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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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schwerer.«
    »Ich werde nicht Stadtvogt. Sie können mich nicht dazu zwingen«, sagte er und hörte Panik in seiner Stimme.
    Kleinlaut und traurig flüsterte Alissa: »Doch, das können sie.«
    »Du hast doch gesagt, jeder hätte eine Wahl!«, rief er.
    »Das stimmt auch«, erwiderte sie unglücklich. »Aber manchmal trifft ein anderer die Wahl für dich.«
    Graus tänzelte zur Seite und schnaubte nervös. »Gibt es ein Problem?«, trieb Connen-Neutes Stimme geisterhaft durch Lodeshs erzwungene Blindheit.
    Lodesh hatte entsetzliche Angst vor dem, was hier geschah, konnte es aber nicht aufhalten. Er erwog seine Möglichkeiten. Er konnte sich weigern, redete er sich verzweifelt ein. Ja. Er würde sich weigern. Sie konnten ihn zu gar nichts zwingen. »Nein, es gibt kein Problem«, erklärte er steif.
    »Danke«, flüsterte Alissa, und er zuckte zusammen, als er ihre Hand an seinem Arm spürte und es wieder vorwärtsging.
    In eine unwirkliche Stille gehüllt, ritten sie in die Stadt ein. Er hätte nicht bemerkt, dass sie schon dort waren, wenn der Hufschlag auf harten Straßen nicht von den Häuserwänden widergehallt hätte. In der Ferne hörte er das rhythmische Dengeln einer Schmiede, dann nichts mehr. Der Duft von Gewürzkuchen stieg ihm in die Nase, und nun fand er sich zurecht: dritter Ring, auf einer schmalen Straße, die zur Wiese führte.
    Hinter ihm hörte er: »Wo sind wir, Breve?«, und Breves gedämpfte Antwort: »Westviertel.«
    Alle waren fort, vermutete Lodesh. Sie waren weg oder vollkommen still, und unter diesem verfluchten Bann konnte er nicht mehr feststellen. Er hatte sich noch nie so allein gefühlt. Aus dem Klappern der Hufe wurde ein dumpfes Trampeln, und der Duft feuchter Erde stieg zu ihm auf. Graus tänzelte munter, als eine Herde Junghengste heranfegte und abdrehte, sobald die Tiere Connen-Neute witterten. Ihr donnerndes Hufgetrappel verklang, nur das Gras strich zischend über die Brust der Pferde. Allmählich drang auch der üppige, berauschende Duft der Euthymien zu ihm. Ein schwaches Grollen trieb durch die Luft, das er nicht erkannte. Graus blieb von selbst stehen und warf nervös den Kopf.
    »Von hier aus geht ihr zu Fuß«, brummte Reeve unmittelbar vor ihm. »Eure Pferde werden mir nicht das Moos zertrampeln.«
    »Guten Morgen, Reeve«, sagte Alissa, deren Stimme vor lauter Schuldgefühlen kaum wiederzuerkennen war.
    »Alissa«, entgegnete er steif. »Ich sage Euch, das gefällt mir nicht.«
    »Mir auch nicht«, erwiderte sie seufzend.
    »Hier«, sagte Reeve, offenbar zu Alissa. »Ich helfe Euch lieber von diesem dummen Vieh, ehe es Euch abwirft.«
    Lodesh saß hastig ab und blieb hilflos neben Graus stehen. »Vater?«, flehte Lodesh. »Lass nicht zu, dass sie mir das antun.«
    »Still, Junge«, sagte Reeve barsch, als die Schritte von Breve und Earan näher kamen. »Uns müssen nicht alle Entscheidungen gefallen, die wir treffen.«
    »Aber Vater«, flüsterte Lodesh und drehte sich um, als er Alissas Berührung spürte. Sie zitterte, und er packte ihren Arm, als sie stolperte und beinahe stürzte.
    »Entschuldigung«, murmelte sie atemlos. »Ich fühle mich auf einmal gar nicht gut.« Sie stützte sich schwer auf ihn. »Asche, mein Kopf tut so weh. Lasst mir nur einen Augenblick Zeit.«
    Erschrocken wandte Lodesh blind den Kopf hin und her. »Vater?«, rief er.
    »Bei den Hunden, Alissa!«, rief Reeve aus, und Alissas Gewicht verschwand plötzlich. »Hier, kommt. Nehmt meinen Arm. Ihr könnt Euch ins Zelt setzen. Hat dieser alte Narr von einem Meister Euch etwa hierhergeschickt, obwohl es Euch nicht gut geht?«
    »Heute Morgen ging es mir noch gut«, protestierte sie schwach. »Ich habe letzte Nacht nicht viel geschlafen.«
    Lodesh griff nach seiner Augenbinde. »Das reicht«, sagte er, doch plötzlich wurden ihm beide Arme an den Körper gepresst.
    »Noch nicht, Bewahrer«, hörte er Connen-Neutes leise, seidige Stimme.
    »Aber Alissa …«
    Ein kurzes Zögern. »Ihr fehlt nichts.« Sorge schwang in Connen-Neutes Stimme mit, und der Meister ließ ihn los. »Sie ist nur etwas blass.«
    Connen-Neute geleitete ihn in den kühlen Schatten der Euthymienbäume. Schließlich ertastete er eine Zeltwand, und die Augenbinde wurde ihm abgenommen. Er blinzelte im bernsteinfarbenen Licht, das durch die gelben Stoffbahnen fiel. Alissa saß im Schneidersitz auf einem Kissen in der Ecke. Sie barg den Kopf in den Händen und sah so erschöpft aus, als sei sie nach Ese’ Nawoer gerannt und nicht

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