteste, bedächtigste Person, die sie kannte, hatte den einsamen Geist eines Wanderers, eines Poeten, eines Kriegers.
    Alissa richtete sich auf und konzentrierte sich ebenfalls auf den prächtigen Himmel, um in den unergründlichen Tiefen zu versinken. Währenddessen überkam sie ein seltsames Gefühl. Es war eine entspannte Anspannung, die ihr ein merkwürdiges, starkes Bedürfnis eingab, und sie trat rastlos von einem Fuß auf den anderen.
    Nutzlos riss den Blick aus der blauen Tiefe und sah sie an. »Ja. Du hörst ihn.« Dann räusperte er sich und war wieder ganz sein brummiges Selbst. Doch sie hatte seine Sehnsucht gesehen, erkannte das gleiche Begehren in sich selbst, und ihr wurde klar, dass sie niemals zu dem Leben zurückkehren konnte, das sie bisher gekannt hatte. Niemals. Der Gedanke war tröstlich und beängstigend zugleich, und sie erschauerte.
    »Du wirst dich doch nicht übergeben?« , knurrte Nutzlos in ihren Gedanken.
    » Ä h – nein.«
    »Gut.« Er schnaubte. » Wir müssen nämlich nach Ese’ Nawoer.«
    Alissa richtete sich begierig zu voller Größe auf und konnte nur noch an Strell denken. Dann zögerte sie überrascht. Der Boden war nun ein gutes Stückchen weiter unten als sonst. »Ist Strell dort?«
    »Ja, und Lodesh. Und – Bailic.«
    »Bailic.« Das Wort drang wie ein Fauchen aus ihrer Kehle, und sie erschrak über diesen wilden Laut.
    Nutzlos wandte sich ihr mit fragendem Blick zu. »Deine Abneigung gegen ihn ist bereits so heftig?«
    »Er war nichts als ein Ärgernis, und das schon fast ein Jahr lang« , dachte sie.
    Nutzlos schüttelte sich leicht, als zucke er mit den Schultern.
    »Er hat mein Buch der Ersten Wahrheit ?« , fragte sie scharf.
    Nutzlos nickte langsam, gelassen, ruhig.
    »Er will Anspruch auf die Gefolgschaft der Bürger von Ese’ Nawoer erheben?«
    Wieder ein gemächliches Nicken.
    »Er bedrängt sie mit der Forderung, in den Krieg zu ziehen?« Obwohl sie sich bemühte, ruhig zu bleiben, zuckten ihre langen Finger.
    »Es würde mich erstaunen, wenn er das nicht täte« , lautete seine gelassene Antwort.
    »Dann« , schloss sie, »will ich ihm ein Ende bereiten.«
    »Warum?« , kam sein besänftigender Gedanke.
    Alissa entspannte sich wieder, plötzlich sehr verwirrt. »Damit er Tiefland und Hochland nicht der Tyrannei seiner grausamen Schrecken unterwirft, deshalb.«
    Nutzlos schüttelte seufzend den Kopf. »Deine He r kunft, junge Schülerin, tritt deutlich zu Tage.«
    »Ist Euch das denn gleichgültig?« , schrie sie ihn in Gedanken an.
    »Natürlich nicht.« Er fixierte sie mit scharfem Blick. »Aber er wird nur noch wenige Jahrzehnte leben, und dann wird alles wieder so sein wie zuvor. Er ist eine v o rübergehende Erscheinung. Ich wünsche mir auch, ihm ein Ende zu bereiten.« Nutzlos verlor seine erzwungene Ruhe, und seine Augen glitzerten gefährlich, als er den Kopf gen Osten wandte. »Doch wir müssen sicher sein, dass der Grund das Risiko wert ist.«
    »Risiko?« , fragte sie.
    »Wir können die Welt nicht nach Belieben von bösen Kräften befreien, als würden wir Unkraut aus einem Beet zupfen.«
    Verwundert setzte Alissa sich auf ihr Hinterteil und wartete.
    »Du hast schon einen Garten gehegt?« , fragte er überflüssigerweise.
    Zur Antwort blinzelte sie.
    »Dann weißt du, dass Pflanzen, die dir besonders am Herzen liegen, von dir abhängig werden. Erst musst du Unkraut jäten, dann gießen, dann sogar noch die Inse k ten von den Blättern lesen. Allmählich, im Lauf der Ja h re, vermehren sich die Pflanzen stark. Die Blumen we r den größer und zahlreicher dank deiner guten Pflege, alles bringt eine Fülle an Blüten und Früchten hervor. Bald musst du die Stängel stützen und hochbinden, weil sie von deiner aufmerksamen Fürsorge so weich gewo r den sind. Sogar der Regen, einst eine lebensspendende Kraft, stellt nun eine Bedrohung dar, weil er die

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