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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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und ihre Augen sind nicht die eines Meisters. »Aber das sind Redal-Stans auch nicht«, flüsterte er.
    Aber Alissa kann ein Pferd reiten, redete er sich ein. Aber nur Keribdis’ Pferd, dachte er dann, und auch das nur, weil sie kein Fleisch isst.
    Bei den Wölfen!, dachte er. Sie kann mit ihren Gedanken Kleidung erschaffen. Aber keine Schuhe – noch nicht, das hat sie selbst gesagt. Lodesh wurde bleich. »Kleider«, murmelte er tonlos. Kein Bewahrer machte sich je die Mühe, zu lernen, wie man Kleider erschuf. Der einzige Grund dafür wäre, dass sie sich – verwandeln konnte.
    Es drehte ihm den Magen um. Wie hatte er so blind sein können! Er hatte sie im Garten gefunden, im Dunkeln, ohne Schuhe. Sie hatte den Nachmittag im Hochland verbracht, wo sie mit Connen-Neute Blümchengirlanden geflochten hatte. Deshalb verstand sie sich so gut mit dem jungen Meister. Sie war selbst einer!
    Nein!, widersprach er sich heftig, denn er wollte das nicht glauben. Alissa war keine Meisterin. Er konnte keine Meisterin heiraten. Sie musste eine Bewahrerin sein!
    Reeve holte Luft, als wollte er etwas sagen. Dann ließ er den Kopf wieder sinken, und das rhythmische Knirschen begann von neuem.

 
    – 31 –
     

    F ünf …«, hauchte Alissa und betrachtete die Flammenkugeln, die über dem Kaminfeuer in ihrem Zimmer schwebten. Umfangen von ihren Feldern sahen die Flammen entschieden seltsam aus. Es war still, fast Mitternacht, und kein Laut störte sie. Langsam formte sie ein neues Feld. Ihre Freude verpuffte, als sie merkte, dass nun eines ihrer ursprünglichen Felder fehlte. »Bei den Hunden«, fluchte sie. Seit sie gestern Abend Connen-Neutes selbstgefälliges Lächeln gesehen hatte, war sie fest entschlossen, nicht aufzuhören, ehe sie sechs Felder gleichzeitig halten konnte.
    Sie hatte den ganzen Tag lang zu üben versucht, war aber ständig von Redal-Stan mit spontanen, unsinnigen Wünschen beschäftigt worden. Connen-Neute hatte sich verdächtig rar gemacht, und Alissa fragte sich, ob Redal-Stan wohl öfter von der Turmspitze aus in die Gedanken des jungen Meisters hineinplatzte, um Connen-Neute auf irgendwelche Botengänge zu schicken.
    Alissa schrak zusammen, als es leise an ihrer Tür klopfte. Ihre Felder brachen zusammen, sie sandte einen Gedanken aus und traf auf Ren. Satis Vision stand ihr plötzlich vor Augen, und ihr Magen verkrampfte sich. Sie wappnete sich, schob die Füße in Connen-Neutes Pantoffeln, warf noch eine Decke über das Nachthemd, das Nisi ihr geliehen hatte, erschuf eine Lichtkugel und öffnete die Tür.
    »Ren!«, sagte sie überrascht, denn er trug Reisekleidung, und ein volles Bündel lag zu seinen Füßen.
    » Äh, hallo, Alissa«, stammelte er und zog hastig seinen Kittel zurecht. »Habe ich Euch geweckt? Ich habe das Licht unter Eurer Tür gesehen und dachte, vielleicht  …«
    »Ich habe an meinen Feldern geübt«, sagte sie und trat auf den Flur, die Finger sacht um ihre Lichtkugel geschlossen. »Was tust du denn hier?«, fragte sie, obwohl das recht offensichtlich war.
    »Äh, würdet Ihr wohl versuchen, ob Ihr das Hauptportal für mich öffnen könntet?«, fragte er, und Alissas Augenbrauen hoben sich. »Unten«, plapperte er nervös. »Den Haupteingang. Jemand hat die äußeren Türflügel offen erstarren lassen. Redal-Stan kann sie nicht mehr schließen, deshalb wird jetzt das innere Portal über Nacht mit Bannen verschlossen.« Er blickte sie flehentlich an. »Die kann ich aber nicht öffnen.«
    »Ren. Du darfst nicht gehen«, sagte Alissa und merkte sofort, dass sie genau das Falsche gesagt hatte.
    »Tut mir leid, dass ich Euch gestört habe.« Er riss sein Bündel hoch. »Ich suche mir ein Fenster, durch das ich hinaussteigen kann.«
    »Nein, warte.« Mit dem Licht in der Hand lief Alissa ihm nach, so dass die Schatten wild über die Wände hüpften. Sie holte ihn am Treppenabsatz ein und vertrat ihm den Weg. »Ich habe nicht gesagt, dass ich dir nicht helfen würde«, keuchte sie. »Sag mir nur, was los ist.«
    Ren rang die Hände, starrte zur Decke und suchte nach den richtigen Worten. Alissas Schultern sanken herab. »Sie haben dir den Bewahrer-Status verweigert«, flüsterte sie.
    »Für mindestens ein weiteres Jahr«, fügte er verbittert hinzu.
    »Ren, du hast noch so viel Zeit …«
    »Hört auf!«, rief er. »Genau das hat Redal-Stan auch gesagt. Ich habe das Warten satt. Das Irgendwann. Er hatte es mir so gut wie versprochen. Dann hat er es sich einfach anders überlegt.

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