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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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sich mit dem sanften Regen. Misstrauisch beobachtete er, wie Lodesh den ersten, heißen Schluck trank. Es hatte nur einen Herbst gegeben, in dem so viele Meister die Feste verlassen hatten. Und Lodesh war damals dort gewesen. War das ein schlechtes Gewissen, was er da an ihm sah?
    »Hättest du doch nur Connen-Neute nicht verscheucht«, flüsterte Strell wie von Elend zerfressen. »Dann hätten wir uns länger unterhalten und vielleicht eine Lösung finden können.«
    »Wie oft muss ich denn noch sagen, dass es mir leidtut«, brummte Lodesh und erstarrte dann, als er Talo-Toecans misstrauischen Blick bemerkte.
    Talo-Toecans Finger schlangen sich um den Becher. »Also, Strell. Bist du immer noch überzeugt davon, dass unsere Chancen, wieder eine Verbindung herzustellen, steigen, wenn wir unsere Situation möglichst parallel zu ihrer gestalten?«
    »Ja.« Strell richtete sich auf. Angst, Erwartung, Zweifel und Hoffnung standen ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Dann sollte ich vielleicht fortgehen«, sagte Talo-Toecan nachdenklich.
    »Fortgehen?«, schrie Strell entsetzt auf.
    »Ich war in jenem Herbst im Tiefland, mit … mit Keribdis.« Talo-Toecan schluckte den bitteren Tee hinunter, um die Erinnerung zurückzudrängen. Beinahe hatte er sie verstanden. Beinahe hatte sie ihn verstanden.
    »Ihr glaubt doch nicht, dass das Ganze so empfindlich ist, oder?«, fragte Strell. »Wäre eine Raku-Länge nicht genug? So nahe musste ich Connen-Neute immer heranlocken, ehe ich einen Unterschied gespürt habe.«
    Talo-Toecan beäugte Lodesh. »Was meint Ihr, Stadtvogt?«, fragte er, und sein Herzschlag beschleunigte sich, als der Mann errötete – so subtil, dass es jedem außer einem Meister entgangen wäre.
    »Ich würde meinen«, sagte Lodesh langsam, »dass eine Raku-Länge ausreichen müsste.«
    »Dann glaubst du mir also doch, dass ich mit ihr spreche!«, rief Strell.
    Lodesh runzelte die Stirn. »Ja, das muss wohl so sein«, gestand er.
    Talo-Toecan beobachtete die Szene interessiert. Die Frage lautete nun, ob er dem Stadtvogt glauben durfte. Er trank einen Schluck Tee und stellte angewidert den Becher beiseite. »Bei den Hunden, Lodesh«, beklagte er sich. »Habt Ihr das Wasser nicht einmal kochen lassen?«
    »Mit meinem Tee ist alles in Ordnung«, sagte Lodesh, stand auf und stürmte hinaus.
    Strell sah ihm mit großen Augen nach. »Was macht ihm denn so zu schaffen?«, fragte er.
    Talo-Toecan runzelte argwöhnisch die Brauen. »Ich bin nicht sicher – noch nicht.«

 
    – 35 –
     

    S ie waren zu dritt, im Dämmerlicht vor dem Morgengrauen in seinem Zimmer im Bewahrer-Trakt. Lodesh seufzte schläfrig und zog unauffällig die Bettdecke zurück, um vorsichtig nach ihnen zu spähen. Er sandte einen Gedankenfaden aus, um nachzusehen, wer das war. Noch ehe er etwas feststellen konnte, sagte einer von ihnen: »Er ist wach. Packt ihn.«
    Lodesh schoss hoch. Eine Decke wickelte sich um ihn. Ein Arm schlang sich um seinen Hals, eine Hand drückte sich auf seinen Mund. Etwas umklammerte seine Fuß knöchel. Ein benebelndes Feld schloss sich um ihn, so dass er auch mit Hilfe seiner Pfade nichts mehr erspüren konnte. Verängstigt baute er einen Zerstörungsbann auf.
    »Warte«, hörte er Alissa rufen. »Lodesh. Warte!«
    Sogleich ließ er davon ab, und die Hand wurde von seinem Mund gezogen. »Alissa?«, flüsterte er. Eine Augenbinde ersetzte rasch die Decke über seinem Kopf, doch derjenige war zu schnell und zu geschickt, als dass Lodesh einen Blick hätte erhaschen können. Dankbar sog er die kühlere Luft ein.
    »Lodesh. Es tut mir leid«, sagte Alissa. Er spürte eine Berührung am Arm. »Dir wird nichts geschehen. Ich verspreche es.« Jemand schwang seine Füße auf den Boden. »Ich verspreche es«, wiederholte sie, doch es klang, als wolle sie es sich selbst einreden.
    »Fuß?«, sagte eine graue Stimme, und Lodesh fuhr zusammen. Connen-Neute? Was wollte der junge Meister von ihm? Mehrmals klopfte etwas auf den Boden, und Lodesh hob gehorsam einen Fuß an. Erst der rechte, dann der linke Fuß wurden in seine vertrauten Reitstiefel gesteckt.
    »Brauchst du den Nachttopf?«, erklang Breves unverkennbare dunkle Stimme, und Lodesh schüttelte den Kopf. Er hatte nur ein paar Stunden geschlafen, und ihm war beinahe schlecht vor Müdigkeit.
    Eine feste Hand an seiner Schulter zog ihn hoch. »Zieh das an«, brummte Breve, und Lodesh schob die Arme in einen langen Mantel, dessen Saum schwer seine Waden streifte. Er roch nach

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