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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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»Nein. Du bist kein Bewahrer, Strell. Die Pfade eines Bewahrers sind sehr präzise geordnet, wie auch die eines Meisters, und du bist keines von beiden. Das kann ich dir versichern.« Sein Blick wurde leer. »Bei den Wölfen«, flüsterte er dann erneut.
    »Aber ich tue irgendetwas?«
    »Ja.« Der Meister ließ den Kopf in eine Hand sinken, und Strells Augen weiteten sich ob dieser ungewöhnlich besorgten Geste von Talo-Toecan. »Sag mir, stammte irgendeiner deiner Vorfahren zufällig aus dem Hochland?«
    Strell erstarrte auf der nassen Bank. Diese Frage war eine Beleidigung für jemanden, der im Tiefland geboren worden war. Dann schluckte er seinen Stolz herunter, weil er wusste, dass dies in seiner neuen, schwer errungenen Haltung zu Tiefland und Hochland keinen Platz mehr hatte. »Mein Großvater hatte blaue Augen«, erklärte er knapp, trotz allem ein wenig vor den Kopf gestoßen.
    Talo-Toecan holte tief Luft. »Hirdun ist ein verbriefter Name, nicht wahr? Kannst du deine Abstammungslinie an die Küste zurückverfolgen?«
    Strell nahm einen Stock und begann, damit in die feuchte Erde zu ritzen; die Zeichen verschwanden beinahe so schnell, wie er sie schrieb. »Ja«, sagte er betroffen, als er fertig war. »Lodesh hat recht. Einer meiner Urahnen kam von der Küste.« Er blickte auf und las Überraschung auf dem Gesicht des alten Meisters. Strell verkniff sich ein selbstzufriedenes Grinsen. Was hatte Talo-Toecan denn erwartet? Strell trug einen verbrieften Namen. Seine Abstammung hatte bei seinen Schwestern zur Aussteuer gehört. Selbstverständlich kannte er sie genau.
    Doch der Meister hatte den Blick schon wieder dem Feuer zugewandt. »Warum gab es nie Bewahrer?«, brummte er angespannt vor sich hin. »Jemand hat die gesamte Linie auf Generationen gezeichnet und versucht, die Beweise dafür zu zerstören.« Sein Kopf fuhr hoch. »Keribdis?«, hauchte er.
    Strell biss unwillkürlich die Zähne zusammen. Seine Familie war tatsächlich beunruhigend oft der völligen Vernichtung durch Seuchen und Brände – und in jüngster Zeit durch eine Flut – nur knapp entronnen. »Warum versucht sie, meine Familie auszulöschen?«, fuhr er auf. »Was bei den Wölfen stimmt denn nicht mit mir? Mit uns?«
    Talo-Toecan starrte ihn an. »Äh«, stammelte er. »Nichts. Ich glaube, deine unglücklich angeordneten Pfade erlauben es dir, Alissa über die Zeit hinweg zu finden, obgleich Lodesh und ich das nicht können. Die wenigen Fragmente, die eine Resonanz in meinem Geist erzeugen, würde man beispielsweise dazu benutzen, Septhama-Punkte zu finden. Ich glaube, dass du so etwas Ähnliches tust.«
    »Septhama-Punkte – da kommen doch Geister her«, sagte Strell erschrocken.
    »Eigentlich nicht, aber im Grunde ist Alissa augenblicklich nicht viel mehr als ein Geist, oder?« Er blickte durch die nasse Nacht zu Strell hinüber; seine goldenen Augen schienen zu leuchten und jagten Strell einen Schauer über den Rücken. »Ich kenne ein paar geistige Übungen, die helfen könnten, das Narbengewebe auf deinen Pfaden zu glätten«, sagte der Meister sanft. »Ich hätte das schon früher erwähnt, aber es erschien mir zwecklos. Es wird dir jedenfalls helfen, diese Kopfschmerzen loszuwerden.«
    Strells Augen weiteten sich. »Woher wisst Ihr, dass ich Kopfschmerzen habe?«
    Talo-Toecan richtete sich auf, als hätte Strell soeben einen Verdacht bestätigt. Er rückte seinen Hut zurecht, damit der Regen nicht auf seine Füße spritzte, und sagte: »Sie werden davon ausgelöst, dass die Energie nicht frei und sauber genug durch deine Pfade strömen kann.«
    »Aber Ihr sagtet doch, meine Pfade seien ein unbrauchbares Durcheinander.«
    »Das sind sie. Aber es könnte trotzdem helfen.« Er zögerte. »Vielleicht … vielleicht wäre es besser, das alles Lodesh gegenüber nicht zu erwähnen«, sagte Talo-Toecan. »Bis wir es mit Sicherheit wissen.«
    Strell stieß zittrig den Atem aus. Er fand, dass das sehr vernünftig klang.

 
    – 30 –
     

    L odesh!«
    Lodeshs Ellbogen glitten von dem schmalen Tisch. Sein Frühstücksgeschirr klapperte, und verlegen blickte er zu der Frau auf, die ihn großgezogen hatte und nun mit den Händen in den Hüften vor ihm stand.
    »Zum dritten Mal, mein Lieber. Würdest du bitte den Bann vom Fenster nehmen? Es ist recht warm geworden.«
    »Ja, Mutter. Entschuldige.« Der Bann löste sich. Der Duft von Euthymienblüten wehte herein und vermengte sich mit dem rhythmischen, beruhigenden Geräusch des

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