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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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knappe Antwort.
    Braun, dachte sie. Das war nicht Grau, nicht einmal Blau, aber auch nicht Golden. »Deine Augenfarbe« , flüsterte ihre Bestie selbstzufrieden, und Alissa erschrak, »ist kaum von Bedeutung, wenn du schneller bist als j e des andere geflügelte Wesen, das es wagt, den Himmel mit dir zu teilen.« Alissa konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, und Nutzlos verdrehte die Augen, ohne zu bemerken, dass Alissa ihn aus den Augenwinkeln sehr wohl sehen konnte.
    »Möchtest du erst ein Stückchen fliegen, um deine Schwingen kennen zu lernen?« , bot Nutzlos an.
    »Jetzt?« , flüsterte ihre Bestie begierig.
    Mit einer geübten Bewegung warf Alissa Kralle in die Luft und beobachtete, wie sie auf den Luftströmen, die Alissa nun sehen konnte, in die Höhe stieg. »Jetzt« , stimmte sie zu, und mit einem kontrollierten Satz war Alissa in der Luft. Sie kreiste über der Feste, noch ehe Nutzlos sich wieder im Griff hatte und die Fassungslosigkeit von seinem Gesicht vertrieb.
    Alissa konnte nicht fliegen. Sie hätte Todesängste ausgestanden, wenn Bestie, wie Alissa sie nun für sich nannte, nicht die Kontrolle übernommen hätte. Es fühlte sich an, als ströme pures Glück durch Alissas Adern, als sie leicht auf den Luftströmen ritt, während der Wind ihre Berührung mit einem kühlen, seidigen Gefühl willkommen hieß. Sie schien zu summen wie Strells Tonklumpen bei diesem einzigen, wunderbaren Mal, da sie ihn richtig zentriert hatte. Im Grunde war es ganz einfach, dachte sie, und Alissa war nicht sicher, ob sie selbst oder Bestie das gedacht hatte.
    Kralle zwitscherte wie verrückt und zog kleine Kreise um sie, froh, vermutete Alissa, dass ihre Herrin endlich in der Luft war, wo sie nach Meinung des Vogels wohl hingehörte. Der Falke ging zum Scheinangriff über, und Alissa nahm begeistert die Verfolgung auf. Bestie hatte die Situation vollkommen im Griff. Ihr Falke schoss in wilden Haken hin und her und hielt sich immer gerade außerhalb ihrer Reichweite. Alissa entdeckte einen feuchten, nach Erde duftenden Aufwind über der offenen Flur und stieg darin auf, um sich auf Kralle hinabzustürzen.
    »Hab dich!« , rief sie begeistert, und ihre absurd langfingrige Hand schloss sich um leere Luft. Sie schnaubte überrascht und überschlug sich, um nachzusehen, wohin der kleine Vogel verschwunden war. Mit mächtigen Flügelschlägen holte sie Kralle ein. Kralle wich scharf nach rechts aus und schoss in die Tiefe.
    Besessen von dem Drang, sie zu fangen, wirbelte Alissa auf einer Flügelspitze herum und folgte ihr. Sie hatte sie fast eingeholt, als Nutzlos aus dem Himmel herabstürzte und sich Kralle schnappte.
    Diese protestierte mit einem erschrockenen Krächzen.
    »Vergiss niemals deine Z-Achse« , hörte Alissa ihn sagen, als er den Vogel wieder losließ.
    Grummelnd, wie nur Kralle grummeln konnte, landete sie auf Alissas Kopf. »Oh nein, kommt nicht in Frage« , schwor Alissa vehement und drehte sich in der Luft um die eigene Achse, bis Kralle sie verließ. Ein Lasttier war sie nun wirklich nicht. Kralle konnte sehr gut selbst fliegen.
    »Hier entlang, Alissa« , sagte Nutzlos mit einem argwöhnischen Unterton in der Stimme. »Wir müssen zu Strell und dem Stadtvogt.«
    Alissa fragte sich, was sie nun wieder falsch gemacht hatte, und folgte ihm brav nach Ese’ Nawoer. Die Gebäude und die Stadtmauer waren in der Ferne zu sehen, sie schimmerten rot in der untergehenden Sonne. Was einst einen Fußmarsch von einem ganzen Vormittag bedeutet hatte, war nun in wenigen Augenblicken zu erreichen.
    »Wo hast du gelernt, so zu fliegen?« , fragte Nutzlos angespannt, während sie neben ihm herglitt.
    »Wie denn?« , entgegnete sie und fürchtete, dass sie vielleicht gar nicht wissen dürfte, wie man flog, wenn ihre wilde Seite zerstört wäre. Immerhin war Bestie diejenige, die flog, nicht sie.
    Nutzlos streckte eine Flügelspitze und stahl Alissa auf dieser Seite den Wind. Instinktiv glich sie aus und verlor dabei kaum an Geschwindigkeit. »Ach, das!« Alissa errötete. »Ich habe Kralle lange dabei zugesehen – denke ich.«
    »Mmm« , brummte er argwöhnisch. »Sieh mich an« , befahl er. Sein Kopf fuhr dicht zu ihr herum, und seine goldenen Augen schienen zu glühen.
    So gelassen, wie sie konnte, wandte Alissa ihm den Kopf zu und betete darum, dass er nur ein zivilisiertes, wohlerzogenes Bauernmädchen in ihren Augen erblickte. Einen langen Moment starrte Nutzlos ihr forschend ins Gesicht. Sie fragte sich, ob er

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